enge Aermel und an den Achseln einen schmalen Puffenbesatz; es wurde gleichfalls über die Brust
herab verknöpft. Namentlich unter Edel- und Kaufleuten beliebt war ein langer, bis gegen die
Knöchel reichender, vorn herab geöffneter und mit Pelz besetzter Rock, welcher mit einem Riemen
oder einer Sammetbinde geschlossen wurde. Dieser wol aus der Huppelande hervorgegangene Rock
war von gemustertem Sammet und zeigte sich in zweierlei Form. Einmal lag er oben fest an, wie
ein Wams ((3512) und hatte besonders angesetzte Schösse, welche sich nach unten hin erweiterten;
ein andermal erweiterte er sich ohne die geringste Taille schon vom Halse an 7), so dass er
vorn übereinandergeschlagen werden konnte, und hatte einen nach obenhin breiter werdenden Auf-
schlag von Pelz. In der ersten Form führte der Rock lange halbweite Hängeärinel mit zwei oder
drei pelzumsäumten Schlitzen für den Arm, in der andern auf den Arm passende Aermel mit wul-
stigen Achselstücken. Dazu kam noch ein Barett oder ein gespitzter Krämpenhut. Seehandelsleute
trugen die weiten, unzerschlitzten, unterm Knie verschnürten Trussen (69. 5), Strümpfe, einen kurzen,
ungegürteten Kittel nach Matrosenart, darüber einen bis unter die Hüften reichenden schwarzen
Mantel, dessen Aufschlag in einen stehenden Kragen überging, dazu Spitzhut, Halskrause und nach
dem Fuss geschnittene Schuhe mit Absätzen. Die Matrosen hatten kurze Kittel, sehr weite bauschige
unter dem Knie verschnürte Hosen, Strümpfe, Halskrause und hohe Pelzmütze (69. a). Krausen
an Hals und Handgelenk wurden in allen Schichten beliebt. Die Halskrause, oft drei- und vierfach
übereinander getragen, wuchs nach 1595 so sehr ins Ungeheuerliche, dass man sie mit dem Aus-
druck: sDrei und einen halben Schritt näher am Galgene kennzeichnete. Das Fusszeug war
noch immer an den Zehen mehr oder weniger breit, eckig oder rundlich und wurde jetzt häufiger
als sonst mit Absätzen versehen; man trug auch Pantoffeln. Die Reitstiefel, aus weichem Leder
hergestellt, reichten bis in die Oberschenkel und wurden bis an das Knie heruntergeschlagen oder
gewickelt. Handschuhe mit farbig unterlegten Schlitzen waren allgemein unter den begüterten
Ständen. Das Haar wurde kurz verschnitten, der Bart gestutzt, bald rundlich, bald spitz, der
Schnurrbart in Spitzen und beliebig nach oben gedreht.
Die Frauentracht in der ersten Hälfte des 16. jahrhundertS- In Schnitt, Zahl und
Namen blieben die Hauptbestandteile des weiblichen Anzuges etwa bis zum Jahre 1:330 fast un-
verändert. Die Kleider zeigten noch wie am Ausgange des 15. Jahrhunderts die ziemlich kurze, sich
nach vorn aber mehr oder minder tief herabsenkende Taille (68. 9-12), den viereckigen flachen Hals-
ausschnitt und die nach untenhin sich stark erweiternden Aermel, welche man mit ihrem Saume
vom Handgelenk emporraffte und im halben Oberarme befestigte; Aermel in dieser Form pflegte
man in London aßischofsärmelu zu nennen. Daneben gab es noch Aermel, welche im Ganzen
ziemlich eng waren, aber geschlitzt, unterpufft und mit darüber gespannten Nesteln verziert wurden;
dergleichen Aermel brachte man namentlich am Unterkleide an, wo sie, da die oberen Aermel auf-
geschlagen wurden, dem Auge freigegeben waren (G8. 9.12). Dieser Aermelform folgte bald ein an das
geschlossene Mieder besonders angesetztes Gewand, welches nach französischer Weise vorn herab
Weit geöffnet war und den nkirtleu, wie damals das Unterkleid genannt wurde, sehen liess. Die
Kleider berührten nur gerade den Boden, doch kam auch noch die Schleppe vor, wenn auch kleiner
als seither. Das Mieder wurde jetzt nicht selten als eigenes Gewandstück behandelt; es war in
diesem Falle ein der männlichen Weste oder dem Koller ziemlich ähnliches Kleidungsstück mit
Flügeln an den Armlöchern und über die Brust herab verknöpfbar. Der Gürtel folgte genau der
Taille und fiel mit langem Behang über den Unterrock herab. Um diese Zeit scheint jene Kopf-
bedeckung eingeführt worden zu sein, irvelcheiuns als Stuarthaube vertraut geworden ist (68. 14).
Die Königin Maria, welche ihre hohe Stirn für unschön hielt, suchte dieselbe dadurch niedriger
erscheinen zu lassen, dass sie die Stirnschneppe der damals üblichen Haube herunterdrückte und
so erhielt diese Haube zugleich eine ungemein kleidsame Form. Ueblich war noch derhalbmondförmige
Aufsatz, doch minder hoch als im vorigen Jahrhundert (68. 11). Die kapulenaftigen Hauben
(68. 10) von grünem oder schwarzem Tuche währten durch das ganze Jahrhundert fort. Schon gegen