und Steinschneiders. Der Goldschmied musste Maler sein bei den Schmelzarbeiten, Bildhauer bei dem
Ornamentenwerk und Architekt bei der Form seiner Erzeugnisse. Die mittelalterliche Goldschmiede-
kunSt hat fast alle Künste beschäftigt; mit ihren erhabenen oder vertieften Figuren, mit ihrem blumen-
reichen Laubwcfke, mit ihrem netzartigen Filigrane, ihrem Schmelze, ihren Niellierungen, Bandver-
Schlingungen, Damassinierungen und Edelsteinen bekleidete sie die tragbaren oder feststehenden
Altäre, Kelche (16. 5. 20. 22. 15), Deckel (22. 20, Schale eines Handwärmers), Kannen (16. 11.12),
Rauchfässer (16. 1. 22.14.19), Hostienbehälter(9.ii. 12. 20. 25. 22. ii), Tabernakel (22. 16. 21),
Qelbehälter (16. s. 19), Lampen, Leuchter undLichterkronen (15. 1-10. 16. 2-4. s), Agraffen
und Chormantelspangen (14. a. s), Bücherbeschläge (22. i), Hirtenringe und Hirtenstäbe
(21.14.1549. 16. 9. 1.1. 22. e. 11. 18). Ausserhalb der Kirche fasste und veredelte ihre mächtige Hand alle
GegenStände des bürgerlichen und kriegrischen Lebens: Heirats- und Verlobungsringe, Almosenbeutel,
Schmuckkästchen, Schränke, Spangen, Kleinodien für jeden Gebrauch und von allen Formen, Schalen,
Becher und Humpen; man findet ihre Arbeit auf den Schutz- und Trutzwaffen, den Heimen, Panzern,
Schilden; Degen, Dolchen und Sporen. Die Goldschmiedekunst selbst aber war eine Schülerin der
Architektur, bei welcher sämmtliche Künste in die Schule gingen, und so erklären sich ihre häufigen
Nachahmungen der damals üblichen Architekturmotive. Namentlich die religiöse Goldschmiedekunst
Vcfdankte ihre Eingebungen sehr oft den Dekorationen der Bauten, und die Kelche, Hostienbehälter,
Monstranzen, Tabernakel (22. 21), Kreuze, ja selbst die Weihrauchfässer (16. i) erinnern in vielen
Fällen an die Gebäude der damaligen Zeit.
Was nun die Möbel und den übrigen Hausrat während jener dunklen Periode des christ-
lichen Mittelalters betrifft, so haben sich nur wenige Stücke davon erhalten und sind wir in dieser
Beziehung vorzugsweise auf die Miniaturen und schliesslich auf die Siegel angewiesen. Es ist uns
aus der merowingischen Periode ein Thronsessel erhalten geblieben (23. i), welcher ursprünglich
nach dem Vorbilde der römischen Curulsessel zum Zusammenklappen eingerichtet gewesen, im
12. Jahrhundert aber durch Hinzufügung einer Rücklehne in einen feststehenden Sessel verwandelt
wurde. Dem römischen Faltstuhle gleichen die Thronsessel auf den Siegeln der französischen
Könige (vergl. 23. a), während auf den deutschen Siegeln und Miniaturen (12. ii. 19. 2a. 24. 25) durch-
weg die byzantinische Form quadratischer Kasten mit und ohne Rücklehne erscheint. So beschaffen
waren die Sitze zum alltäglichen Gebrauche noch im 12. Jahrhundert (16. a0. a1); doch gab es auch
vierbeinige Gestelle (16. ii2) und Sessel mit Rück- und Armlehnen finden sich in allen Miniaturen seit
der Karolingerzeit (16. 23. 23. 2. s. 5. 1a. n); man pHegte die Sitze jeder Art mit Kissen und Teppichen
zu belegen, auch Fussbänkchen beizugesellen (23. 14. 15). Die Tische hatten eine rechteckige, halb-
runde, ovale oder kreisförmige Platte (16.21.22) und wurden völlig mit einem Tuche bedeckt oder
nur um den Rand herum verhängt. Die Platte der Schreibtische (16. 411. 23. 11. 12) war auf einem
Ständer mit Fuss befestigt; ausserdem gab es Schreibpulte (23. 9. 10), welche man beim Schreiben
auf die Kniee setzte. Die Betten bestanden aus einem Gestelle von Stabwerk oder aus viereckigen
Kasten, die ab und zu mit Füssen versehen waren, oder aus Bahren mit vier Füssen (16. 21-28. 23. 20);
gewöhnlich war die Kopfseite des Bettes höher als die Fussseite; beide Seiten aber bestanden
nicht selten aus Metallstäben mit dazwischen ausgespannten Gurten (16. 25. 20); zuweilen wurde das
ganze Bett aus Stäben und Gurten hergestellt (23. 19). Wie die Miniaturen zeigen war über
dem Bette fast immer eine. Hängelampe angebracht (16. 25. 23. 211), ein in der Zeit des Gespenster-
glaubens notwendiges Gerat, undldas Bett selbst mit Vorhängen umgeben. Nur flüchtig in den
Handschriftenangedeutet finden sich noch Leuchter (16. a5. 36), Truhen und Kästchen, zu-
weilen auch ein Betpult (16: 29) oder eine Wiege (23. 24); letztere war gegen Ende des 12. jahr-
hunderts unsern heutigen Wiege-n ahnlicli (23. 2a). Von Hausgefässen in Thon hat sich aus
jener Epoche nichts erhalten; die alten Grabgefässe können, weil unglasiert, niemals zum Haus-
gebrauche gedient haben; die holzernen. Gefasse, welche wir an den Grabstätten gefunden, zeigen
Füfmgllääteilt:thncälftthtgßlteßeffwzOljxlanlllCh sind; dasselbe lasst sich auch von den in den Miniaturen
5