DIE
EXPOslTl0N
DES
A1v1ATEURS.
und der mitte1alterlichen Auffaffung, die Formen mehr conftruirend aneinanders
zureihen als 0rganifch zu verbinden. Noch verfchiedene andere, wenn auch felbfts
verständlich weitaus an Bedeutung gegen den Klofterneuburger Altar zurüclcs
ftehende Beifpiele der mittelalterlichen Emailtechnik hatte die AusPcellung aufzus
weiten, f0wohl an Arbeiten der rheinifchen als auch an einzelnen der Lim0ufmer
Schule. Wir nennen von den erfieren ein bef0nders zierliches Ciborium von
Kl0fterneuburg und ein Reliquiar aus dem Schatze deffelben Stiftes, von den in
Meta1larbeit, Farbenwahl und Ausführung des Emails gewöhnlich gegen die
rheinifchen zurückftehenden Lin1ousiner Werken ein Reliquiar des Stiftes Kremss
mijnPcer.
Der Kunfientwickelung des fpäteren I4. und des II. Jahrhunderts konnte
das Email mit den technifchen Mitteln, die das email chan1pleve bot, direct nicht
folgen; wir fehen es eine Zeitlang vom schaup1atze der Uebung verfchwinden,
bis neue technische Behelfe herangezogen waren, um die Anforderungen nach
einer mehr realislifchen und malerifchen Darsi:ellungsweife zu erfüllen. Diefe bot
zunächst das nun aufkommende ,,durchfcheinende ReliefemailU Cemail transs
lucide sur re1iefJ. Die Modellirung und Rundung der Körperf0rmen ist bei diefer
Emailgattung fchon in bedeutenderem Grade möglich. sie wird dadurch erzielt,
dafs die Oberfläche des zu emaillirenden Metal1es in einer Art feichtem Relief
gearbeitet ist, welches durch die darüber gebreitete Schichte des Cnicht mit Zinns
afche verfetztenJ durchfcheinend gelaffenen Emailfluffes mit der Abwechselung
von Höhe und Tiefe wie Licht und Schatten wirkt. Manche italienifchen Golds
fcl1miede des I5. Jahrhunderts excellirten in diefer Kunstgattung, an ihrer spitze
MeiPcer wie die Pollajuoli und Finiguerra; aber auch Deutfchland lieferte in dies
fer Art vortreffliche Werke. Auf der Ausstellung war das trans1ucide Email
vertreten durch ein kleines Altärchen mit Scenen aus der Pafsionsgefchichte
CNr. 35 der oesterr. Abth.I, eine deutfche Arbeit aus dem Anfange des
IS. Jahrh. und ein in der ungarifchen Abtheilung befindliches CruciHx, welches
in eckigen Feldern Bilder Christi und der Evangelisten enthält.
Der Umstand, dafs das durchfcheinende Reliefemail nur auf einer Unterlage
von edlem Metalle und felbst da nur mit einer befchränkten Farbenfcala ans
wendbar ift fo können Z. B. Fleifchtöne blos mittelst einer blafsvioletten
Färbung ausgedrückt werden andererseits die verhältnifsmäfsig geringe solidität
derartiger Werke, kurz das Streben nach einer gröfsern malerifchen und der
eine f01che ekmög1ichende11 technifchen Vollkommenheit führte bald zu weiterer
Ausbildung. Wiederum kehrte man zur Anwendung 0paker Farben zurück, aber
man hatte inzwifchen gelernt, He mit Sicherheit neben einander zu fetzen, ohne
trennende Metallstege nöthig zu haben; die Palette wurde reicher an Nüancen,
und die Emaillirkunst entwickelte sich nun zur wirklichen Emailmalerei. Mit
vielen Zwifchenslufen und Uebergängen vom Reliefs zum Maleremail vollzieht
sich diese Wandlung, zunächst in den Werkstätten der Florentiner Goldfchmiede, bis
weiterhin für das M9.1ekemai1 die Stadt Limoges der nahezu ausfchliefsliche sitz
diefer Uebung wird. so laffen die italienifchen Emailleure dem Hintergrunde und
den Gewändern noch den edelsteinartigen Effect des durchfcheinenden Schmelzes
und beginnen nur Fleifchtöne und Nebendinge naturwahr zu färben, bis dieser