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DIE
EXPOslTION
DES
AMATEURs.
tinische email cloisonne entspricht völlig dem Kunsts1nne, der auch in den
Mosaiken des 0streiches feinen Ausdruck fand; wie das Mosaik, ist auch die ges
nannte Gattung der Emailmalerei ihrer Technik nach nothwendig, blos eine Dars
stellung in schematischen Flächencompartimenten; die weitere Aehnlichkeit, die
das Gesüge des Mosaiks mit den Zellen des Emails gemeinsam hat, ist wohl mehr
als eine äusserlich zufällige, und scheint uns begründet in der gleichsam desors
ganisirenden Tendenz der byzantinisehen Darstellungsweise.
Vielleicht unterstützt durch erhaltene einheimische Traditionen, jedenfalls
aber durch die Anregung, die von den byzantinischen Werken ausgegangen war,
und theilweise vielleicht auch durch griechischse Künstler nach dem Westen vers
pslanzt, entwickelt sich die rheinische und Lin1ous1ner Emailkunst des Mittels
alters. Neue und vereinsachte technische Mittel kommen hinzu, entsprechend
den veränderten künstlerisehen Zielen. Das email champleve, das nun geübt
wird, erlaubt schon einen, wenn auch strengen, doch sichern und klaren Zug des
Contours, wie dies dem tiefen Eingraben in das Metall entspricht, eines Contours,
der aber nichts mehr gernein hat mit der energielosen Linie der gebogenen
Goldlamelle der Byzantiner. Auch die sonstige Behandlung des Emails verliert
den mosaikartigen Charakter und ist schon eine wirkliche Malerei mit einfachen
Localsarben, oder eine colorirte Zeichnung in farbigen Strichen mit angedeuteter
Schattirung. Die stehengelassene Metallfläche bildet den schimmernden Hinters
grund gleich dem Goldgrund der Tafelbilder.
Als ihre köstlichste Perle enthielt die Expos1tion des Amateurs das vielleicht
bedeutendste Monument der Emailkunst des Mittelalters, das aus uns gekommen
ist, den berühmter Verduner Altar, den das Stift Klosterneuburg bei Wien in
der Kapelle des h. Leopold bewahrt, und den man auf der Ausstellung zum
ersten Male im vollen Tageslicht zu sehen Gelegenheit hatte. Durch den sich
inschriftlich nennenden Künstler Nicolaus von Verdu n im Jahre II81 ursprüngs
lich als Ambonenverkleidung gefertigt, erlangte er erst bei Gelegenheit einer
theilweisen Renovirung der durch einen Brand I322 entstandenen schaden seine
heutige Bestimmung als Altaraufsatz.7J Das Ganze ist zusammengesetzt aus II
etwa zehn Zoll hohen Tafeln, von denen jede eine besondere Darstellung ents
hält, parallele Scenen des alten und des neuen Testamentes, dazwischen Inschrists
streifen und 0rnamentenfriese in reicher Abwechselung höchst reizender geomes
trischer Muster. Die Zeichnung der F igurenbilcler, in breiten Strichen in das Metall
eingravirt, und lediglich mit blauer und rother Farbe ausgefüllt, zeigt trotz des
verhältnissmässig geringen Massstabes in einzelnen Compos1tionen eine ernste
Grossartigkeit, so in der Darstellung der Königin von Saba, in andern eine wuns
derbar lebendige und doch so stilvolle Energie und Kraft der Zeichnung, wie
in Samson mit dem Löwen oder im Jüngsten Gericht. Antike Reminiscenzen
verweben sich in merlcwürdiger Weise mit der hervortretenden Unbehilflichkeit
Dabei wurden fech5 neue Emaillafe1n und die kuns1gefc11icl1tlich höchst inlerelTanten Malereien
auf der Rüclcfeite hinzugefügt. Probst S1epl1an von syrenc10rk veranIafste diefe Wiederherstellung: ,,Er
fc11ueH dass man die schon taffln gehn Wien fiiret vnder die g01dtfchmit die verneuerlen II widerH etc.
kleidet und Eite1berger, Ku11lIdenkmalc; dann die specia1publicati0nen von Arneth, Heider und ca.
mef1na.
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