nicht übertrieben, ndass die Frauen einen Galgen auf dem Kopfe trügen oder den Hörnerschmuck
gewisser Tieree. Der einfache Haarbehälter, die nKapsela, wurde mit der Zeit immer grösser ge-
macht und hornartig nach links und rechts ausgedehnt (64. e), entweder wagrecht oder schräg in die
Höhe gehend, und ein rechteckiger Schleier darüber ausgebreitet (64. 9. 21). Die gegabelten Haar-
touren wurden namentlich unter Heinrich VI. herrschend, daneben weite Turbane, die man nach
ächt türkischer Art aus den reichsten Stoffen herstellte; auch Wülste geringeren Umfanges wurden
über das Haarnetz gelegt (64.10) oder kleine Schleier. Man pflegte das Haar zurückzukämmen
und gänzlich unter der Kopftracht zu verbergen.
Die männliche Tracht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unterlag
völlig der französisch-burgundischen Mode; es kam damals keine noch so lächerliche Mode in Frank-
reich auf, die nicht sofort in England wäre nachgeahmt worden. Unter Eduard VI. beliebte man die
Jacken und Wämser knapp bis zur Unanständigkeit; man schlitzte die Aermel mehrfach und polsterte
die Achseln mit grossen Wattstücken aus. Wer heute in kurzer Kleidung einherging, schleppte sich
morgen unter langen Röcken dahin, im Tabard, der an den Seiten ganz oder teilweise offen war,
in der geschlossenen und gegürteten Robe (65.18. 24) oder in der offenen und gegürteten Huppe-
lande (65.13.23. 25); sämtliche Röcke zeigten fast immer ausgestopfte Achseln. Der Mantel blieb
fast nur noch als Reisekleid üblich und glich als solches einer Hoike von kreisrundem Schnitte
(65. 22). Gegen Ende des Jahrhunderts kam die völlige Teilung des Aermels an den engen Jacken
in zwei oder mehrere Stücke auf (65. i), welche man dann wieder durch Schnüre und Nesteln zu
verbinden suchte. Auch schlitzte man die Aermel im Oberarme mehrfach der ganzen Länge nach
(65. 17), indem man sie hier etwas weiter als sonst zu machen pflegte und den geschlitzten T611
mit einem gebauschten Unterärmel ausfütterte. Auf der Brust gab man der Jacke einen weiten
Ausschnitt und liess den Schoss sowie die wattierten Achseln wegfallen, so dass die Jacke einem
Mieder ähnlich sah. Auch der obere Teil der nun verbundenen und am Wamse festgenestelten
Hosenstrümpfe wurde geschlitzt und gepufft oder gestickt und verschieden von dem unteren Teile
gefärbt. Dieser Farbenteilung folgte dann eine wirkliche Teilung insofern, als man über die Hosen
noch farbig gestreifte Oberhosen legte (65. 19), die bis in die Mitte der Oberschenkel reichten, und
über die Unterschenkel anders gefärbte Strümpfe oder enge, oben umgekrämpte Stiefel (65. 20).
Stutzer in solcher Tracht trugen als Ueberkleid die Huppelande bis zur Jacke verkürzt (65. 1a. 20),
aber mit langen und weiten Hängeärmeln, dazu einen runden Filzhut mit breiter, an einer Seite auf-
geschlagener Krämpe samt wallendem Federbusch und zwar schräg auf das Ohr gesetzt, so dass eine
kleine runde Unterkappe von Netzwerk oder gesticktem Sammet sichtbar wurde; häufig liessen sie auch
ihre grossen Hüte an einer Schnur in den Nacken hängen (65. 19). Die Kapuze io), im raschen
Verschwinden begriffen, behauptete sich nur noch in der Turbanform mit dickem Wulstrande und
langer Sendelbinde (65.13.18). Allgemein getragen wurden flache Mützen aus Sammet mit auf-
geschlagener Krämpe oder Hüte mit schmaler sowie breiter Krämpe, die gekerbt oder gezahnelt
war. Das Fusszeug, welches noch nach der Mitte des Jahrhunderts eine oft zwei Fuss lange
Spitze zeigte, die man mit einem unter dem Knie befestigten Kettchen in die Höhe zu halten
pflegte (65. 11), wurde unter Heinrich VII. vorn abgerundet (65. 19. 20. 22. und gegen Schluss des
Jahrhunderts an den Zehen ebenso unsinnig breit gemacht wie vorher spitz, oft gut einen Fuss
breit. Das Haar, zuvor kurz oder von massiger Länge, wurde wieder ausserordentlich lang ge-
tragen, eine Rückkehr zur Mode Heinrichs I. Das Gesicht liebte man glatt rasiert; nur Soldaten
und alte Leute trugen Bärte.
Die weibliche Tracht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Etwa bis
1460 trug man Unter- und Oberkleid noch so wie zuvor; auch beliess man dem letzteren noch
nach dieser Zeit die ausnehmend kurze Taille und die riesige Schleppe; aber man machte beide
Gewänder nicht mehr bis zur Halsgrube hinaufsteigend; am Oberkleide liess man den Halsaus-
schnitt mit einer Spitze auf den Gürtel und selbst bis auf den Leib herabsteigen (66- 9- 10) und