zusammen, um Modelle für alles zu bilden, was zum Mobiliare der Abendländer gehört, für Geräte,
Kleider und Waffen. Das Manuscript der Aebtissin Herrad von Landsberg, welches im 12. jahr-
hundert entstanden ist, lässt uns in seinen Abbildungen von Möbeln und Stoffen den ausgesprochenen
Einfluss dieser zwischen Morgen- und Abendland erwachsenen Kunst erkennen. Diese blieb indess
auf die Luxusgeräte beschränkt; das Gerät für den täglichen Bedarf auf den Höfen und Burgen,
die meist weit von einander entfernt und in wenig bebauten Gegenden lagen, wurde von den
Knechten nach eigenem Belieben hergestellt oder dUYCh beSoldete Leute von geringer Schulung.
Das Kunsthandwerk wurde vorzugsweise durch die Kirche beschäftigt und so kommt es,
dass fast alle Ueberreste aus jener Zeit einem kirehliehen Zwecke gedient haben; selbst bei den
noch erhaltenen Hörnern aus Elefantenzahn (13. 1) ist anzunehmen, dass sie vor Einführung der
Glocken gebraucht wurden, um den Klosterleuten die Stunden zur Absingung der kirchlichen Tages-
zeiten anzukündigen. Aus den Tagen Otto's III. stammt ein zierliehes Weihwassergefäss (18. 2),
das mit Bezug auf den Psalm 23: "Fürsten, öffnet eure Thore" mit kriegerischen und priesterlichen
Figuren ausgestattet ist; umschlossen wird das Gefäss von drei Bandstreifen aus vergoldetem Silber,
die mit Edelsteinen besetzt. Aus Byzanz stammt die Form von Koffern und sargähnlichen Schreinen,
welche in unsern Kirchen als Rel iqu ienbehälter dienen. Diese Truhen (16. 1) sind viereckige Kisten
von verschiedener Länge; sie haben gewöhnlich einen flachen oder giebelartigen Deckel, Zuweilen
auch ein Fussgestell und sind von Holz oder Kupfer (22.12) oder von Holz mit Kupferbeschläg,
bei geringerem Umfange auch von Elfenbein (22. 2:1. 24). Noch giebt es völlige Sarkophage, die
bestimmt waren, einen ganzen Körper aufzunehmen. Im Dome zu Aachen befindet sich ein Schrein,
welcher die irdischen Ueberreste Karl's des Grossen umschliesst und der letzten Hälfte des 12. jahr-
hunderts angehört (13. 3); er ist aus vergoldetem Silberblech mit Emaille; auf beiden Seiten sind
acht Rundbogen, unter welchen die getriebenen Bildwerke deutscher Könige und Kaiser ersichtlich;
der Deckel ist giebelartig und seine Flächen sind mit Scenen aus dem Leben des Kaisers in flach-
gearbeiteten Bildwerken geschmückt, die Kopfseiten aber mit der sitzenden Figur der Mutter Gottes
einerseits, anderseits mit jener Karl's des Grossen zwischen dem Papste Leo III. und dem Bischöfe
Turpin_ Diesem Sarkophage formverwandt ist eine Licht erkrone (15. 1), die von Friedrich Barbarossa
gestiftet sich ebenfalls im Dome zu Aachen befindet und ein Sinnbild des himmlischen jerusalem dar-
stellt mit seinen Mauern, Türmen und Zinnen; sie besteht aus einem kreisförmigen Reife, dessen durch-
brochene Mitte mit jetzt verschwundenen Ornamenten ausgefüllt war; besetzt ist der Reif mit sechs-
zehn Türmchen, in deren Nischen sich je drei nun ebenfalls in Verlust geratene Figuren befanden.
Zwischen den Türmchen ist der Reif zu Kreissegmenten ausgebaucht und auf dem oberen Rande
mit Kefzenstacheln besetzt; von acht Türmchen gehen Stabketten nach vier Krystallen und von diesen
Krystallen aus vier gleiche Ketten nach einem apfelförmigen Knaufe, welcher mit einem Ringe in einer
Gliederkette hängt. Die Lichterkrone ist von Vergoldetem Kupfer; der Jetzt fehlende Zierrat war
von Silber. Eine ähnliche Krone befindet sich im Dome zu Hildesheim (15. s), und eine dritte in der
Abteikirche zu Komburg in Schwaben. Auch von Stand- und Handleuchtern sind uns aus dem
11. und 12. Jahrhundert noch mehrere erhalten (15. s. 1-11. 16. 2-4. s). In der üblichsten Form be-
standen derartige Leuchter aus einem Schafte mit Mittelknauf, einem Untergestelle mit drei Füssen
und einem Teller mit Kerzenstift, ihre Verzierungen aber in einer Verbindung von Rankenwerk mit
drachenartigen Ungetümen oder aus Schmelzwerk auf sonst glatten Flächen (9. 21. 22). Völlig
verschieden von diesen Leuchtern giebt es andere, welche aus frei gearbeiteter! DfäChen oder
sonstigen Tieren mit reitenden Lichtträgern bestehen (15. s. s. 11. 16. s. 4. s). Die Motive hierzu sind
zumeist der germanischen Mythologie entnommen; da begegnet uns der zum Drachen umgestaltete
Fenriswolf, in dessen Rachen der Ase Tir seine Hand legt (15- 11- 16- 4l- Die C0mpositionen dieser
Art sind voll Leben und Reichtum, aber von einer gewissen Roheit, welche noch nicht durch den
Geschmack gebändigt worden. Die Goldschmiedekunst stand damals völlig im Dienste der Kirche;
sie selbst erheischte die mannigfachen Fähigkeiten des Schmelzers, Giessers, Bildhauers, Juweliers