frei lassend, und über Nacken und Wangen herabstieg (Fig. B713); über diese Haube legte man
noch ein schmales rechteckiges Kopftuch (77. 22. 21); dasselbe wurde häufig nach italienischer Weise
doppelt oder dreifach zusammengelegt und über der Stirn dachgiebelartig gebrochen. Unter die
Haube kam nach Belieben ein Haarsack aus reichem Stoff oder Netzwerk (Fig. 37. 14). Ueblich
war um diese Zeit auch eine Kapuzenhaube mit Ohren, die sogenannte sAffenhaubeK.
Der männliche Anzug in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Man trug
noch wie früher über den knappanschliessenden Langhosen mit Füssen eine kurze Ober schenkel-
hose (haut-de-chausses), welche samt den langen Hosen mit Nesteln an den Pourpoint gebunden
wurde; sie sollte die mit dem Hemde gefüllte Oeffnung bedecken, welche die langen Hosen vor
dem Unterleibe freiliessen (Fig. 38. 2); Modeherren aber pflegten die Oberhose gleichfalls oberhalb
der Schamkapsel offen zu lassen, so dass hier die Lücke mit dem Hemde sichtbar blieb (S0. 14.
Fig. 38. 1). Unter Franz I. machte man die Oberhose etwas länger und weiter als seither, so
dass sie bald bis unter das Knie herabstieg, und fasste sie untenher dergestalt mit einer Zug-
schnur zusammen, dass die Kniescheiben frei blieben. Solche Hosen nannte man sTroussess (80. 15);
man schlitzte dieselben der Länge nach oder besetzte sie, und zwar seit Anfang der vierziger
Jahre, mit andersfarbigen Band- Fig. 38 r entweder nackt oder wurde mit
streifen. Der zum Wams verkürzte 1 2 einem in dichte Falten gelegten
Pourpoint zeigte anfangs einen ziem- Hemdeinsatze (chemise foncee) von
lich tiefen viereckigen Ausschnitt feinem Linnen verhüllt. Nach 1520
(80. 11), war an Brust und Aermeln liess man den oberen Saum-des Aus-
geschlitzt, an leiiltefen auch mehr- gfllläi schnittes allmählich hinaufsteigen
n fach gerafft und unterbunden.) In (80. 10. 14) und besetzte ihn mit einer
dem Ausschnitt blieb der Körper kleinen Krause. Man schloss das
Wams seitwärts mit Haken, seltener vorn herab mit Knöpfen; nach Bedarf unterfütterte man es
mit einer ganz gleichgeformten Jacke oder Weste (gilet), die Zumeist ärmellos b1ieb_ Ganz ähnlich
verfuhr man mit dem ringsum geschlossenen Schosswamse (80.12); auch hier rückte man den
Saum des tiefen viereckigen Ausschnittes nach und nach bis zum Halse hinauf und verzierte den
Rock an Brust und Aermeln mit Schlitzen, Puffen und Unterbindungen. Um die Mitte des Jahr-
hunderts benützte man neben diesem langschössigen Wamse dasispanische Wams mit kurzen
Schössen; man polsterte beide Arten unten oder oben auf der Brust (80.15), die Aermel durch-
gehends oder nur im Oberarme, besetzte die Achseln mit Wulsten und Klappen, stattete sie wol
auch mit Hängeärmeln in verschiedenen Formen aus und schnürte die Taille auf das schärfste ein.
Als Ueberrock bediente man sich des aus der verkürzten Huppelande entstandenen weiten schauben-
artigen Rockes, gegürtet und ungegürtet (80. 10-12), mit langen oder halben Aermeln, die glatt oder
' geschlitzt und mehrfach unterbunden waren. Leute gesetzten Alters verharrten bei der langen bis
zu den Knöcheln herabsteigenden Robe mit weitgeschlitzten Hängeärmeln (80. s). Mit dem spani-
schen Wamse kamen zugleich kurze Umhänge und Mäntel auf, zumeist von Samt oder gedop-
pelter Seide und an den Rändern mit Streifen verziert (80. 14. 15). Als Kopfbedeckung gewann
das Barett die meiste Verwendung; dasselbe war breit und nach, manchmal tellerförmig, oder beliebig
aufgesteift Der Hut blieb dauernd im Gebrauch; man pflegte seine Krämpe
seitwärts aufzuklappen. (804). Eine Gürteltascheimit Dolchmesser, sowie Handschuhe
waren Modesache geworden. Das Fusszeug beliebte man noch lange Jahre hindurch an den Zehen
sehr breit, und wo es anging, geschlitzt, gepufft und, bestickt; später aber spitzte man es nach
spanischer Weise. Bis in die zwanziger Jahre beliess man das Haar ziemlich lang und rasierte
das Kinn; dann_ aber schor man das Haar äusserst kurz, und liess den Bart wachsen, den man
rundlich oder spitz beschnitt. In der Uebergangszeit kam langes Haar zugleich mit dem Barte vor.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beherrschten die spanischen Modeformen
völlig die männliche Tracht. Ganz wie die Spanier trugen damals die Franzosen die engen
Hottcnroth, Trachten. II. Band. 2. Aufl. Q1