sich dargestellt in einem dem griechischen Frauenchiton völlig ähnlichen Gewande mit Ueberschlag
und Lendenbausch; sie hatten dasselbe vermutlich erst bei dem Einbruche ihres Volkes in Klein-
asien und Griechenland kennen gelernt. Die Longobarden bekleideten sich zur Zeit ihres ersten
Erscheinens an der Donau mit weiten und meist leinenen Röcken, wie solche die Angelsachsen trugen
und die zum Schmuck mit breiten Streifen von anderer Farbe besetzt waren; ihre Schuhe liessen
den Rist fast bis zur grossen Zehe offen und wurden mit ledernen Riemen festgebunden. In
späterer Zeit erscheint die Longobardentracht nahezu in römischer Weise umgestaltet; sie bestand
damals aus engen, farbigen Hosen (10. 5), welche noch nach alter Sitte von den Knöcheln an über
die Waden herauf mit bunten Bändern in kunstvoller Verschlingung umwickelt wurden, und in einer
buntfarbigen halblangen Tunika mit langen, zuweilen andersfarbigen Aermeln, in Schultermantel
und in Halbstiefeln, die im Fussgelenke umschnürt. Beim Reiten wurden wollene Gamaschen über
die Hosen gezogen. Die den keltischen Stämmen am Rhein und an der Donau zunächst wohnenden
Sueven hatten von diesen die Hosen angenommen (10. ß), vermutlich auch die übrigen Gewand-
stücke und ebenso die Sitte, ihr langes Haar wie einen Busch auf dem Wirbel zu unterbinden.
Wie Schatten gleiten die germanischen Stämme durch die stürmische Epoche der Völkerwanderung
dahin; es ist nicht Tag, es ist nicht Nacht; die Tracht der Wildlinge lässt sich nur selten er-
kennen; aber da, wo die Völker in das volle Tageslicht der Geschichte heraustreten, tragen sie
römisches Kostüm vermischt mit geringen Ueberbleibseln der heimatlichen Gewandung. S0 einfach
und farblos die Tracht der alten Germanen im Anfange war, so glänzend erschien sie nach der
Völkerwanderung; in die Stoffe selbst waren goldene Fäden und Muster eingewebt, handbreite Gold-
säume umzogen alle Ränder; goldene Schnüre schlangen sich durch das Haar; Gürtel, Riemen und
Schuhe waren vergoldet und mit Perlen und farbigen Steinen besetzt.
Auch die ursprüngliche Bewaffnung der germanischen Stämme ist zum grossen
Teile unbekannt geblieben. "Als Schutzrüstung waren Tierfelle im Gebrauch, die wie Mäntel um
die Schultern gehängt und mit der Kopfhaut, sammt deren Ohren, Hörnern oder Geweihen über den
Kopf gezogen wurden (vergl. 1.16); die Helmzier des Mittelalters scheint ein Rest dieser alten Sitte.
Panzer und Helme waren selten; nur in den skandinavischen Ländern hatte sich durch den leichteren
Verkehr mit den civilisierten Südvölkern die Schmelz- und Schmiedekunst schon lange vor der
Zeit ausgebildet, als die Cimbern in Italien einbrachen; die cimbrischen Reiter trugen Panzer und
Helme, letztere mit farbigen Büschen besteckt. Der gemeine Mann kämpfte ohne Kopfbedeckung
und mit nacktem Oberkörper; als Schutzwaffe gebrauchte er nur den Schild; dieser war nicht
selten über mannshoch, aus Weiden geflochten, mit Tierhaut überzogen und mit grellen, nament-
lich roten und weissen Farben bemalt; später wurden die Schilde aus Lindenholz mit eisernem
Rahmen hergestellt. Als Angriffswaffcn dienten zuerst gewöhnliche Holzkeulen, dann Kolben mit
ehernen Köpfen und Stachelspitzen; dies waren die Vorläufer der Morgensterne. Es gab auch Keile
in Meiselform; diese wurden ursprünglich aus Feuerstein, Hornblende oder Granit hergestellt, später
aber aus Erz; man steckte sie senkrecht auf einen hölzernen Schaft und befestigte sie mit Sehnen,
Riemen oder mit Nietnägeln; neben der Dille sass ein Ring (17. as), durch welchen ein Riemen
lief, vermittelst dessen man die Waffe nach jedem Würfe Wieder Znfüeklog. Es wird behauptet
und bestritten, dassdiese Waffe die Framea sei, die Nationalwaffe der Germanen, von welcher
Tacitus spricht. Noch gab es andere Waffen oder Werkzeuge, die im Winkel wie eine Axt oder
in der Mitte wie eine Doppelaxt an ihrem Schaftc befestigt waren. Als Lieblingswaffe galten
Schwerter von Bronze und längere mit eiserner Klinge.
Unter allen Stämmen der germanischen Völkerfamilie treten die Franken am deutlichsten
aus dem Zwielichte der alten Ueberlieferungen hervor. Trotzdem ist unS über die älteste Tracht
der Franken auch nur sehr wenig überliefert worden und die dürftigen BeriChte Stehen untereinander
im Widersprüche; vermutlich hatte von den Stämmen, aus welchen das Frankenvoik Zusammen-
geronnen war, jeder seine Eigenheiten bezüglich der Tracht noch lange Zeit hindutch behalten-