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KUN STUNTERR1CHT.
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die in ihrem wohlgeordneten stufenmässigen Fortschreiten musterhaft genannt
werden darf. Es waren Proben der Leistungen von den Elementarschuleii, der
allgemeinen und Cder damit verbundcnenJ Baugewerkschule, sowie der Mädchens
gewerbeschule ausgestellt und darin der systematische Lehrgang zur Anschauung
gebracht. Der modernen Geschmacksreform wird vielleicht in keiner Kunstschule
Deutschlands in umsassenderer Weise Rechnung getragen als an dem Hamburger
Institute, das mithin den Bestrebungen Englands und 0esterreichs sich anschliesst.
Welchen Aufschwung die Anstalt nimmt, beweist wohl am deutlichsten die Fres
quenz; dem letzten Jahresberichte Cl874J nach ist die Zahl der Eleven an der
allgemeinen Gewerbeschule schon auf I 306 gestiegen.
Es ist eine unabweisbare Thatsache, dass die künstlerischen Bestrebungen in
unserer Zeit mehr als ehedem bevormunc1et, gepslegt und dirigirt werden können.
Zunächst stehen uns durch die rege Thätigkeit der kritischen Kunstwissenschaft
die Classiker der Vergangenheit zu Gebote, die in Sammlungen dem Volke vors
geführt, auf den Geschmack desselben Einfluss nehmen können, und dann sind es
die Zeichenschulen, oder allgemeiner der Kunstunterricht, durch welchen direct
aus das Schaffen der Kunst und des Kunsthandwerkes eingewirkt werden kann.
In England und 0esl:erreich stehen diese Mittel zur Reform des Geschmacks in
erfolgreichster Anwendung. Die Opposition gegen die hergebrachten französischen
Kunstanschauungen, von dieser Basis aus betrieben, hat aber auch in Franks
reich dieselben schon längst dagewesenen Mittel zum Bewusstsein gebracht, und
nicht zu verkennen sind in der jüngsten Zeit die energischen Bestrebungen der
Franzosen, durch den Zeichenunterricht läuternd auf die Geschmackserziehung
zu wirken. Wurde ehedem weniger auf eine bestimmte Richtung des Stils oder
auf Veredlung der Formen in den Schulen Werth gelegt und allein in der techs
nischen Fertigkeit und in der Virtuosen Nachahmung des Aeusserlichen zu brils
liren gesucht, so zeigte es sich auf der Ausstellung, dass in der Auswahl der V0rs
lagewerke, der Modelle etc. schon zu festeren Principien eingelenkt wird, und dass
die classischen Vorbilder des Alterthums und der Renaissance allmählig die willkürs
lichen Motive verdrängen. Einen regen Antheil nehmen an dieser Bewegung die
Pariser Verleger, die ja schon zur Zeit, als Julien der tonaiigebe:ide Autor für
die Zeichensäle war, alle Welt mit Vorlagen versorgten; was in den letzten
Jahren in dieser Richtung publicirt wurde, hält sicli ausschliesslich an gediegene
Vorbilder und der Einfluss derselben ist auch grossentheilS schon in den Schulen
wahrnehmbar, Von den neuesten hIrscheinungen, die aus der Aus1tellung vorlagen,
ist vor allen F. Ravaisson7s Werk: ,,Classiques de l7artU zu nennen, eine ums
fangreiche collection von Photographien nach den cl,assischen plastischen Werken
des Louvre und nach Handzeichnungen alter Meister, in solcher Weise aufges
nommen, dass sie leicht mit Kreide oder einem sonstigen Material copirt werden
können. Das Werk soll, einem Wunsche der Regierung nach, an sämmtlichen
Zeichenschulen, Lyceen etc. in Frankreich eingeführt werden, um den Geschmack
zu läutern und die Kunstanschauungen in ein einheitliches Geleise zu bringen. 1n
den Tendenzen zwar allgemeiner, aber alle früheren Productionen überragend
THE der ,,Cours de dessinU von Cli. Bargue; der erste Theil enthält in ausgezeichs
netem Vortrage Studien nach der Antike, der zweite Theil Facsimiles nach Haiids
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