mores führte man auch die venetianische vSchiavonau, an welcher das Stichblatt die ganze Hand wie
mit einem Eisennetz umgab (71. 3. 4). Ein kleiner Rundschild aus Holz mit Fellüberzug und kupfernen
Buckeln, sowie Dolch, Speer und Streitaxt (71. s. o) vervollständigten das schottische Rüstzeug.
Von der alten Tracht der Iren sprechen nur wenig Ueberlieferungen. Dürftige Klein-
malereien und Berichte aus dem 12. Jahrhundert lassen uns wissen, dass die Iren damals lange
Beinkleider trugen, die oben mit einer Zugschnur geschlossen, unten aber in hohe Knöchel-
schuhe eingesteckt wurden, einen ungegürteten Rock von rohem Schnitte, verschieden lang, von
schwarzer Wolle, und einen Mantel mit und ohne Kapuze, welcher über beide Schultern gehängt
wurde (3. 48. 49. 52-54. 4. s). Durch die mittelalterlichen Jahrhunderte hindurch bildete der Mantel,
aus verschiedenfarbigen Lappen zusammengeiiickt, häuüg das einzige Gewand der ärmeren Leute.
In dieser ganzen Zeit blieben Haar und Bart ungepflegt; das Haupthaar veriilzte sich dergestalt
ineinander, dass es einen Hut bildete, welcher selbst heftigen Stockschlägen widerstehen konnte.
Man nannte diese Frisur gliba; dieselbe war noch im 16. Jahrhundert üblich. Die Hosen scheinen eben-
massig wie in Schottland im Verlaufe des Mittelalters seltener geworden zu sein; ein Bericht aus
dem 14. Jahrhundert spricht von Häuptlingen, welche Scharlachmäntel, aber keine Hosen getragen
hätten. Nach Grabdenkmalen aus dem 15. Jahrhundert entsprach die Tracht der vornehmen Iren
damals der in England herrschenden Mode. Eine Abbildung aus der Zeit Elisabeth's lässt uns irische
Häuptlinge begegnen (71. 20-25), welche einen Waffentanz aufführen. In der That, diese Figuren
passen in die irische Landschaft, auf die steinigen Felder und in die elenden Hütten! Ihre Kleider
sind: ein faltenreiches Hemd mit langen schleppenden Aermeln, eine farbige Lederjacke mit hängen-
den Flügelärmeln oder völligen Aermeln und sehr kurzer Taille, vorn herab offen, nur dicht unter
der Brust mit einer Zugschnur zusammengeknüpft, welche rings um den Körper läuft und mit einer
Fransenborte bedeckt ist; oberhalb der Schnur ist die Jacke gesteppt, unterhalb derselben im Schoss
in regelmässige Falten gelegt; schliesslich ein safranfarbiger Mantel, der über beide Schultern ge-
hängt (71. 22) oder nach Art des schottischen Breacan-feile zusammengelegt, um die Lenden ge-
wickelt und mit dem Rest über die linke Schulter nach vorn genommen ist (71. 20; vrgl. 4. i). Die
Beine sind nackt, das Haar ist lang und wirr, der Bart spärlich. Als Waffe führen die Häuptlinge
eine überhöhte runde Eisenkappe, einen eisernen Handschuh an der Linken, ein kurzes, seltsam
geformtes Schwert und eine gleich seltsame Scheide. Den Mantel benutzten die Iren auf der
Reise als Bett, bei plötzlichen Angriffen, um den linken Arm gewickelt, als Schild, ganz so
wie es heute noch in Spanien geschieht. Eine überaus spärliche Bedeckung zeigt uns die Abbildung
eines irischen Edelmannes aus der letzten Zeit Elisabeths: ein kaum über die Hüften reichendes
Hemd mit Taille, gesteppt, auf der Brust offen und oben mit einem viereckigen liegenden Kragen
besetzt, dazu eine offene kurze Weste, rot und schwarz gestreift, das ist Alles. Durch den Verkehr
mit Spanien und namentlich durch die Bemühungen der im Lande lebenden Jesuiten gewohnte sich
wenigstens die in den Dörfern hausende Bevölkerung an eine bessere Kleidung. Am Ende des
16. Jahrhunderts trugen die Männer aus den besseren Ständen (71. 21) lange enge Bcinklcidcr, ein bis
auf die Oberschenkel fallendes Wams, vorn herab verknüpft, mit einem glatt darüber fallenden breiten
Hemdkragen, einen langen, weiten, gewöhnlich mit Pelz gefütterten Mantel, völlig umden Körper
gelegt und über die linke Schulter zurückgeworfen, einen hohen gespitzten Hut, dessen Krampe
hinterwärts aufgestülpt war, und geschlossene Schuhe mit Rosetten daran, alles nach spanischer Mode.
S0 in spanischen Kleidern gingen auch die reichen Frauen einher, nur den volkstümlichen mit Pelz
gefütterten Mantel darüber (71. 20). Und so lief auch noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
die spanische Tracht neben der einheimischen einher (71. 31-34). Acrmere Frauen trugen einen
ziemlich kurzen Rock mit Leibchen, ein Busentuch, und ein zweites Tuch turbanartig um den Kopf
gewunden.