unmittelbar über dem Hemde getragen wurde, ein Anschmiegen um den Oberkörper bemerklich.
Zuerst begnügte man sich, den Rock mit einem Hüftgürtel faltig zusammenzuschliessen (73. s. 9);
dann rückte man den unteren Saum in die Höhe und endlich weit über das Knie herauf, und schnitt
den Rock seitwärts am Hinter- und Vorderblatt dergestalt aus, dass er den Oberkörper straff umspannte
und über die Brust herab, nicht selten auch auf der Rückseite des Hinterarmes geschlitzt und ver-
knöpft werden musste (73.14.15). Die Mode bemächtigte sich vorzugsweise der Aermel; sie ver-
längerte dieselben mit trichterförmiger Erweiterung über die halbe Hand herab (73. s. 9) oder
dehnte sie zu langen faltenreichen Aermeln und geschlossenen Sackärmeln mit Handschlitzen aus
(73. s. 9); sie versah den Rock in den Nähten und an den Rändern mit einem Zaddelschmuck und
besetzte ihn schliesslich mit einem Stehkragen. Der Rock führte nun den Namen vpourpointu;
er war oft so kurz, dass er wie ein gezacktes Wams erschien (73. 15). Die bis jetzt getrennten
Beinlinge wurden zu wirklichen Hosen verbunden, so dass auch der Unterleib, um welchen sie
mit einer Zugschnur befestigt wurden, bedeckt war. Um ihre Spannung aufzuheben, stellte man sie
jetzt vielfach aus elastisch gewebten Zeugen her. Man gab jedem Beine gern eine andere Farbe
und ritterliche Leute schmückten die Hosen mit ihren Wappenfarben. Das Obergewand (robe)
veränderte man nur wenig; man liess es in den Schultern anliegen (73.13) und sich nach unten
hin erweitern, schlitzte es auf der Brust und beliebig auch unten auf der Vorderseite auf, besetzte es mit
Pelz oder Zaddeln und gürtete es. Schon am Schlusse des 13. Jahrhunderts erscheint als Ueberrock
eine Abart des Balandrun (72. 12) mit kragenartig über die Oberarme fallenden Aermeln und einer
Kapuze mit zwei Bäffchen darunter an der Halsgrube; diese führte den Namen nGanacheu und Scheint
von den spanischen Mauren nach Frankreich gekommen zu sein. Der Mantel behielt seine halb-
kreisförmige Gestalt, doch wurde er verkürzt, so dass er oft nur bis zu den Knieen reichte; man
verknöpfte ihn vorn nach Belieben der ganzen Länge nach; auch verknüpfte oder vernähte man ihn über
die rechte Achsel herab (73. n. 74. 12). Dem ringsum geschlossenen Mantel gab man seitliche Arm-
schlitze. Als Kopfbedeckung kam immer mehr die Kapuze in Aufnahme, entweder selbständig
und mit geschlossenem Kragen (74. 2) oder am Rocke sowie am Mantel festgenäht (73. 4. s). Mit ihren
Zipfeln häufig den Boden berührende Kapuzenmäntel (chaperons) waren unter allen Ständen und
Geschlechtern verbreitet. Sonst deckte man den Kopf auch mit einem gespitzten Hute, dessen
Krämpe hinten in die Höhe geklappt war und nach vorn in eine Spitze auslief(73.2.1a) oder mit
einem steifen breitkrämpigen Filzhute (73. 12) sowie mit einer wulstbesetzten Rundmütze (73. in).
Schuhe und Halbstiefel versah man mit ausgestopften Schnabelspitzen; häufig ersetzte man
das Fusszeug durch eine an den Fuss der Hosen befestigte Ledersohle (73. s. 15). Getragen wurde
nur wenig oder kein Bart, das Haar anfangs hinten und über den Ohren ziemlich lang und über der
Stirne gerade verschnitten, später aber durchaus verkürzt, unter vornehmen Leuten um einen Reif
gewickelt, welcher vom Nacken sich verschmälernd über die Stirne hinaufstieg, wo ihm ein Kleinod
als Schmuckstück diente (Fig. 37. i).
Zahlreich sind die Formwandlungen, welche die männliche Tracht in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts durchmachte. Zwar die Beinkleider behielten ihre alte Form
und wurden nur an den Fussspitzen beträchtlich verlängert und ausgepolstert. Die Neigung, den
Körper so schlank als möglich erscheinen zu lassen, liess den Leibrock, den Pourpoint (auch
jupe und jaquette genannt) dergestalt verengen, dass man ihn vorn herab ganz oder teilweis öffnen
musste (74. 4. s), um ihn anlegen zu können; man verknöpfte oder verschnürte ihn dann so, dass
er ohne eine Falte wie angegossen auf dem Oberkörper sass. Der Rock stieg nur wenig über die
Hüften herab; auch seine Aermel waren von äusserster Enge und öffneten sich nur am Handgelenke
bis gegen die Finger hin. Nicht selten jedoch führte der Rock auch bequemere Halbärmel, während
die Vorderarme mit den Aermeln einer Unterjacke bekleidet erschienen (74. ß). Man stattete den
oberen Rock farbig und glänzend aus, besetzte ihn oben mit einer Kapuze (caPuchon) (74- 4): unter
den Hüften mit einem Gürtel von Goldschmiedearbeit und am unteren Saume mit Zierstücken; diese