dern (59. 2). Die Schuhe verloren ihre Spitze und wurden an den Zehen breit gemacht (59. 3. .1. 9); die
Unterschuhe blieben weg. Die vielfachen Kopfbedeckungen verminderten sich; man trug ein Kapp-
chen (calotte), das glatt anlag, und schräg darüber gesetzt einen niedrigen Rundhut mit ringsum
aufgestülpter Krämpe, die mannigfach verziert war (59. s. 4. e. 10); entweder von der Kalotte oder
dem Hute hingen Bänder herab, die auf der Brust in einen lockeren Knoten geschürzt waren (50. 22).
Die männliche Kleidung hatte sich fast ohne Uebergang geändert; langsamer aber folgte die
weibliche. Das Oberkleid, welches hinten und vorn den Boden fegte (59. s. 60. fing erst am
Schlusse der achtziger Jahre an, sich zu verkürzen, war aber auch im folgenden Jahrhunderte noch
schleppend anzutreffen; es wurde mit der Hand aufgenommen oder mit einer vom Gürtel über die
Hüften herabhängenden Spange empor- und festgehalten; nach 1500 öffnete man den Rock vorn
herab und nahm ihn nicht mehr in die Höhe. Der Brustausschnitt wurde gemindert und zumeist
viereckig gemacht, dabei bis zum Halse hinauf mit dem Hemde ausgefüllt (59. 11. 12. 60. a. 5). Der
Gürtel wurde unter der Brust weg auf die Hüften gerückt (59. 12. 60. 5). Ungegürtet getragen wurde
ein kürzeres, nur bis unter die Knicscheibe reichendes Uebergewand, das einen dreieckigen Brust-
ausschnitt und weite geschlitzte Hängeärmel hatte, an beiden Seiten aber von der Achselhöhle herab
völlig aufgeschlitzt war (59. 16); dieses Gewand entsprach der männlichen Husse. An dem Sürkot
pflegte man die seitlichen Ausschnitte kleiner zu machen; vorn herab geöffnet, erhielt dieses Kleid
das Aussehen einer mantelartigen Schaube mit Armschlitzen (59. 5). Die hochgetürmten Kopfpütze
kamen in's Verschwinden; statt ihrer bediente man sich jetzt anliegender Hauben. Es gab ein
kleines Häubchen (coiffe) von Seide mit Goldstickerei und einer Borte am Rande, welche das
Gesicht einrahmte; sodann eine grössere Haube (templette), welche über der Stirne das gescheitelte
Haar frei liess, aber über Schlafe und Wangen herab bis unter das Kinn stieg (59 12' 16); Sie
war gewöhnlich schwarz mit einer Silber- oder Goldborte am Rande. Diese Haube schmückte man
auf verschiedene Weise; man befestigte auf ihrem Hinterkopf einen aus farbigen Stoffen zusammen-
gedrehten Wulst (59. 11) oder legte über den Oberkopf ein dickes, zumeist schwarzes Tuch. Dieses
Tuch, auf welches der Name nSchaperonu überging, liess man frei in den Nacken herabhängen;
doch nahm man es auch vom Nacken wieder nach vorn über die Stirn oder umgekehrt (59. 12.16).
Auch bediente man sich damals schon der goldenen Schläfenbleche und Kopfreifen (59. 13), welche in
mannigfacher Umbildung noch heute ein beliebter Schmuck der holländischen Frauen sind. Die Füsse
steckte man in leichte, an den Zehen abgerundete Pantoffeln aus Sammet oder Atlas und zog schwarze
Lederschuhe darüber an. Handschuhe forderte der Anstand allgemein in der besseren Gesellschaft.
Unter den Landleuten war die Nachahmung der Mode eine beschränkte und kam fast
nur an deren Festkleidern zum Vorschein. Der Bauer (58. e. 7. 10. 11) trug ein Hemd, lederne oder
grobtuchene Beinlinge, häufig an den Knöcheln unterbunden, eine Weste, einen langärmeligen Rock,
den er gürtete, eine Kragenkapuze, derbe Schuhe oder Stiefel und Gamaschen, einen Hut oder
eine Rundmütze mit aufgestülpter Krämpe und bei übler Witterung einen mantelartigen Umhang
von grober Wolle, der an der offenen Seite verknöpft werden konnte und mit einem überfallenden
Kragen besetzt war (59. 11). Die Sonntagstracht der Bäuerinnen entsprach mehr oder weniger
dem bürgerlichen Kostüm; die Röcke lagen fest um Oberkörper und Taille 12); die Aefmel
waren lang und eng; das ärmellose Ueberkleid war kürzer als der Rock, welcher knapp auf die
Füsse reichte. DerWerktagsanzug (56. 19-21. 2a. 2a) bestand aus Hemd und Rock, Kopftuch, Schürze,
und groben Schuhen nebst Hut oder Kapuze. Auf den Märkten und in den Wirtshäusern machten
sich die Steuereinnehmer und Aichmeister oder Visierer bemerklich (56. 22. 24. 25) durch ihre
Käppchen und Roben in Violett und ihre weissen Ueberwürfe oder Hussen, die wie Chorhemde aus-
sahen. Der Obmann der Brauerzunft war kenntlich an seiner langen Schaube in Grün und Violett (56. 11).
Die italienische Mode beschränkte sich fast nur auf Flandern und übte keineswegs die
nachhaltige Wirkung der burgundischen aus; in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
ging neben der knapp anschliessenden Tracht die lange weitfaltige einher und die Sehlifle, Puffer!