sichtbar blieb, schliesslich mit einem weissen Kopftuch, das zugleich den Hals, umhüllte, und mit einem
grossen Strohhute. Eine schmale Schürze beliebten sie dem Oberrocke vorgebunden und die Knöchel-
schuhe in der Fussbeuge mit Riemen geschlossen. Die Weiber in Unteritalien, besonders in Gaeta
(90. 20), hatten damals schon eine Tracht, welche in der Hauptsache gegenwärtig noch besteht; sie trugenv
nämlich einen Hüftrock ohne Mieder; darüber banden sie ein Zeugstück von rotem oder violettem
Tuche, das hinten länger war als vorn und hier legten sie eine weisse Schürze darüber. Die Brust
bedeckten sie seitwärts und untenher mit weissem Linnen und legten ein mit langen Aermeln
besetztes Schosswams an, das gleichfalls von rotem oder violettem Stoffe war und vorn herab
offen stand. Mit einem zusammengelegten Tuche, das in den Nacken fiel, bedeckten sie den Ober-
kopf. Auf den campanischen Inseln, auf Ischia, Procida und Capri, trugen die Frauen ein
langes hemdartiges Gewand mit weitem Knopfloch ohne Brustschlitz (90. 19) und mit langen, weiten
Aermeln; darüber banden sie hinten ein rechteckiges steifes Zeugstück von farbiger Seide und
vorn eine lange Schürze von weisser Leinwand, die sie durch Unterbindung in die Höhe nahmen.
Auf den Kopf legten sie wie die Neapolitanerinnen ein zusammengefaltetes Zeugstück von
weissem Linnen.
Von den amtlichen Trachten hatte die der Dogen von Venedig (89. i) am wenigsten
gewechselt; letztere bestand aus einem mit weiten Aermeln besetzten und vorn herab verschliess-
baren Untergewande von karminrotem Sammet, einem den Boden berührenden oder schleppenden
Rückenmantel, gleichfalls von rotem Sammet oder von Goldbrokat, einem ringsum geschlossenen
oder vorn herab mit goldenen Kugelknöpfen und Schlingen aus Goldfäden verschliessbaren Schulter-
kragen von Hermelin und aus einer steifen, runden, mit der oberen Kuppe hornartig nach vorn
gebogenen Mütze (vcornou), die wie der Mantel entweder von karminrotem Sammet oder Gold-
brokat und am untern Rande mit einem Goldreife umschlossen war, den auf der Oberkante zwölf
Perlen zierten. Zum Unterfutter diente der Mütze ein weisses anliegendes Käppchen, das mit einer
Lasche Ohren und Genick bedeckte. Auch in kriegerischem Schmucke trug der Doge jene Mütze
(84. aber in Metall nachgebildet, als Helm, und auf dem Rocke das Wappen des Staates, den
geflügelten Löwen. Der Oberfeldherr legte über den langen karminroten Rock (89. a) einen langen,
weiten, auf der rechten Schulter verknöpfbaren Mantel von Goldstoff in Form des römischen
Paludamentum und setzte auf den Kopf ein flaches Barett, Welches oben breiter war als unten.
Einer ähnlichen Staatskleidung, wie die des Dogen, bedienten sich die italienischen Fürsten,
aber Rock und Mantel bis unter das Knie verkürzt und statt der Hornmütze einer Rundmütze
mit Kronenreif und zwei kreuzweis darüber gewölbten Bügeln. Noch sei hier bemerkt, dass die
Rektoren" der Universität von Padua über ihre gewöhnliche Tracht, welche der Zeitmode
folgte, aber bis auf die Schuhe herab karminrot war und mit Gold bestickt, einen langen vorn
herab geöffneten Ueberrock von Goldbrokat legten, welcher lange, sehr weite Aermel und eine
mit Pelz besetzte Kapuze hatte. Den Kopf bedeckten sie mit einer in ihren vier Ecken hornartig
ausgesteiften niederen Mütze, die mit anliegender kurzer Lasche zugleich Genick und Schlafe
umschloss (Fig. 40. 2).