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EXPOSITION
DES
AMATEURS.
dem Stiste St. Peter in SalZburg, urkundlich I494 von einem Goldschmiede
Berthold in Salzburg gefertigt, zeigt auf der Mitteldarstellung der Rückseite die
mit geringen Veränderungen verkleinerte Nachbildung eines Kupferstichs, das
Abendmahl darstellend, von dem niederdeutschen Meister, der gewöhnlich der
Meister mit dem Weberschiffchen oder wohl richtiger der Meister von
Zwolle genannt wird. sBartsch, Vol VI, pag. 90J.
Unter den XIVerlcen der kirchlichen Go1dschmiedekunst haben wir noch in
der oesterreichischen und böhmischsmährischen Abtheilung eine Anzahl guter
Beispiele des g0thischen Stiles aus der spätern Zeit des I4. und aus dem IS. Jahrs
hundert zu nennen, Kelche, Monitranzen und monstranzsähnlicl1e Reliquiarien.
Den einfacheren Aufbau und die strengeren Formen der früheren Zeit zeigt ein
in der zweiten Hälfte des I4.. Jahrhunderts mit eingestochenen Darstellungen und
0rnamenten am Fuss und Knauf gezierter Kelch aus dem Klosterschatze von
Admont is. die AbbildungJ. Der Kelch aus Sanct Paul in Kärnthen, den wir
den Lesern ebenfalls in der Abbildung bringen, ganz mit reichem, durchbrochen
gearbeitetem Blattwerlc und Figuren überdeckt, ist eines jener überaus anmuthigen
und zierlichen VVerke, wie sie das endende IS. Jahrhundert noch in äusserlich
g0thischen Motiven, jedoch beinahe ganz in der Emptindungsweise der Renaissance
hervorgebracht hat. Ein anderes phantastischsreizvolles Werk dieser Uebergangss
epoche ist der in feiner Art berühmte und oft abgebildete grosse stolze P0kal,
den der Tradition. nach Mathias Corvinus der Stadt WVienersNeustadt geschenkt
haben soll, und den diese Gemeinde noch jetzt bewahrt.
Die eigentliche Renaifsa11ce und die späteren Stilwandlungen der Golds
schmiedekunst waren durch eine Anzahl hervorragender, leider durch ihre Auss
stellung zerstreuter und dadurch in ihrem Effecte beeinträchtigter Werke vertreten.
Die im Uebrigen nicht allzu glänzend ausgestattete Schweizer Abtheilung der
Expos1tion des Amateurs enthielt eine schöne Sammlung von P0kalen und Ziers
gefässen aus dem Bes1tze der Bürgergemeinde in Bern und einiger Zünfte ders
selben Stadt, die offenbar besser als ähnliche Corporationen anderwärts ihr alts
überkommenes Erbe zu bewahren und zu ehren wissen. Die meisten dieser
Stücke gehören der zweiten Hälfte des 16. und dem Iy. Jahrhundert an, die
besten und vorzüglichsten darunter der Zeit um etwa 158o, und nicht leicht lässt
sich ein prächtigeres Ensemble denken als eine Zusammenstellung solcher Geräthe
mit ihrem reichen Leben von auss und einlaufenden Formen, mit ihrem üppigem
Zierrath, der jedem Punkt der Fläche Bewegung und Bedeutung verleiht. Nicht
blos um ihm den Schein eines grösseren Werthes zu geben, sondern aus guten,
innern kiinstlerischen Gründen haben die alten Goldschmiede das Silber in beis
nahe allen Fällen im Feuer vergoldet. In den glatten Partien von heftigem,
farblosem und rohem Reflexe, grau und matt, wenn ciselirt oder getrieben, bot
das Silber wenig verwerthbare Eigenschaften für eine künstlerische Sinnesrichtung,
die vor Allem eine satte und energische Farbenwirkung im Auge hatte. Es ist
ferner merkwürdig, zu sehen, wie beispielsweise in den Niederlanden, als in der
Kunst, und speciell der Malerei, die direct aus der Beobachtung der Natur ges
nommenen, gebrochenen Farben und grauen Töne Eingang fanden, diese auch
alsbald für die Stimmung selbst der kunstgewerblichen Erzeugnisse beliebt wurden,
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