in dieser Form nannte man in Deutschland nGansbauche; es musste, weil das Wams vornherab
aufgeschnitten war, aus zwei Teilen hergestellt werden und jeder Teil aus drei Blättern, eins für
die Unterseite des Polsters, eins für die Oberseite und eins für die Hochkante; diese wurde ihren
Rändern entlang scharf abgenäht. Das längere Schoss wams beliess man gewöhnlich glatt ohne
Schlitze und Polster (93. o. 11) und unterlegte es nur auf der Brust mit einer flachen Wattierung.
Die Halskrause, nach dem köpfigen Salate aLechugillase genannt, wuchs an Höhe und Um-
fang, so dass man den Wamskragen immer niedriger machen musste. Der Ueberrock wurde
immer kürzer; da man auch den Mantel mit Aermeln beliebte, so erhielten allmählich beide Gewand-
stücke dieselbe Form (93. 15). Der ärmellose Mantel blieb unverändert. Das Barett wurde mehr
und mehr durch den hohen aufgesteiften Hut mit schmaler Krämpe verdrängt (93. o. 11). Schuhe
und Stiefel veränderten sich kaum. Die grosse Krause verlangte das Haar kurz geschnitten und
gestattete vom Barte nur einen mässigen Knebel; den Schnurrbart drehte man in die Höhe. Jeder
Spanier, selbst der Schuster und Schneider, führte an der Seite die lange schmale Toledoklinge,
und zwar wagereeht oder vornüber gestürzt, die linke Hand auf dem Gefäss.
Die Fraucntracht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Immer mehr
wurde es Gewohnheit, Rock und Leibchen zu trennen, doch beliebteuman beide Teile vom selben
Stoffe, die Aermel aber nicht selten aus anderem Zeuge. Das Leibchen hatte anfangs eine kurze
Taille (93. 4. G); es wurde rückwärts verschnürt und sein tiefer Ausschnitt mit einem feingefalteten
Oberhemdchen ausgefüllt, das den Hals mit einem breiten Streifen, über welchen eine schmale
Krause gesetzt wurde, umschloss; eine Wattierung ebnete die Hügelformen der Brust. Der Rock
wurde faltig angesetzt und über dicke Unterröcke gelegt. Die Aermel des Unterkleides beliebte
man lang, eng und vorn mit einer Krause besetzt, nicht selten auch getrennt und die Stücke über
den weiten Bauschen eines Futterärmels verschnürt. Am Oberkleid aber machte man die Aermd
weit und setzte sie glatt oder faltig ein. Um die Taille schlang man einen Gürtel, welcher mit einem
Ende vorn bis gegen die Füsse herabfiel, während das andere Ende oben, um den Gürtel zu schliessen,
eingehakt wurde. Nach 1525 wurde es Mode, die Röcke steif und nahezu oder völlig faltenlos über
ein Gesten von Reifen auszusPannen (93- 7- 17-20), den Oberrock vom Gürtel an vorn herab
aufzuschneiden, so dass er über dem gespannten Unterkleide auseinander klaffte (93. 1-1. 94.1. 21.
Fig. 43. 1a), auch das Leibchen unten in eine scharfe Spitze zu verlängern, oben mit einem
breiten Stehkragen, der die Krause um das Kinn empordrängte, den Hals umschliessen zu lassen,
und es an der Seite zum Verhaken einzurichten. Noch kam ein anderes Obergewand auf; dies wurde
vom Hals bis zum Fuss im Ganzen gemacht und vorn herab völlig aufgeschnitten (93. 1 9. 20, vergl. 90. 5.12);
um den Oberkörper her lag es an und konnte hier nach Belieben geschlossen werden; es umfasste den
Hals und erweiterte sich glockenförmig nach untenhin. Meist ärmellos führte dieses Oberkleid auch
lange Hängeärmel oder nur Halbärmel, welche unten am Oberarme festlagen, die Achsel aber mit
einem ausgestopften Bausche hoch überragten (93. 19). Zur Herstellung dieses Aermels verwendete
man ein etwa halbmondförmiges Zeugstück mit herausgeschnittenen Zwickeln an beiden Rändern
(Fig. 43.19); die früher üblichen Nesteln ersetzte man durch Borten auf den Nähten und an den Säumen.
Den Gürtel verschmälerte man zu einem Strick oder verwendete statt seiner eine Kette; am unteren
Ende befestigte man eine Essenzkapsel, auch einen Fächer oder einen mit Federn umsteckten
Spiegel. Der Mantel war entweder rechteckig oder gleich dem männlichen Mantel rundgeschnitten,
doch länger als dieser, so dass er über den Kopf und selbst über das Gesicht genommen noch die
ganze Gestalt mehr oder minder tief umhüllte und selbst nachschleppte (94. 1- s. 9. 21); man trug
diesen Mantel zumeist dunkelfarbig, unter den Duennas jedoch weiss. Daneben führte man einen
kürzeren Mantel von feinerem Stoffe, ein Mittelding zwischen Mantel und Schleier, das auf dem
Kopfe oder an der Kopfbedeckung befestigt wurde, so dass es über Rücken und Schultern liel. Das
Haar, Sonst aufgelöst herabfallend, wurde seit dem Aufkommen der Krause in Schläfenzöpfe geflochten
und diese zusammengerollt (93. a), oder es wurde ungeflochten in ein Netz gesteckt. Auch das
Hotlenroth, Trachten. II. Band. 24