(50. u) oder, wie das Landsknechtwams, nur mit einem Gurt um die Hüften festgehalten (50. i), nach
Belieben liessen sie ihre Röcke vorn herab auch völlig offen stehen (50. 22. 60, u). Unter den Bürgern
und Bauern war neben dem Schosswamse. noch der Kittel gebräuchlich, ein Rock, welcher mit dem
Schosse aus dem Ganzen geschnitten wurde (47. Der Kittel erweiterte sich allmählig von den
Schultern an und reichte bis an oder unter das Knie; er war ringsum geschlossen und hatte nur
einen Brustschlitz oder ein bequemes Kopfloch, das sich nach vorn hin erweiterte; Brust- und Rücken-
stück waren von völlig gleichem Schnitte; die Armlöcher sassen in den seitlichen Nähten und waren
nur wenig ausgeschnitten. Wie das Bauernwams (48. i) so pflegte man auch den Kittel nicht selten hinten
in Falten zusammenzuziehen und diese im Kreuze zu befestigen. Reiche Bauern trugen ihn an den
Säumen sowie um die Achseln herum mitPelz besetzt (47. 7). Der Kittel wurde durchweg gegürtet.
Das gebräuchlichste Ueberkleid der bürgerlichen und fürstlichen Stände bis zum Kaiser
hinauf war die Schaube. Wie wir gesehen haben (S. 90), war die Schaube aus dem Tappert hervor-
gegangen, dem weiten und langen Ueberrocke des 14. und 15. Jahrhunderts, der Tappert selbst aber
aus der ringsum geschlossenen Glocke oder Hoike. Die Abstammung der Schaube von der Glocke
zeigte sich auf's Deutlichstc im Schnitte der beiden Gewandstücke; die Glocke bildete einen Kreis
mit einem Kopfloche in der Mitte, die Schaube, welche vorn herab geöffnet war, nahezu einen Kreis
mit kreisförmigem Halsausschnitte. Auf das Rückenstück der Schaube kam die Hälfte des Kreises
(Fig. 23. 12), auf jedes Vorderblatt etwas weniger als ein Viertel desselben (Fig. 23. 11). Die Weite
des Kreises richtete sich nach der Länge der Schaube. Am Ende des 15. Jahrhunderts und am An-
fang des 1G. war die Schaube lang wie ein Schlafrock und reichte bis an die Knöchel (47. 2. s);
dann aber wurde die Schaube kürzer, und um das Jahr 1520 reichte sie nur noch bis zur Knie-
scheibe (50. i); mit zunehmender Kürze aber wurde sie weiter. Gross war ,die Mannigfaltigkeit der
hängenden Aermel, obgleich die Grundform der Aermel fast immer einem mehr oder minder ge-
streckten Rechtecke nahekam. Von Anfang an hatten die Aermel eine massige Weite, waren oben
mit einem Schlitze zum Durchstecken der Arme versehen und unten offen (47. 2) oder auch ge-
schlossen (49. 1); sie waren so lang oder noch länger als die Schaube selbst. Mit der Verkürzung
der Schaube aber wurden die Aermel gleich dem ganzen Gewandstück bedeutend weiter, ebenso die
verschieden geformten Armlöcher, da man die Aermel glatt und ohne Falten an der Schulter einzu-
setzen pflegte. Es gab Armlöcher, welche im Rückenteile der Schaube nach unten hin. einen eckigen
oder winkelartigen Einschnitt zeigten; in diesen passte ein dreieckiger Zwickel, der sich an dem sonst
gerade geschnittenen oberen Rande des Aermels befand (Fig. 23.13); im Vorderblatte aber zeigte
das Armloch seine gewohnte runde Form und war ebenso lang als im Rückenteile. Die Naht pflegte
man mit einem schmalen Pelzbesatze zu verbrämen (49. r). Dergleichen Aermel wurden übrigens auch
in rund geschnittene Armlöcher eingefügt, wobei man den zwickelartigen Fortsatz unbefestigt liess,_
so dass er frei auf der Schaube lag (49. 3). Die Aermel hatten eine Fülle gewonnen, die kaum noch
zu bemeistern war; man beliess sie teils ohne Armschlitze (49. 4. s), oder setzte nur einen oder auch
mehrere übereinander hinein (47. 4. 12), teils schlitzte man sie völlig bis unten hin (50. 4), oder trennte
den unteren Teil des Aermels nahezu vom oberen und liess ihn gleichsam als eigenen Aermel frei
herabhängen (50. a); auch schlitzte man die Aermel über's Kreuz, nestelte die Spitzen der vier
Zwickel zusammen und bauschte die Aermel mit gesteiftem Futter (47.10). Alle diese Aermel-
formen aber beschränkten sich zumeist auf das Stutzertum, sowie auf die höchsten Stände; der ehr-
same Bürger liess sich an einer kurzen mantelartigen Schaube genügen, welche statt der Aermel
nur Armschlitze hatte (47. 1. Fig. 20. auch war diese Schaube ohne Umschlag und Kragen oder
hatte nur einen Stehkragen. An den Aermelschauben pflegte man nämlich vornherab die Ränder nach
aussenhin umzuschlagen und zwar so, dass der Umschlag sich nach obenhin zu einem völligen Kragen
verbreiterte, welcher auf beide Schultern und über den Nacken herabf-iel (47. 2. 4.. s. 10. 1a. 49. 1. 4.
50. .1. 4); der Kragen vergrösserte sich ebenmässig, wie die Aermel, mit der Erweiterung der ganzen
Schaube. Gewöhnlich bestand die Fütterung der Schaube sowie Umschlag und Kragen aus Pelz, an den