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ZEIClsIENs
UND
KUN5TUNTERR1CHT.
Der fachliche Unterricht im Zcichncn richtet Ach nach den örtlichen Bedtirfniffen
und an den meiPcen AnPca1ten wird auch im 1.,inearsZcichnen ganz Vorziigs
licheS geleifiet. Es i17c unmöglich, die LeiPcungen der einzelnen Schulen hier
zu besprechen; als bef0nder5 bemerkcnswertl1 feien jedoch angeführt die AnPcalten
von Aalen, Biberach, E11ingen, Ellwangen, Ef5lingen, Geis1ingen, Gmtjnd, Giengcn,
Ha1l, Heilbronn, Ludwigsburg, Ravcnsburg, Rottweil,. R0ttenburg, Schwcnningcn
und sulzau.
Stuttgart, als die CentralPcelle des lcunfkgewerblichen Unterrichtes, nahm mit
feinen höheren Schulen felbftvierfiändlich auch in Betreff der Leiftungen den bes
deutendPcen Raum ein, und zwar iFc hier die königliche Kun1Igewerbefchule zus
nächPc zu erwähnen. Es war von der Con1miff1on bei der Ausitellung darauf
Rücksicht genommen, alle Zweige des Zeichnens und Modellirens, welche an der
Anstalt gepPcegt werden, zur Anf1cht zu bringen. Im Stile d0minirte die Renaifs
fance; doch fanden fich unter den Zeichnungen auch fchöne Studien nach clafs
f1fchen Denkmalern, pompejanifchen VVanddecorationen etc. Von den ausgePcellten
plaPcifchen Gegenfiänden verdienen befonders ftilv0lle Metallarbeiten hervorgehoben
zu werden; auch die Holzfchnitzereien zeugten von bedeutender technischer Ges
wandheit der Verfertiger.
Die konigliche Baugewerbfchule hatte Ausnahmen von Bauwerken vers
fchiedener Stile, decorative Architelcturwerlce und selbständige Entwürfc von
Schülern in dem Gebiete der Architektur und des Mafchinenbaues zur Anfchaus
ung gebracht. Aus der KunPcfchule in Stuttgart waren diverfe NaturPcudien und
auch felbftPcändige Cornp0f1tionen von den Schülern vorgelegt. Von letzteren
Hel uns befonders eine reizend gedachte Sommerlandfchaft mit reicher Staffage
und eine im GeiPce Schwind,s gehaltene Zeichnung zu dem Märchen ,,SiebenschonU
auf. Der Zeichenunterricht in den Vollcsfchulen ifi befonders feits I870 im
rafchen Auffchwunge begriffen und die ausgePcellten Arbeiten zeigten bei einem
einheitlichen SyPcem die besten Erfolge.
Das Grofsherz0gthum Bade n hatte f1ch, wie in Paris 1867, fo auch auf der
Wiener Weltausftellung im Unterrichtswefen wenig betheiligt. Den gewerblichen
Fortbildungsfchulen wird in diefem Lande die f0rgfamPce Fliege gewidmet; es
beläuft f1ch deren Zahl gegenwärtig auf 43; in denfe1ben wird jedoch weniger
rein fachliche als vielmehr allgemeine Bildung angePcrebt. Es lagen nur Schülers
arbeiten von der gewerblichen UnterrichtSanfialt in Carlsruhe vor, die befonders
in den decorativen Entwürfenlals lobenSwerth zu bezeichnen find.
Auch Preufsen hatte im Gebiete des Zeichens und KunftunterrichteS die
Ausfiellung äufserFc mangelhaft befchickt. Die Haupturfac;he des Fernebleibens
der Schulen mit hiehergehörigen Leistungen mag wohl gewefen fein, dafs im
Grofsen und Ganzen überhaupt Norddeutfchland weder mit den Südftaaten noch
mit dem Auslande f1ch in eine Concurrenz einlaffen kann. Die Beftrebungen
des ,,Vereines zur Forderung des ZeichenunterrichtesU verdienen die vollPce Ans
erkennung; doch dürften die Erfolge der thätigen Mitglieder deffelben noch kaum
weiter als in Berlin zu fuchen fein. In den Realfchulen und Gymnaf1en fpielt
der Zeichenunterricht eine ganz untergeordnete Rolle; dadurch ift von vornes
Weg dem GegenPcande jede Lebensfähigkeit genommen.