die Armbeuge herab (Fig. 8. 12. vrgl. 19. s). Der Schaperon schützte trefflich gegen Regen,
Schnee und Reif (18. is); trat gutes Wetter ein, so zog man ihn aus und legte ihn um den Hals
oder- über die Schulter. Wollte man sich den Kopf gegen die Sonne schützen ohne Hals und
Schultern einzuschliessen, so zog man die Kappe mit dem Gesichtsschlitze über den Schädel, drückte
die Spitze nieder, drehte den unteren Teil, den Kragen, zusammen und schlang diesen in Gestalt
eines Knotens um den Kopf (Fig. 8.10. u). Diese Anlage dürfte so alt sein wie die Kappe selbst;
ihre früheste bildliche Ueberlieferung aber stammt erst aus dem 13. Jahrhundert. Alle Welt trug
solche Kappen, der Laie, der Geistliche und der Mönch; diese der Kappe zugewendete Gunst be-
schränkte den Gebrauch des Mantels. Es gab Kappen für jeden Stand und von mannigfachem Zu-
schnitte; die einen waren vorn ihrer ganzen lange nach offen (18. 1 19.12) und ihr Kragen glich einem
Mantel, in welchem sich nicht selten Schlitze für die Arme befanden; andere Kappen reichten bis auf
die Kniescheibe, waren völlig geschlossen und mit Armschlitzen (18.22) oder mit langen weiten Aermeln
versehen, die gleichfalls zum Durchstecken der Arme aufgeschlitzt waren (I8. 24); Kappen der
letzten Art führten zuweilen noch einen eigenen Kragen (18. 17) gleich dem ursprünglichen Bardo-
cucullus (Fig. 8. 12). Leute, welche allem Wetter preisgegeben waren, setzten über die Kappe
noch ihre Mütze auf (18. 18). Minder wirkungsvoll, wie gegen die Schnabelschuhe, richtete sich
der priesterliche Unmut gegen die Mode, Haar und Bart zu tragen. Herren vom Adel pflegten den
Bart in eine Menge von winzig kleinen Büscheln zu zerteilen und jeden Büschel mit goldenen Fäden
zu umwickeln; so entstanden goldene Bärte, die man nTressena nannte (gallone). Gegen Ende des
Jahrhunderts aber wurde es wieder üblich, den Bart hinwegzurasieren. Das Haar trug man lang
in den Nacken und über die Ohren fallend; vorn aber wurde es in das Gesicht gekämmt und in
der Mitte der Stirnhöhe von einer Schlafe zur andern mit einem geraden Schnitte verkürzt; fest-
gehalten wurde das Haar durch einen Goldreif oder ein einfaches Band, das wSchapeleta. So trug
die Kappe und das Haar alle Welt; Bürger, Pilger und Straflinge sahen sich einander zum Ver-
wechseln ahnlich. Dieser Umstand erregte den Zorn der Priester; die Kirche stützte ihren Widerstand
auf ein Wort des Apostels Paulus an die Korinther: nLchrt euch die Natur nicht selbst, dass es eine
Unehre ist für einen Mann, wenn er sein Haar lang wachsen lässtlu Die Priester verweigerten das
Abendmahl denjenigen, welche ihr langes Haar nicht verkürzen mochten, ja sie führten während des
Gottesdienstes Scheren mit sich, um die Kommunikanten kurzer Hand ihres lockigen Schmuckes zu
entledigen. Der priesterliehe Unmut erreichte jedoch nichts weiter, als dass man die Sträflinge ver-
urteilte, rasiert und geschoren zu werden.
Die Frauentracht im 12. Jahrhundert erhielt durch anscheinend geringe Verände-
rungen im Schnitt einen weitaus ZlCTllChCTCII Charakter als bisher; sie gesellte sich zu dem
Schönsten, was bis jetzt auf dem Gebiete der Mode geleistet worden war. Die augenfalligste Ver-
änderung bestand darin, dass man das Oberkleid, die Bliaud, nicht mehr von den Schultern an
nach unten hin sich gleichmässig erweitern liess, sondern dasselbe unter der Brust so verengte,
dass es den Körper glattanliegend umschloss und sich erst von hier an erweiterte. Um diesen
Anschluss zu erzielen schnitt man Vorder- und Rückenteil an den Seiten und zwar von der Brust
an bis auf _die Hüften ziemlich tief aus (vrgl. Fig. 3. e). Das Kleid fiel mit leichtem Gefältel bis
auf die Füsse herab (19. 19-21) und führte nicht selten hinterwärts eine Schleppe. Auch die Aermel
wurden einer wesentlichen Aenderung unterworfen. Es gab Aermel von dreierlei Schnitt; sie
wurden entweder oben viel Weiter gemacht, als bisher (Fig. 8. s), während man Sie im Unterarme
bei ihrer üblichen Enge beliess und an der Handwurzel zum Zuknöpfen einrichtete, oder sie wurden
von oben an bis in die Mitte des Unterarmes fest anliegend gemacht und erst von hier aus mit einer
so bedeutendenWeite ausgestattet, dass sie fast denBoden berührten. Sollten sich die Aermel nicht all-
gemach sondern plötzlich öffnen, so wurde der untere Teil an den eigentlichen Aermel besonders
angesetzt (Fig. 8. s); man nahm das hierzu erforderliche Zeugstück in die Quere, so dass dessen
Länge der Weite des Aermels entsprach. Um das hinderliche Schleppen der Aermel zu beseitigen,