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EXPOSITl0N
DES
AMATEURs.
Abtheilung befanden sich zwei Objecte, die unbedingt zu dem Anziehendsten in
der gesammten Expos1tion des Amateurs zu rechnen waren. Es smd dies zwei
etwa sechs Schuh lange Schranke, oder richtiger Truhen, mit oFsenbarem Deckel,
aus der Domkirche Zu Graz stamrnend, wo sie ihrer ursprünglichen Bestimmung
wohl sehr wenig entsprechend lange Zeit als Reliquienschreine dienten. Diese
Möbel, oberitalienische Arbeiten aus dem l5.Jahrhundert, zeigen an den vordern
Langfeiten f1gurenreiche Reliess Es. die AbbildungenI mit den Darstellungen der
sechs ,,TriumpheU nach der Dichtung des Petrarca. Der Stil dieser Reliefs trägt
die deutlich ausgesprochenen Merkmale der Mantegnesken Kunstrichtung etwa
aus den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts, und wir dürfen uns den unbekannten
Verfertiger in naher Beziehung zur Paduaner Schule denken. 0rnamentirte Pis
lafter theilen die vorderen Langseiten der Truhen in drei grosse Felder ein,
in denen lich die von einer einfachen Palmettenumrahmung eingefassten Compos
f1tionen befinden. Die Anordnung folgt genau der Dichtung des Petrarca. Dems
gemäss i1t auf der ersten Truhe der Triumph der f1nnlichen Leidenschaft über die
Seele des Menschen dargestellt unter dem Bilde des Cupido; sein Wagen wird
von feurigen Rossen gezogen und Menschen aller Classen und Stände begleiten
ihn. Auf dem zweiten Felde triumphirt die Keuschheit Todes die Vernunft; über
die Liebe, auf dem dritten der Tod über die Vernunft. Die Reihenfolge setzt
sich auf dem andern Schreine fort: da folgt der Triumph des Ruhmes über den
Tod, der Triumph der Zeit über den Ruhm, und endlich als Letztes der
Triumph der Ewigkeit, dargestellt unter dem Bilde Christi über Zeit und alle
Dinge.
Die weit ausgesponnene Allegorie des GediChtCs Was für die Kunst der Rc.
naissance ein fruchtbarer Vorwurf der bi1d1ichen Darstellung, dem wir in der
Malerei und Sculptur, in Kupferftich und H0lZfCI1Uikk IN 611d10se11 Variationen be.
gegnen, und auch in unsern Reliefs hat der Künstler die C0mpof1tion ziemlich
originell und in seiner Art gefasSt. Bemerkenswerth ist der vortreffliche Reliefs
stil in der Anordnung der Zuge, der ja so recht die Sache des Mantegna und
der Künstler war, die von ihm ihre Anregung empfingen. Die Durchführung
namentlich der Köpfe hat etwas von der Sorgfalt und Detailarbeit eines Cameo.
Es fcheint, dass diese beiden Stücke für einen deutschen Beftel1er in Italien ges
arbeitet wurden. Die schmalseiten tragen V6kfcI1iedenartige Embleme, darunter
eine Hirfchkuh mit einem Spruchbande, auf dem die Worte ,,bider raktU
Cbieder rechtJ1; wobei die absonderliche Schreibweise und ungeschickte Bildung
des K darauf deuten, dass dem Künstler die Sprache der Inschrift wie auch das
Schreiben dieses Buchstaben nicht geläufig war.
1m Anfchlusse hieran wollen wir noch eines merkwürdigen n1ittelalterlic11en
Mobels Erwähnung thun, das aus dem F rauenftift auf dem Nonnberge bei Salzburg
in der ofterreich. Abtheilung ausgestellt War. Es ift diess das Original eines sogen.
Faldiftolium oder Faltistorium, eines Faltstuhles, wie er zuweilen auf Münzen und
Siegeln als Abzeichen der bischöslichen XsVi.irde bei den Bildern der Betreffenden
vorkommt. IS. die AbbildungJ. Es ist ein se1dseffelartiger Stuhl mit Bronzefiissen
und Bronzebeschlägen und elfenbeingeschnitzten Löwenkopfen an den Enden der
rothbemalten Stützbalkens, und als Möbel des Mittelalters von seltener Erhaltung
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