Volltext: Trachten (Bd. 2)

sommerlichen Schauben aber auch aus schwarzer oder farbiger Seide; in diesem Falle wurde der Kragen 
nicht selten gleichfalls geschlitzt (49. a); daneben gab es noch Aermelschauben, die keinen Kragen 
hatten (49. 1). Die Ausstattung der Schaube wurde mit der Zeit zum unterscheidenden Kennzeichen 
der einzelnen Stände; die fürstlichen Schauben waren von Sammet oder Atlas, rot oder violett oder 
auch von Silber- und Goldbrokat, Futter und Kragen von Hermelin, Zobel oder grauem Marder. Der 
ritterliche Stand liebte die Schaube rot, der vornehme Bürger schwarz oder braun mit dunkelem 
oder grauem Pelze, der zünftige Bürger ebenfalls dunkel mit einem Pelze vom Fuchs, Iltis und selbst 
von der Katze. Auch sonst stattete man die Schaube je nach Vermögen mit einem Besatze von ab- 
stechender oder gleicher Farbe sowie mit Stickereien in Gold und Silber aus. Im Anfange des 1G. Jahr- 
hunderts zog man die hellfarbigen, ja selbst die zweifarbigen und gestreiften Schauben vor (49. 1), 
später die dunkelen; Richter, Gelehrte und Priester trugen sie schwarz, ebenso die Reformatoren 
und in dieser Farbe hat sich die Schaube auf die Ratsherren bis in das 19. Jahrhundert vererbt. 
Die Schaube wurde völlig offen getragen, nur der waffenführende Zünftler schloss sie mit dem Schwert- 
gurt um den Leib zusammen (49. 11). Die Schaube der Gelehrten, wie sie von den Reformatoren 
getragen wurde, zeigte im Schnitt einige Abweichungen von der gewöhnlichen Schaube. Zwar 
ihre Grundform verblieb bei dem Dreiviertelskreise (Fig. 23. 18 Rückenteil, 111 Vorderblatt), aber in 
das bis auf die halben Achseln erweiterte Kopfloch wurde ein besonderes Stück eingesetzt, das 
vKolleru (Fig. 23.  Das Koller lag glatt an Schultern, Brust und Rücken auf (49. 2. s), Rücken- 
und Vorderblätter aber wurden dicht gefaltet an das Koller angesetzt. Das Koller erweiterte den 
Rock dergestalt über die Schultern her, dass man die Aermel ohne besondere Armlöcher einsetzen 
und in die Naht zwischen Vorder- und Rückenstück sowie an den unteren Rand des Kollers fest- 
heften konnte, ohne die Falten zu häufen. Die Aermel waren rechteckig geschnitten und ihre 
Länge kam der Länge des Rockes gleich; anfangs wurden sie glatt an das Koller genäht (49. 2), 
später aber, als sie an Umfang gewanndn, faltig (49. s). Der Pelzbesatz war nur schmal und wurde 
mit der Zeit ganz beseitigt. Mit geringen Abänderungen ist diese Schaube das Amtsgewand der 
reformatorischen Geistlichkeit bis auf unsere Tage geblieben. 
Der Schaube pflegte sich nur das reifere Alter zu bedienen, die Jugend aber statt der 
Schaube eines kurzen leichten Mantels, welcher die Form eines Kreisausschnittes hatte. Diente 
der Mantel zum Putze, so war er kaum länger als das Wams, ein Lappen, der auf die linke Schulter 
gehängt und mit einer Schnur über die rechte Schulter her festgehalten wurde (47. 16). Zum Schutze 
bestimmt, war der Mantel etwas länger und breiter und glich im Zuschnitte der ärmellosen Schaube; 
er wurde über beide Schultern gelegt, so dass er die Schaube samt den Armen völlig bedeckte 
(47. a). Auch unter den Landsknechten war der kurze Mantel gebräuchlich und zwar von Leder oder 
Filz  und ebenso waren die Klosterschüler, darunter die Kurrentschüler, zu welchen Luther 
gehörte, mit einem Mantel ausgestattet; der Schülermantel hatte zwar einen rechteckigen Schnitt, 
erhielt aber eine kreisförmige Gestalt dadurch, dass er am Hals in dichte Falten geschoben und 
diese an einen stehenden Kragen festgenäht wurden (vergl. 50. 10.13). Der Kragen glich einem 
schmalen Rechteck. Als Reisekleid benutzte man einen langen Mantel von grobem dunkelem 
Tuche, welcher bis auf die Füsse reichte; der Schnittndesselben zeigte etwa drei Viertel eines 
Kreises und ein kreisförmiges Halsloch. Doch wurden Mäntel dieser Art von einem langen schauben- 
ähnlichen Gewande verdrängt, das hängende Aermel hatte und einen doppelten Ueberfallkragen, 
Von Welchem der obere Teil etwas kürzer war, als der untere (50. 21). Daneben trug man die völlig 
gCSChlOSSene Glocke mit Kapuze (50. 1a), welche der römischen Pänula glich, unterm Volke aber noch 
den alten ärmellosen 'I'appert, der an den Seiten offen (vergl. 41. s. 50. 16). 
Von der bunten Mannigfaltigkeit derKopfbedeckungen, wie sie das 15. Jahrhundert 
beliebte, blieb in der folgenden Periode nur noch der Hut übrig, welcher in den niederen Volks- 
schichten weiter getragen-wurde, während die übrigen Kopftrachten von dem Barette völlig ver- 
drängt wurden. In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts bedeckte das Barett alle Köpfe mit
	        
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