angepasst, nur an den grossen Heerstrassen erschienen sein, welche die Römer durch das wilde Gebirg
anlegten, um Italien mit dem römischen Germanien zu verbinden. Als nun während der Völkerwande-
rung die Germanen in die Thäler des menschenarmen Landes einströmten, bemächtigten sich die Bur-
gunder des Westens von Helvetien; die Alamannen nahmen den ganzen nördlichen Landstrich ein, auf
welchem noch heute die deutsche Zunge klingt; die Ostgoten liessen sich im Süden nieder, wo die
romanischen Sprachen herrschten; nach den Goten besetzten die Langobarden dieses Gebiet.
Auf einem römischen Triumphalrelief begegnet uns ein langhaariger Germane (Fig. 26. s), der
weiter nichts auf dem Leibe trägt, als zwei lange Felldecken, die hinten und vorn herabhängen
und über die Achseln her aneinander genäht oder verhaftelt sind. Die Decken sind zusammen-
geschoben und ihre dichten Falten lassen auf eine Breite schliessen, welche genügend war, um bei
rauhem Wetter auch die Arme zu bedecken. Nach Bedarf wurden die Decken um die Hüften gegürtet
und wol auch an den Seiten herab geschlossen, so dass ein ärmelloser Rock daraus entstand.
Die Germanen trugen ausserdem Mäntel und Schuhzeug; die Schuhe waren, wie die Grabfunde
beweisen, an den Seiten in Laschen zerschlitzt oder durchlöchert und mit Riemen durchzogen, die
man über dem Spanne verknotete. Hosen nahmen die Alamannen erst im Verkehr mit den Gal-
liern an und ebenso den Brauch, das Haar auf dem Wirbel in einen Knoten zu Schürzen. So
Fig. 28.
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etwa, mit Mantel, Hosen, Schuhen und Haarbusch, haben wir uns die Alamannen bei ihrem Ein-
bruch in Helvetien vorzustellen (Fig. 26. 7. 1a). Im Züricher Antikenkabinett befindet sich das Bruch-
stück eines eisernen Panzers (Fig. 28. i), der wahrscheinlich von den Alamannen herrührt; er besteht
aus länglichen Platten, die miteinander vernietet sind. Die Tracht der Burgunder, wenigstens der
reicheren, muss jener der heutigen Bergschotten ähnlich. gewesen sein; sie bestand aus einem knapp
anschliessenden Rocke mit kurzen Aermeln, bunt gestreift, einem Pelzwams, einem Mantel, farbig
umrandet, und aus geschlossenen Knöchelschuhen von Pelz ; die Beine, von den Knieen an, waren un-
bedeckt. Die Krieger führten weisse Schilde mit Buckeln, Hakenlanzen und Streitäxte. Zu Tiefenau
hat man Schwerter mit langer Angel gefunden (Fig. 28. 2) und bei dem Dorfe Onswala ein Beil und
zwei eiserne Lanzenklingen (Fig. 28. a. 4), Waffen, die weder gallische noch fränkische Formen zeigen
und vielleicht den Burgundern angehört haben. Ausser einigen zerstreuten schriftlichen Notizen
geben einzig nur die Reliefs auf der Theodosiussäulc in Konstantinopel einen Aufschluss über die
Tracht der Goten. Diese setzte sich zusammen aus langen, unten ausgezackten Hosen, an Knieen
und Knöcheln unterbunden, einem Rock mit kurzen Aermeln, bis in die Mitte der Oberschenkel
reichend, ringsum geschlossen oder vorn herunter ganz offen und vom Halse bis zum Gürtel mit
KnöPfen oder Bändern verschliessbar; aus einem Mantel, auf der Brust oder Schulter verhaftelt,
aus völligen Schuhen von Pferdeleder, mit Riemen festgebunden und diese um die Schenkel hinauf-
gewickelt, und schliesslich aus einem Hute, dieser aber nur für die Edlen. Die Langobarden waren mit
ärmellosen Röcken von Fell oder grober Wolle bekleidet, die bis zum Knie reichten und vielleicht
dem Schutze glichen, wie er einem schleswigschen Baumsarge enthoben wurde (Fig. 29. a); ferner mit
Wadenstrümpfen von weisser Farbe und mit Schuhen, die oben fast bis zur grossen Zehe hin offen
waren und mit Riemen zusammengeschnürt wurden; die Kniee blieben unbedeckt. Von den Römern