unter der Brust gegürtetem Rocke ohne Taille, mit Aermeln oder ärmellos, in einer offenen weiten
Jacke mit weiten Halbärmeln, in Schürze, Kopftuch und sandalenartigen Schuhen von weissem
Leder und in mantelartigem Umhänge mit Armschlitzen; eine der Frauen ist zum zweitenmal unter
den Hüften gegürtet. Im 17. Jahrhundert kamen Leibchen und Schnürbrust zur Verwendung, doch
stets den nationalen Trachtenformen angepasst. Im 18. Jahrhundert blieb man der französischen
Mode nicht fremd, doch bewahrte man der heimischen Tracht immer seine Vorliebe.
Die Böh m e n gehörten seit den Tagen Kaiser Arnulf's zum deutschen Reiche. Trotzdem sie
viel von deutscher Sitte und Kleidung annahmen (99. 20. 21), behaupteten sie doch neben ihrer Sprache
auch in der Tracht manche Stücke, die noch am Ausgänge des 16. Jahrhunderts trotz ihres ver-
änderten Zuschnittes den slavischen Ursprung nicht verkennen liessen. Slavisch war bei den Männern,
namentlich in den niederen Klassen, der Rock samt dem Aermelmantel, sowie die Mütze samt den
Stiefeln, bei den Frauen namentlich der Mantel. Die Männer (100. 20) trugen über anschliessenden
Hosen einen bis zum Knie verkürzten Rock, vorn offen und innen mit Pelz gefüttert, der mit
dem Schwertgurte sowie einer Schärpe gegürtet wurde, darüber einen ebenso langen Mantel mit
kurzen Aermeln, dessen Futter und Ueberfallkragen von Wolfs- oder Bärenpelz war; endlich eine
hohe langhaarige Fellmütze undStiefel ohne Absätze. Edelleute gingen in deutscher Schaube samt
Barett und niederen Schuhen einher (100. 11). Aehnlich trugen sich die Frauen aus dem Volke mehr
nach altheimischer Sitte und die vornehmen mehr nach deutscher. Der Rock war in dichte Längs-
falten gelegt (100. 19); der bis zum Knie reichende, vorn offene pelzgefütterte Oberrock hatte
gewöhnlich lange enge Aermel, doch keine Taille; darüber kam ein noch kürzerer Mantel; den
Kopf schützte ein weisses Schleiertuch samt einer runden Wollmütze mit dickem Rand und Wirbel-
knopfe. Vornehme Mädchen (100. 21) kleideten sich nach deutscher Weise in faltenlosen Rock samt
glattem Leibchen mit Achselpuffen, Sammetkoller und Kröse, in goldenes Haarnetz, Sammet-
barett und eine Schürze von Tuch, Kamelot oder Seide. Der Mantel war soweit üblich, als der
polnische Einfluss reichte; so bildete er auch in Schlesien, das seit dem 14. Jahrhundert dem
Polenreiche angeschlossen war, ein bevorzugtes Kostümstück (98. 24). Als Brautmantel wurde er
auS ViCrCCkigen Stücken von Hamsterfellen zusammengesetzt, die mit Iltis- und Marderfellen
abwechselten, und durchweg mit Seide gefüttert (vergl. 98. 19). Junge Mädchen umwickelten daselbst
ihre sonst weiten Aermel am Handgelenke mit einem langen Sammetbande, dessen Ende sie von
Stelle zu Stelle in Knoten schlangen und frei herabfallen liessen (98. 20).
ES fehlt bis jetzt an Abbildungen, welche über die Tracht der Griechen im Mittelalter
Aufschluss geben; Trachtenbifder vom Schlüsse des 16. Jahrhunderts aber zeigen die griechischen
Stämme in mannigfacher, doch vorwiegend türkischer Tracht; die offenen Aermelröcke, über die
Brust her verknöpft und um die Hüften rnit einer Binde geschlossen, die Mäntel mit weiten, sehr
langen Oder halblangen Aermeln waren türkisch, die knappanschliessenden Hosen aber, die
ungespitzten Knöchelschuhe und die niederen Barette westeuropäisch, d. h. venetianisch, während
die Stiefel und hohen Mützen wieder tatarisch waren. Die Bauern auf Kreta, die Sphakioten (101. e)
trugen ein weitärmeliges Hemd, anschliessende Hosen aus schwarzem Leder, über welche sie vorn
und hinten das Hemd herabfallen liessen, und ein gleichfalls aus schwarzem Leder gefertigtes Wams
aus gesondertem Brust- und Rückenblatte, die sie auf den Schultern und unter den Achseln zusammen-
nestelten. Auch die weibliche Kleidung war türkisch; nur die Sphakiotinnen (101. 1) und die
Griechinnen unter venetianischer Herrschaft (101. 5) trugen ein Leibchen. Die Frauen in Pera (101. i)
legten über ihren Rock einen vorn weitaufklaffenden Hüftrock mit Schürze und befestigten hinten
an den Schultern eine schmale Schärpe, die sie unter den Achseln nach vorn und über die Arme
nahmen. Die griechischen Frauen in Syrien (101. 13) legten ihren Mantel von weissem Baumwoll-
zeug über den Kopf, schlossen ihn unterm Hals sowie ganz unten an den Ecken und setzten
einen pilzhutförmigen Hut darüber, der aus verschiedenfarbigen Zeugschnitten zusammengenäht
Wal; Neben einfachen Kopftüchern kamen Turbane vor und hohe Aufsätze, darunter solche,