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ZElCHENs
UND
KUNSTUNTER1CHT.
offenbaren. Die Leitung des Institutes hatte an einer Tafel die clasfeneintheilung
der Schule dargestellt und gefucht, wo möglich von jeder Branche etwas zu
bieten. Dadurch wurde denn freilich das Bild der Thätigkeit der Schule zers
stückelt; denn zwei bis drei Blätter aus einer Specialabtheilung konnten diese
wenig charakterif1ren. Auch war es verfäumt, die Pr0gramme der Anstalt feit
I867 aufzulegen, wodurch das Fragmentarische der Ausstellung hätte ergänzt
werden können. Nur mit Mühe konnte der Lehrgang in den vorbereitenden
Claffen verfolgt werden. Es waren davon Contours0rnamente nach plastifchen
Werken, dann fchattirte in sepia und gezeichnete geometrifche Modelle in Kreide
vorhanden. Von den höheren CSpecialsJ Claffen waren Copien nach Originals
modellen in diverfen Stilen, Naturftudien und felbstständige Compositionen auss
gestellt; das Beste darunter waren Entwürfe in Flächenverzierungen für Tapeten,
Stoffe etc. Die Blume wird mit Sorgfalt studirt und in edler Weife zum 0r11as
mente benutzt; die Comp0f1tion des 0rnamentes bezieht lich stets auf den fertigen
Gegenstand und der Zweck der Verzierung ist immer im Auge behalten. Eine
geringere Rolle spielte unter dem AuSgestellten das f1gürliche Zeichnen. Das
Hervorragendste, was das Institut ausgestellt hatte, bestand in Radirungen,
die von den Schülern nach Gegenständen des Mufeums für den Zweck der Vers
breitung ausgeführt wurden. Die AusPcellung der ,,School of ArtH zu Bombay
jin der lndustriehalleJ bot wohl manches Intereffante, doch wenig XxVichtiges in
Bezug auf den eigentlichen Kunstunterricht.
In umfaffender WVeife hatte Rufsland die Bestrebungen des Kunstunterrichtes
im Lande dargestellt. Schon von den letzten Weltausstellungen her ift es bes
kannt, wie fehr es f1ch diefer Staat angelegen fein läfst, das Altnationale in der
Induftrie wieder zur Geltung zu bringen; auf der Wiener Ausftellung wurde die
Thätigkeit der Petersburger und Moskauer Kunstfchulen in diefer Richtung in
klarer Weile illuftrirt. Die Kunstfchule ,,Str0ganoffH zu Moskau Cverbunden mit
dem MufeumJ bildet die eigentliche Centralstelle diefer Bewegung und diefe Ans
sta1twar auch in bester VVeife auf der Ausstellung repräfentirt.
Der Zweck der Schule ist lediglich der, dem Kunsthandwerke gefchickte
Arbeiter zuzuführen, die Industrie von der fclavifchen Nachahmung zu befreien
und sie zu 0riginalformen heran zu ziehen. Den bedeutfamsten EinHufS auf diefe
Bestrebungen nimmt das Mufeum, und für die Ausstellung desfelben war im Nords
pavi1lon der Kunltl1al1e ein ganzer Saal refervirt. Es befanden f1ch.dafelbft Lin
einer AuswahlI die von den nationalen Denkmälern gefammelten Modelle von
0rnamenten in Gypsabgüfsen, in Thon und Galvanoplaftik; Nachbildungen alter
Kunstwerke, Photographien, Handzeichnungen nach. KunFcwerken, w0durch f1ch
das Mufeum und die Schule gegenfeitig unterPcütZen, und die von dem Institute
veranlafsten Publicationen. Die ausgeftellten Schülerarbeiten be1ebte durchweg
ein frifcher künstlerifcl1er Geist und befonders,waren aus den höheren Curfen
die nach a1trufsifchen und byzantinifchen Modellen gefertigten Zeichnungen von
hoher Vollendung. Das Studium des 0rnamentes wird nach dem von der Aus
Halt herausgegebenem VVerke ,,Gefchichte der ruff1fcl1en OrnamentikU Cgefch6pft
aufs Handfchriften des X. bis XVI. JahrhundertsJ gepflogen und zugleich auf die
zweckrnäfsige Verwendung in Bezug auf das Material gesehen.
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