und den Kopf zu einer steifen Haltung zwang. Statt des Busenstreifs wurde ein Vorhemdchen
üblich. In den dreissiger Jahren erschien die sKravattee, eine mit farbigem oder weissem Stoffe
überzogene, in Knoten und Schleifen festgenähte Binde, die im Nacken mit Schnalle und Strippe
befestigt wurde; der Busenstreif kam wieder auf, aber nicht mehr gewellt sondern gerippt.
Bei kurzem Haar trennte man im Anfange des 17. Jahrhunderts den Vollbart in Schnurr-
und Knebelbart; gegen 1630 aber liess man das Haar lang und wellig über den breiten Kragen
fallen (110. s. 12. 111. a. 112. 4. 11. 1a. 11). Je mehr das Haar wuchs, desto kleiner wurden Schnurr-
und Knebelbart. In der zweiten Hälfte dieser Epoche glich der Schnurrbart nur noch einem
schwarzen Strich auf der Oberlippe und der Knebel einer sMücke-s, die in der Furche zwischen
Unterlippe und Kinn sass. Wem die Natur längeres Haar versagt hatte, half sich mit einer Perrücke,
die er ebenso wie das Haar kraus und wirr um den Kopf hängen liess. Nach 1660 verdrängte die Perrücke
das natürliche Haar; man schor den Kopf und liess die Perrücke in geordneten Locken vorn mit
zwei Flügeln rechts und links über die Brust herab und hinten in den Rücken fallen (112. 20), beide
Flügel mit tiefem Scheitel über der Stirne getrennt und seitwärts des Scheitels wieder empor
getürmt. Dies war die s-Allongeperriickee, die sich 80 Jahre hindurch erhielt und erst um 1740
durch die Stutzperrücke oder sAzels ersetzt wurde, die nur wenig über die Ohren reichte (116. 1).
Während dieser Zeit hatten es die Soldaten im Brauch, ihr langes Haar im Nacken zusammen-
zuschnüren, den Bündel in die Höhe zu nehmen und einzubinden, später aber in einen Beutel unter-
zustecken und diesen mit einer schwarzen Bandrosette zu schmücken. Dieser Haarbeutel ging im
Anfang des 18. Jahrhunderts auf die vornehmen Klassen über (116. 1. 10); die Soldaten und schlichten
Bürger aber fassten jetzt ihr hinteres Haar in eine Strähne zusammen und umwickelten diese mit
einem zollbreiten grauen oder schwarzen Bande, welches sie oben und unten in eine Schleife
knüpften; das Stirnhaar strichen sie nach hinten in den Zopf oder tupierten es kurz geschnitten
und steif in die Höhe; das Schläfenhaar aber brannten sie zu einigen Lockenrollen. Ungeheuer
war während dieser Perrücken- und Zopfperiode der Verbrauch an Puder aus feinstem Weizen-
mehle; seit 1720 erschienen alle Köpfe weiss. Die Gesichter waren durchweg glatt; nur Soldaten
trugen einen Schnurrbart. Bauern strichen ihr Haar lang und offen nach hinten. Die französische
Revolution fegte Haarbeutel und Zopf samt dem Puder hinweg. Haar und Barttracht blieben seitdem
im Grossen und Ganzen dem persönlichen Willen überlassen; zuerst kam der Backenbart wieder
auf, dann der Schnurrbart, seit 1848 auch der Voll- oder "Demokratenbartu.
In der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren Hüte von zweierlei Form gebräuchlich:
der hohe, cylindrische, spanische Hut mit schmaler Krämpe (109. 1a) und ein Hut mit spitzem oder
rundem Kopf und massiger Krämpe, der alte Bauernfilz (109. 1. 11. 10). Der dreissigjährige Krieg
brachte den Bauernhut zu Ehren, aber er verwilderte ihn zu einem Schlapphute, indem er ihn im
Kopf und namentlich an der Krämpe mächtig vergrösserte (110. G. 10) und ihn überdies mit Strauss-
federn ä la Fuchsschwanz besteckte, die tief in den Nacken herabwallten. Um 1650 herrschte ein
Hut in Form des alten Bauernhutes mit hohem spitzem Kopf und gerader Krämpe von wechselnder
Breite vor (110. 12. 111. 1:1. 11-19. 112.14); er war gewöhnlich schwarz von Farbe und mit nur
einer Feder in Rot, Schwarz oder Weiss besteckt. Zehn Jahre später schmückte die Mode den
Kopf ringsum mit Federn und machte die Krämpe sehr breit, rollte diese aber, weil unhandlich,
um 1680 seitwärts in die Höhe (110. 20); bald darauf stülpte sie die kreisrunde Krämpe in spitzem
Winkel gegen den Hutkopf, erst auf einer Seite (111. 11), dann auf zwei (111. 1a. 14. 114. 11. 12. 11),
schliesslich auf drei Seiten (110. 17. 1a) und hielt sie mit Schnüren fest, die sie durch die Krämpe
und über den Kopf zog. Um 1740 herrschte der dreieckige Hut, der vDreispitza, den man oben an
den Rändern mit Gold- oder Silberborten und an einer Seite mit Schleife und Kokarde verzierte.
Um 1780 schnitt man die Krämpe oval und stülpte sie an beiden Schmalseiten in die Höhe; dieser
nZweispitzu war der Hut der französischen Revolution; dann Stülpte man die Breitseiten empor. Der
Zweispitz wurde seitwärts mit Federbüschen besteckt; er erhielt sich noch lange in diplomatischen