entweder turbanartig darum gewickelt oder über Schulter und Arm fallend. Vornehme Leute
trugen Hut und Mütze zugleich, die Mütze auf dem Kopfe, den Hut in der Hand (76. 1-1) oder an
der Sendelbinde auf dem Rücken hängend (76. m). Das Gesicht liebten diese glatt und bartlos, das
Haar massig lang. Die Schuhe liefen in lange Schnabel aus und wurden mit Holzsohlen unterlegt, die
nach der Form der Schuhe zugeschnitten waren und zollhohe Klötze unter Ferse und Ballen hatten.
Zu den Hauptstücken der Frauentracht in burgundischer "Zeit gehörte ein unteres und
ein oberes Kleid, die Cotte und die Robe. Die Cotte war schleppend, wenn sie allein getragen wurde,
sonst kürzer und halbärmelig 20. 76. a); sie wurde vorn bis auf den Leib herab geschlitzt und
hier vernestelt. Die Robe schleppte durchweg auf dem Boden und war bis über die Taille herab fest-
anliegend oder wurde dicht unter der Brust mit einem breiten Gurte zusammengeschnürt (55. 44. 4a 1T);
sie hatte lange Aermel und vorn oder vorn und hinten zugleich einen dreieckigen, mit der Spitze den
Gürtel berührenden Ausschnitt; dieser war mit einem kragenartigen Umschlage gesäumt (55. se),
der sich nach dem Gürtel herab verschmälerte. Der Ausschnitt wurde vorn durch einen Latz bis
in die halbe Höhe der Brüste ausgefüllt (57. 1a), hinten aber gar nicht (76. 2a) oder nur durch das
Hemd (59. 1a). Daneben trug man auch noch die Robe nach alter Weise bis an den Hals geschlossen
und hier nicht selten mit einem stehenden oder umgelegten Kragen ausgestattet (57. 2. 4. s. 1a). Zahl-
reich waren die Formen ihrer Aermel; ausser den einfachen Aermeln (57.12) gab es Sackärmel, in
deren Nähte Zaddeln eingesetzt waren (56. aa), und weite offene Aermel, deren Vorderteil ganz
in Zaddeln aufgelöst erschien (56. aa), sowie geschlitzte Aermel zum Durchstecken der Arme (56. a1).
Neben den langen Roben trug man später auch verkürzte, die mitten auf dem Oberleib oder an einer
Seite herab vernestelt wurden (Fig. 30. s. 11). Um diese Zeit fing man an, die Robe in Rock und
Mieder zu zerlegen; das Mieder machte man knappanschliessend, den Rock aber setzte man faltig
daran (56. aa). Als Staatskleid beliebt war der an beiden Seiten ausgeschnittene Sürkot mit seinem
Oberleib aus Hermelin und der Rückenmantel (76. 1). Unzählbar erscheinen die Kopfpütze
der Frauen, doch lassen sich alle Formen auf drei Hauptformen zurückführen; die eine war die
hohe Wulsthaube, von welcher schon gesprochen wurde (73622. 24. 76. 2a); die. zweite der vHenninu,
ein horn-loder zuckerhutförmiger Kegel, welcher sich drei- oder viermal so lang als der Kopf selbst
über den Scheitel erhob, mit der Spitze nach rückwärts, und mit einem Schleier überhangen war,
der oft bis auf den Boden herabfiel (55. 47. 1a. se. 57. 1a. 20); die dritte Form entstand durch eine
Vereinigung des Hennin mit einem gewaltigen fiügelartigen Gebäude aus weissen Tüchern oder
golddurchwirkten Stoffen, welche mittelst eines Drahtgestelles auf dem Hennin in der Schwebe
gehalten wurden (76. 1a). Aehnlich ordnete man dergleichen Schleier und Tücher auch über minder
hohe Untergestelle (55. 4a. 50. 57 12) oder legte sie über zwei kurze Hennins, die wie Hörner rechts und
links vom Kopfe abstanden (57. s). Ausserdem war der mit der Gesichtsöffnung über den Kopf gezogene
Schaperon in Mode (57. 4. 22), welchen die Frauen gleich den Männern in einen dicken Wulst-
ring einzunähen und mit der Sendelbinde unter dem Kinne her festzuhalten pflegten (57. 2. 1a). Vom
Haare war nichts zu sehen, als höchstens ein Teil der Zöpfe-vorn um das Ohr her. Die Schuhe
zeigten sich wie bei den Männern lang gespitzt und mit Stöckelsohlen unterlegt (57. 1a).
Nachdem das Reich Burgund im Kriege gegen die Schweizer zu Grunde gegangen war, gewannen
die italienischen Moden einen gewissen Einfluss auf die niederländische Tracht. Diese Moden waren
durch den Feldzug des französischen Königs Karl VIII. gegen Italien nach Frankreich und von da
nach den Niederlanden gekommen; sie reinigten das niederländische Kostüm von seinen Schrullen
und gaben "ihm eine eigene Würde und Schwere wie sie dem strengeren Klima angemessen war.
An der männlichen Kleidung verlor sich die scharfe Einschnürung und die Wattierung. Leib-
FOCk und Schecke erhielten eine bequeme Länge und Weite; sie wurden vorn herab geschlitzt und
locker gegürtet (59. 4. a. 10). Die Bauschen oben an den Aermeln behielt man wol noch bei,
aber man stopfte sie nur mässig oder gar nicht mehr aus (59. 1a. 2a. 24). An der Schaube ver-
nestelte man die Ränder der völlig geschlitzten Aermel an drei oder vier Stellen mit farbigen Bän-