EXPOsIT10N
DES
AMATEURs.
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Da man in VVien die Franzosen nicht copiren wollte, am wenigsten dort, wo
es wirklich das Richtige gewesen wäre, sie nachzuahmen, so inaugurirte man eine
,,Expos1tion des AmateursU. Logisch könnte man sich unter diesem Titel unges
sähr vorstellen, dass es sich darum handeln sollte, die privaten Kunstsammlungen
als solche zum Ausstellungsobject zu machen, also etwa die Tendenzen der
Sammler in den verschiedenen Ländern und die Qualitäten ihrer Collectionen
uns vorzustihren. Obwohl der Zweck einer solchen Darstellung ein höchst pros
blematischer, und die Durchführung eine enorm schwierige gewesen wäre, so lag
doch dem Ganzen eine Idee zu Grunde, usnd, wenn sie auch gerade keine glLicks
liche war, so war diese ldee doch das, was man so sehnlich suchte, etwas Neues.
Aber schon das gedruckte Programm wusste von seiner Ausschrist so wenig, wie
die rechte Hand von der linken in der Bibel. Da war von den ,,AmateursU gar
nicht weiter die Rede, sondern nur im Allgemeinen von alten Kunstsachen, die
man sich sein siiuberlich in 21 Gassen eingetheilt dachte. Noch viel weniger
aber, als der Text des Programmes dem gewählten Titel, entsprach wiederum die
Ausstellung ihrem Namen oder gar dem gedruckten Programm, und wer sich
etwa nach der Eröfsnung der Lecture eines dieser Schriststlicke hingab, der
konnte alsbald zu der Ueberzeugung gelangen, dass sie schon von der Druckpresse
weg lediglich Maculatur waren.
Hier, wo wir es lediglich mit den sactischen Resultaten zu thun haben, ist es
nicht am Platze, von den mancherlei Vorgängen zu sprechen, denen zufolge die
,,hIxpos1ti0n des An1ateursH dann in der VVeise zu Stande kam, welche zu schils
dem nun unsere Ausgabe ist. Gar grosse Projecte und Verheissungen wurden
in die Welt hinausgerusen. Richard lxVallace, die Rothschild, suermondt, kurz
die grössten sammler der VVelt, hiess es, würden ihre Schatze nach dem Prater
senden. Was schliesslich zu Stande kam, war nichts von Alledem. Der sur die
.Exposition des Amateurs ursprünglich bestimmte Raum wurde zum grössten
Theile dem sich immer mehr ausdehnenden Platzbediirfnisse der modernen Kunst
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eingeräumt; angef1chts der allgemein herrfchenden Confuf1on verzichteten die
meiIken Staaten darauf, überhaupt Ansstellungen von alten Kunfiwerken einzus
leiten, und fo wurde die Expolition des Amateurs eine fragmentarifche, fysten1s
und 0rdnungSlofe Anhäufung von mitunter guten, vielfach aber ganz mittels
mäfsigen und fchlechten Dingen, die der Zufall wie in einem Antiquitäten1aden
zufammengewürfelt zu haben fchien.
Die 0efierreichifche Abtheilung hatten in letzter Stunde die 4Herren
Baron von sacken, Dr. C. Lind und A. von Camefina zufammenzull:e11en
übernommen. Ihren Bemühungen gelang es wenigftens, eine Anzahl hervori
ragender Werke herbeizufchaffen, und wenn He auch das Grundgebrechen, die
Planlof1gkeit, aus ihrem Departement nicht Zu verbannen vermochten, f0xhaben
sie doch viele bedeutende und fonft wenig zugängliche Kunstwerke den Befuchern
vor Augen geführt.
Wollen wir, bevor wir zur Befprechung des Einzelnen übergehen, die Bei
theiligung der verfchiedenen Länder in kurzer Ueberlicht zufammenfaffen, fo Hand
in erster Reihe in quantitativer und qualitativer Beziehung neben der cisleithanifchs
öfterreichifchen die Expof1tion Ungarns da. Es gab da. eine Menge fehenss
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