Eisenzeit scheint einzig nur der runde oder längliche Schild (3. 1. 2), der Panzer und der Helm
gewesen zu sein. Der Helm wurde vermutlich nur von den Anführern getragen; es ist kaum mehr
als Eine vollständige Waffe dieser Gattung in den nordischen Museen vorhanden. Einige Bronze-
platten (1. 15-18), welche als Gürtelschmuck gedient haben und mit kriegerischen Figuren verziert
sind, gehören, den hierauf dargestellten Schwertern nach zu urteilen, der eigentlichen Wikingerzeit
an. Wichtig ist der abgebildete Helm, welcher mit einem Eber auf dem Wirbel, einem Nacken-
schilde und einer Gesichtslarve ausgestattet erscheint. Bis jetzt hat man nur Einen Eberhelm und
zwar auf angelsächsischem Boden angetroffen (5. 11) und ebenso nur Einen Helm mit Larve, welcher
dem Thorsbjerger Moore enthoben wurde (1. 2. 2a). Eine der Figuren auf den genannten Gürtel-
platten (l. 16) trägt einen Helm mit zwei gegeneinandergebogenen Hörnern , welche Vogelhälsen
gleichen; es erinnert dieser Kopfschutz an einen gehörnten Helm, welcher in der Themse aufge-
funden wurde und den Dänen zugeschrieben wird (3. 27). Als Panzer trug man damals den starken
Lodenrock, welcher ab und zu mit metallenen Ringen und Blechen besetzt war. Erst im 12 Jahr-
hundert kamen Hemde mit Kapuze, Handschuhe und Hosen auf, welche vollständig aus ineinander-
gehängten Stahlringen zusammengenietet waren. Die Angriffsbewaffnung hat bei den zahlreichen
Zweigen der grossen germanischen Völkerfamilie wenig Veränderung erfahren. Ueberall begegnet
uns der Sax oder Skramasax (2. 59), eine Art von kurzem Schwerte mit ausgekehlter Klinge und
nur Einer Schneide, die Spatha (2. 51-55), das lange, gerade, zweischneidige Eisenschwert, ferner das
Beil 1), die Lanze zu Stoss und Wurf, die Keule und der Bogen sammt Pfeilen (2. 15-30).
Bezüglich der skandinavischen Erz gefässe (2. a1. 3. 111-15) lässt sich nur wiederholen, was über
den Schmuck und die Waffen gesagt wurde: zuerst römisch, dann bis tief in das Mittelalter hinein
durchaus nordisch. Die nordische Dekorationsweise finden wir auch an den Möbeln betätigt, von
welchen indess nur Proben aus ziemlich später christlicher Zeit uns erhalten geblieben sind (3. 21. 22).
Einen ganz besonderen Massftab für die Kultur der Wikingerperiode geben uns die Ueberreste
eines Bootes (1.112), welches in der Nähe des norwegischen Seebades Sandeiiord einem Hünengrabe
enthoben wurde und dem 9 Jahrhundert angehört. Das Boot ist von Eichenholz, 23 m lang und
5 m breit, im Boden Hach, vorn und hinten spitz, ohne Verdeck und zum rudern wie zum segeln
eingerichtet; es hat 20 Rippen, welche oben mit eisernen Bolzen, unten aber mit Tauen an den
Seitenplanken befestigt sind; 16 Ruder auf jeder Seite wurden durch ebenso viele Löcher gelegt, welche
sich in den oberen Seitenplanken, der sogenannten Verschanzung, befinden jedes Loch hat
einen seitlichen Schlitz; durch diesen Schlitz wurde das Ruderblatt gesteckt und die Oeffnung sodann
mit einem Schieber verschlossen um das Eindringen des Wassers zu verhindern. Die Ruder
oder Riemen sind 6 m lang, im Blatte kurz aber ziemlich breit und von lanzettlicher Form. Das
Steuerruder, dessen Blatt gerade geschnitten, befand sich hinten auf der rechten Seite in einem
Tauringe schwebend. Auf dem Boden des Schiffes befindet sich ein starker Block, welcher ungefähr
wie ein Fisch gestaltet ist und zur Aufnahme des Mastes gedient hat. Dass das Segel von viereckigem
Zuschnitte gewesen, dürfte nach der Abbildung eines Wikingerbootes zu schliessen sein, welche sich
auf dem Gobelin von Bayeux befindet (5. 53); hier erscheinen Vor- und Hintersteven als Voluten
gebogen, hoch über das Wasser emporragend und mit geschnitzten Drachen- und Schlangenköpfen
besetzt. Solch einen Drachenkopf hat man nebst Ueberresten von kleineren Booten ebenfalls bei
jenem Wikingerboote aufgefunden; er ist von Holz und energisch in der Schnitzerei (1. 49). Nach
diesem drachenköpfigen Schmucke wurden die Wikingerboote „Drakar" oder "Snakar", Drachen
oder Schlangen genannt. Während der Seefahrt pflegte man, wie der Teppich von Bayeux bestätigt,
die Schilde der Besatzung oben längs der Verschanzung anzubringen (7. 11); so geordnet waren sie aus
dem Wege und doch zur Hand, während sie anderseits die Bordwände erhöhten und das Spritzwasser
abhielten. (Ueber das bei Nydam gefundene Boot (1. 61) siehe unter „Angelsachsen".)
Die Verbrennung der Leichen war in der christlichen Zeit einer Bestattung in Särgen ge-
wichen. Unter den Särgen, welche wir ausgegraben, befinden sich ungeschälte Eichenstämme, die