in Mode kam, wurde die Weste verkürzt und an den Vorderrändern nach hinten zu schief
abgeschnitten. Um 1780 kam das nGllClZß auf, das ärmellos und im Rücken von geringerem Zeuge
war als vorn. Das Gilet verdrängte die Weste, nahm aber deren Namen an. Diese so völlig
umgestaltete Weste wurde seit 1793 vorn ganz gerade geschnitten und mit zwei Knopfreihen besetzt,
um 1800 fast bis zur Herzgrube verkürzt und mit einem handbreiten Stehkragen ausgestattet, der
obenhin nach aussen geschlagen werden konnte. Dann wurde die Weste wieder länger gemacht,
der Kragen aber schmäler und seit 1825 samt dem oberen Teile der vorderen Westenränder nach
auswärts umgelegt. Um 1818 zog man zwei Westen übereinander an (119. o).
Als Ueberrock blieb in Deutschland während der letzten Hälfte des 1G. Jahrhunderts
die sSchaubee in Geltung, und zwar in mancherlei Abarten, die sich mehr dem spanischen Mantel
näherten. Gekürzt, in den Aermeln oben bauschig, nach unten hin verengt und zum Hängen ein-
gerichtet, im Pelzbesatze verschmälert und im Kragen etwas in die Höhe gerichtet: so geformt,
führte die Schaube den Namen sGestaltrock-s und wurde sowohl angezogen als umgehängt (109. s).
Noch mehr dem spanischen Mantel glich die Schaube unter dem Namen sHarzkappee; beide
Gewandstücke waren von gleicher Kürze, hatten einen aufgerichteten Kragen und weite Aermel-
öffnungen oder geschlitzte Hängeärmel, zumeist aber kurze Bauschärmel, die nicht ganz bis zum
Ellbogen reichten (109. 12). Die eigentliche Schaube aber (109. s) überdauerte unter dem Namen
nEhrrocka noch das folgende Jahrhundert als Tracht der Gelehrten und Beamten (110. v); man
entfernte nach Belieben den Umschlag und versah den Rock vorn herab mit Knöpfen (110. 12).
Um 1630 nahm der Ueberrock nach schwedischem Muster lange, gerade, weite Aermel mit breiten
Aufschlägen an. Gegen 1720 kam als Ueberrock der französische vRoquelaureu auf; dieser glich in
seinem Schnitte dem damals üblichen Rocke, nur war er ohne Taille und durchweg von ziemlicher
Weite, die immer beträchtlicher wurde; erst vom Ende des 18. Jahrhunderts an nahm die Weite
wieder ab, so dass der Ueberrock, welcher nun nCapoteu hiess, dem Rocke wieder ziemlich gleich
sah (119. 9). Um 1830 kam ein Ueberzieher in Mode, der den Namen vDiebitschu führte; es war dies
ein langer, weiter, gewöhnlich mit Pelz besetzter Rock, der hinten, etwa in Taillenhöhe, scharf in
Falten zusammengezogen wurde. Wenige Jahre später glich der Ueberrock wieder dem gewöhn-
lichen Rock und führte Kragen und grosse Brustklappen von andersfarbigem Sammet oder Plüsch
(119. 22), an den senkrecht oder wagrecht eingeschnittenen Schosstaschen aber Patten.
Den Mantel trug man am Ausgange des 16. Jahrhunderts in ganz Westeuropa nach
spanischem Zuschnitte glatt oder mit Kragen und Kapuze (s. S. 179 und 181). Im Anfang der
folgenden Epoche machte man den Mantel länger als seither und im Kragen breiter; auch gab man dem
Kragen nach 1600 immer mehr eine quadratische Form (111. 1. 112. 11); nach 1650 aber legte man
ihn in gleichmässiger Breite um das Halsloch herum. Früher zum Putz, jetzt auch zum Schutze
getragen, wurde der Mantel immer mehr aus dickem dunklem Tuche hergestellt, und zwar in alter
Radform und mit Armschlitzen, aber länger und weiter, als sonst, und vorn herab mit Knöpfen
verschliessbar gemacht. Die Knöpfe sassen in Reihe bald nur auf einer Seite, bald auf beiden.
Um 1800 kamen neben den einfachen Mänteln auch Aermelmäntel auf, deren Kragen mit 2 bis 4
weiteren Kragen unterlegt war und zwar so, dass der untere immer grösser war als der, welcher
darauf lag (118. 14). Mäntel dieser Art mit Krägen und Aermeln wurden, wenn angezogen, mit einigen
Tuchlappen verschlossen, die mit Knöpfen und Knopflöchern sich gegenüber oben an beiden Längs-
kanten sassen; wenn umgehängt, wurden die Mäntel am Halsloche mit einem Haken und Kettchen
festgehalten. In den dreissiger Jahren führte der Mantel einen grossen Kragen, welcher die Arme
völlig bedeckte (119. 15), und einen kleinen, stehend oder liegend, welcher nach vorn in Brustklappen
überging, dazu im Kreuze zwei verknöpfbare Tuchlappen. Später, um 1840, verengte und verkürzte
man diesen Mantel, versah ihn in der Höhe der Ellbogen mit 2 langen Armschlitzen und befestigte
ihn am Halse mit einer langen Schlinge, die man um einen mit Seide übersponnenen Holzknebel
legte (119. 21). Der kleine Kragen hatte Sammet- oder Pelzüberzug, die Schnur kleine Quästchen.