Volltext: Trachten (Bd. 2)

solche aus weichem elastischem Leder und schnallte diese unter dem Knie mit einem Riemen fest; 
zugleich stülpte man diese weichen Stiefel im Oberteile wieder um, so dass der farbige Futter- 
stoff zum Vorscheine kam; Absatz, Sohle und Spornleder wurden minder schwer als sonst beliebt. 
Auf diesen Stiefel folgte der nStulpstiefelu, der fast ohne Falten anlag, etwa bis in die halben 
Waden reichte und mit seinem oberen Teil in einer Hülse aus weiss, gelb oder schwarz 
lackiertem Leder stak (117. 14.18); das Spornleder war zu einem schmalen Riemen geworden. 
Um 1800 kamen neben kurzschaftigen Stiefeln (118. 1. s. 12. m) höhere mit steifem Schafte auf, der 
in der Kniekehle tief ausgeschnitten, am oberen Rande mit Schnur eingefasst und vorn mit einer 
Quaste verziert war, die vSuwarowstiefelu (11814. 24). 
Der gekrauste obere Hemdsaum, wie solcher am Schluss des 15. Jahrhunderts in Mode kam, 
bildete sich in der Folgezeit zur selbständigen Kraus e oder vKrösea aus, die durch einen stehenden 
Einsatz am oberen Hemdrande dicht um das Kinn hinaufgeschoben wurde. Die Kröse wuchs und 
wuchs, bis sie einem Mühlstein ähnlich sah (110. 7), und in dieser Form wurde sie in den ersten 
Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zur allgemeinen Halsbekleidung der Männer. Am längsten blieb 
die Kröse in Spanien und den holländischen Städten herrschend; abgelöst wurde sie durch den 
Kragen. Dieser hatte sich aus dem oberen Hemdstreifen entwickelt, welcher unter dem gekrausten 
Saume sass, und war mit der Kröse zugleich gewachsen; man schnitt ihn vorn herab auf, legte ihn 
auseinander und steifte ihn mit Draht oder Fischbein. So geformt trug man ihn als Unterlage der 
Kröse oder auch für sich allein; in letzterem Falle schnitt man ihn vorn an den Kanten schräg, 
verlängerte ihn hier an den Spitzen, stellte ihn auseinander und bog ihn am Rande mehr oder minder 
abwärts (114.1-4). Mit dem Auftreten der Schweden verlor sich die Kröse als Volkstracht, zu 
welcher nun der Kragen wurde. Man schnitt den Kragen aus weisser Leinwand im Rechteck oder an den 
Schultern etwas schmäler zu, stellte seine Halsrundung durch Fältelung her und legte ihn völlig in der 
Schräge nieder (110. 5. s). Zuerst trug man ihn glatt, dann mit Spitzen besetzt und schliesslich 
völlig aus genähten Spitzen hergestellt. Um 1650 beliebte man die vorderen Ecken so breit und 
spitz, dass sie ein Stück abwärts übereinander fielen ; üblich war es, den Kragen mit einer Schnur, 
die häufig bequastet, vorn am Halse zusammenzubinden. Von 1665 an verschwand der Spitzenbesatz; 
man schnitt den glatten Kragen wieder gleich breit oder hinten und seitwärts so schmal, vorn 
aber so breit, dass er hier mit langen Streifen auf die Brust fiel. Am Schluss des 17. Jahrhunderts 
wurde der Kragen durch die Halsbinde verdrängt; diese entstand aus einem schmalen Tuche, 
das man seither benutzt hatte, um den Hals warm zu halten; seit 1660 verschlang man das fast 
immer weisse und rechteckig geschnittene Tuch vorn in einen Knoten, steckte die Ecken 
darunter und befestigte sie mit eingelegten farbigen und bequasteten Bändern; später verschlang 
man das Tuch in zwei grosse Schleifen und liess die mit Spitzen besetzten Enden herabfallen. 
Beide Arten der Knüpfung wechselten. Die vornehme Welt bediente sich eines leichten weissen 
Spitzentüchleins, der nSteenkerkea, das sie lose und locker um den Hals schlang (111. 11.14). Um 
1720 versteifte sich die Halsbinde; es kam ein im Quadrat geschnittenes farbiges oder schwarzes 
Tuch auf, das man in der Diagonale zum Dreieck und dann noch mehrmals zusammenlegte, mit 
den Enden im Nacken zusammenband und vorn mit einer Tuchnadel besteckte; den freigelegten 
Brustteil des Hemdes aber verzierte man mit einem leicht gewellten und bestickten Streifen. Anfangs 
der neunziger Jahre wurde das Halstuch wieder vorn mit zwei grossen Schleifen und herabfallenden 
Enden gebunden, danach wieder hinten, diesmal aber über einer dicken Futterbinde, welche die 
Halsbinde dergestalt anschwellen machte, dass der Hals so dick erschien, wie der Kopf, und das 
Kinn in der Binde sass (118. 2. s). Um 1812 wich die Futterbinde den nVatermördernu, einem 
untergelegten Kragen von weisser Leinwand, der mit seinen beiden Ecken vorn über die Halsbinde 
steif in die Wangen hervorstach. "Das Halstuch wurde wieder vorn in Knoten und Schleifen 
geknüpft. Neben den Vatermördern kam in den zwanziger Jahren eine mit Schweinsborsten oder 
Fischbein gesteifte breite Unterbinde auf, die sich dicht unter den Wangen her nach hinten legte
	        
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