Volltext: Trachten (Bd. 2)

beliebt (20. s); letztere liessen ihre Panzer häufig nach unten hin in offene Kniehosen übergehen (20. 12). 
Um die Anlage eines so beschaffencn Haubert zu ermöglichen, war auf der Brust eine grosse 
Oeffnung angebracht, welche sich mit einem viereckigen Latze verschliessen liess. Vorderarme und 
Unterschenkel wurden nicht von dem Haubert bedeckt; jene suchte man durch die Aermel eines 
gesteppten Wamses, diese durch gleichfalls gegitterte Rüststrümpfe zu schützen oder durch Riem- 
werk. Die beringten Harnische ergänzte man durch ebenmässig bcringte Beinlinge, Welche unter- 
halb des Knies die vordere Hälfte des Beines bedeckten und am Knie sowie hinten über die Wade 
herab verschnürt wurden (12. 2. 5. 11). Zu dem Schuppenrocke gehörten völlige Beinlinge, die ringsum 
gcschuppt waren (12. 4). Zuweilen wurde auch nur eines der Beine gepanzert, Welches der lange 
Schild nicht bedeckte (12. 1). Noch gab es Panzer, welche nicht gefüttert waren, sondern völlig 
aus ineinandergehängten eisernen Ringen bestanden; in jedem Ringe hingen vier andere Ringe 
(21.13). Maschenhemde dieser Art waren schon im 10. Jahrhundert verbreitet und wurden über eine 
Bekleidung von Leder oder gestepptem Zeuge angelegt, welche Gambeson hiess (20. 11); die Schutz- 
rüstung des gemeinen Kriegers beschränkte sich häufig auf den Gambeson allein. Seit der Mitte des 
12. Jahrhunderts kamen in Deutschland noch andere Hauberte auf, nämlich Schuppenpanzer, deren 
Schuppen nicht von Metall sondern von Leder oder festem Horne waren (12. 7. 20. 1a). Der Horn- 
panzer kam aus Asien, wo er seit Jahrhunderten namentlich von den Parthern und Sarmatcn 
getragen wurde (Bd. I. 62.13); mit dem Haubert aus Lederschuppen waren schon die Dänen bei 
ihrem Einbrüche in England ausgerüstet (5. s); dieser Panzer hiess Corium. Ausserdem gab es im 
12. Jahrhundert einen langen bis zum Knie reichenden, mit ziemlich weiten Aermeln besetzten 
Rock, welcher völlig mit kleinen rautenförmigen Blechen besetzt und bisweilen streifig verziert war 
(20.19. 21). Nicht mit der Kapuze des Haubert allein wurde der Kopf geschützt; man setzte noch 
einen Helm über die Kapuze. Der Helm war stets von starkem Bleche aus Eisen oder Bronze, oder 
hälftig aus Eisen und Bronze (G. 12. 20. 12), der Formlnach kegelig mit mehr oder weniger gewölbtem 
Profile (12.  4) oder niedrig mit flachem Boden (12. 2); er hatte einen unbeweglichen, mehrere 
Finger breiten Nasenschutz oder Schembart (Nasal), welcher zur Wehr der Nase dienend über 
dieselbe hinunterreichte. Ein ebenfalls mit fester Nascnberge versehener Helm hatte eine gewölbte 
Kappe oder Glocke mit stehenden Wangenklappen und beweglichem Nackenschutz; in der Somme 
wurde ein Helm dieser Art gefunden (21. 20). Der Rundhelm hatte schon im 9. Jahrhundert eine 
übermässige Höhe angenommen (5. s); in dieser Form war er noch im 12. Jahrhundert üblich (12. 20) 
und oft mit Wangenklappen versehen (20. 21). Daneben gab es andere Helme, welche mehr 
oder weniger einer phrygischen Mütze glichen  u. s. 21. 21. 23), gegen Ende des 12. Jahrhunderts 
auch solche, welche in Topfform den Kopf bis über die Nase herab völlig umschlossen (6. 22. 8. 0. 
20; 22. 21. 17. 21) und mit schmalen Oeffnungen für die Augen versehen waren. Der Helm hatte 
eine dreifache Unterlage; den Kopf zunächst bedeckte eine gepolsterte Zeugmütze (Bunthaube, 
Schaperon 20. 11. 20); darüber kam die Kapuze des Maschenhemdes, die mit Riemen an jener befestigt 
wurde, und zuletzt eine Hirnkappe von Eisen, die kleine Kesselhaube (Bassinet, franz. cerveliere 
20.111); über diesen dreifachen Kopfsehutz wurde der Topfhelm gestülpt; diesen aber pflegte der 
Reiter, wenn er unterwegs war, an den Sattel festzuhaken. Ueblich neben dem Topfhelme war 
eine grössere Kesselhaube mit vorspringendem Rande (20. 13). Der gewölbte Rundschild mit Nabel, 
welcher schon in der Karolingerzeit üblich gewesen (10. s. 20. a.   war noch im 10. Jahr- 
hundert allgemein (10. 2a. 20. s. 10) und findet sich noch auf dem Teppiche von Bayeux, welcher dem 
11. Jahrhundert angehört. Mit der Neigung den Schild zu vergrössern kamen auch andere Formen 
auf; man spitzte den Rundschild nach unten hin zu, ihm so die Form eines Ovales oder eines 
Herzens (10. 211. 21. 2c. 21) gebend und verlängerte ihn schliesslich bis zu einem fast mannshohen ge- 
streckten Dreiecke (G. 12. 12. s. 20. 12. 14. 17); diese Schilde durchliefen alle Formen vom Halbcylinder 
an bis zu den völlig flachen, welche unseren Papierdrachen glichen (12. 2.1.5 u. ff); sie waren 
innen mit zwei Handgriffen (Enarmes) versehen und zugleich noch mit einem Riemen, welcher dazu
	        
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