artig empor und mit S-artiger Schweifung tief über die Schlafe herabstiegen (87.14); Haarnetze
und lange Haarsäcke aus G0ld- und Silbergeflecht; turbanartige Wulstringe (85. 11) und hohe
Mützen mit auf- und niedersteigenden Wülsten (85. s), Hauben mit Vorstoss, welcher die obere Stirne
bedeckte und flügelartig über die Schläfe herabstieg (86. a. 87. 10), und Hauben mit x-Affenohrens
(85 15); buntgestreifte Kopftücher, entweder einfach über den Kopf gelegt und seitlich herab-
hängend (85.13) oder wie ein Turban umgewunden und mit dem Ende ihrer Stoffmasse in den
Nacken fallend. Die Venetianerinnen trugen ein weisses Kopftuch mit schwarzen und gelben
Streifen, das sie unter dem Gürtel befestigten und so von hinten herauf über den Kopf zogen,
dass sie aussahen wie Nonnen. Auch der französisch-burgundische Hennin mit dem mächtigen
Flügelaufsatze von Schleiern tauchte um die Mitte des Jahrhunderts auf (s. S. 155). Gegen
Ende dieser Periode aber waren all die seltsamen Kopfpütze den einfachen Hauben, Barett-
mützchen und Schleiern gewichen. Das Haar trugen junge Mädchen aufgelöst (85. 19. 87. 22) oder
in frei herabfallende Zöpfe geflochten (87. 19), nicht selten auch mit einer Flechte kronenartig um den
aufgelösten Rest gewunden. In reiferem Alter verflocht man das Haar in Zöpfe, welche man zu
spiralförmigen Nestern über die Ohren legte oder auch mit nur einem Neste auf den Hinterkopf
(-vrgl. 89. 11). Die Neapolitanerinnen liessen das Schläfenhaar gekraust am Halse herabfallen,
fassten aber das übrige Haar in eine mächtige Strähne zusammen, die sie mit farbigem Bande
kreuzweis umwickelten (Fig. 40.1). Die Venetianerinnen banden ihr Haar ungeflochten in die
Höhe, etwa so, wie man in Deutschland den Pferden die Schwänze aufband, und liessen nur das ge-
krauste Schläfenhaar frei um die Wangen spielen. Die Schuhe wurden gegen Ende des Jahr-
hunderts etwas spitzer gemacht als sonst. Die Venetianerinnen befestigten beim Ausgehen hölzerne
mit farbigem Samrnet überzogene Sockel unter die Füsse (vrgl. 89. 16-13). Diese Stelzen, auch
nKllhfüSSeG genannt, waren bereits um 1490 in Venedig heimisch und durch den orientalischen Ver-
kehr dorthin gekommen. Da der Gang auf diesen oft zwei Spann hohen Stelzschuhen beschwerlich
fiel, so hatte jede Dame eine Magd neben sich, an der sie sich festhalten konnte.
Wie im 15. Jahrhundert die französische Tracht, so gewann im 1G. Jahrhundert nach
der Eroberung Italiens durch die Spanier (1526) die spanische Tracht einen bestimmenden Ein-
iluss auf das italienische Kostüm; doch auch der spanischen Tracht gegenüber behauptete die
italienische einen mehr oder minder eigenartigen Charakter. Die männliche Tracht veränderte
sich bis gegen die dreissiger Jahre hin fast gar nicht; nur die Zaddeln verschwanden und die
Schlitze und Puffen wurden auf ein vernünftiges Mass beschränkt. Die Beinkleider behielten
noch ihre alte Form entweder als ganze, auch den Unterleib völlig umschliessende Trikothosen
(88. 1a. 89. 20) oder als einzelne Langstrümpfe, welche über das Knie hinaufreichten und durch
Oberschenkelhosen ergänzt wurden, die man unter dem Knie mit Bändern über den Langstrümpfen
befestigte (89.11. 12. 90.14). Die Oberhose war unten anliegend, an den Hüften aber weiter, und
hatte noch längere Zeit einen beutelförmigen Latz; nicht selten wurde sie um das Knie herum zu
einem Kranze von Streifen zerschlitzt (88.11), oder bis obenhin reihenweise mit kleinen Schlitzen
besäet (89. 9), die ein weisses, seltener ein farbiges Unterfutter blicken liessen. So trug man diese
Hose auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, an den Hüften etwas ausgepolstert, seitwärts an
den Knieen mit Knöpfchen besetzt (89. 9. 12) und oben mit Knöpfen statt mit einem Latze
geschlossen. Die Kaufleute durch ganz Italien pflegten ihre Oberhose bedeutend weiter zu tragen,
und um so viel länger, dass sie das Knieband bauschig überdeckte (89. s). Die Trennung der
langen Beinlinge in Hosen und Strümpfe hatte schon im abgelaufenen Jahrhundert stattgefunden.
Im Norden und Süden von Italien kam gegen die Mitte des Jahrhunderts die spanische Hose auf
(90. s. 1a. s. unten), nur minder ausgestopft als bei den Spaniern. Der kurze Rock oder das Schoss-
wams führte in der ersten Hälfte dieser Periode einen in regelrechte Falten gelegten und besonders
angesetzten Schoss (88. 11); obenher lag der Rock glatt an und zeigte einen tiefen viereckigen Brustaus-
schnitt oder stieg bis zum Halse hinauf ; er war häufig von oben bis untenhin aufgeschnitten (88. 1a) und