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ZElCHENs
UND
KUNSTUNTERRICHT.
zweckn1ässigc Vorlagewerke für den Elen1entarunterricht zum Theil Trefs1iches
geleistet haben. Zu bedauern war es, dass aus der Ausste1lung wenig Schülers
arbeiten aus den Volkss und Mittelschulen vorgelegt waren; das Meiste sandten
die Fach und Fortbildungsschulen, und in dieser Hinsicht konnte besonders aus
SüdsDeutschland ein klares Bild der gegenwärtigen Bestrebungen gewonnen werden.
Umsassend.hatte Bayern sein Unterrichtswesen repräsentirt. Der Zeichens
unterricht, so weit er in den verschiedenen Schulen gepflegt wird, dient
fast ausschliesslich gewerblichen Zwecken; der Schwerpunkt desselben liegt in
den kunstgewerblichen Schulen von München und Nürnberg. Die Arbeiten aus
den beiden Anstalten bildeten auch den Glanzpunkt der bayeriscl1en Ausstellung
und es war vorzugsweise die Nürnberger Schule, welche in gr0ssartiger Weise
ihre Leistungen vorsührte. Das Institut hat in den letzten zwei Jahrzehnten unter
Kreling7s Leitung einen bedeutsamen Ausschwungsgenommen; die Organisation
desselben lässt nichts zu wünschen übrig. Es werden neben den vorbereitenden
Studien im Zeichnen und Modelliren auch die verschiedenen für das Kunstges
werbe wichtigen Arbeiten in Holz, Metall etc. geübt und für diese Zwecke von
der Anstalt Bestellungen übernommen, die dann von den Schülern unter Leitung
ihrer Lehrer ausgeführt werden. Es handelt sich nur darum, zu untersuchen, wie
die Richtung der Schule sich in Bezug auf den Stil zu der allgemeinen Strömung
der Zeit verhält und welche Rolle sie in dieser Beziehung in der Gegenwart spielt.
Wer das alte Nürnberg durchwandert, wird es begreiAich finden, dass inmitten
der lebendigsten Traditionen des Mittela1ters, untet den schönsten Blüthen der
deutschen Kunst aus jener Epoche in einer dortigen Kunstschule diese Elemente
noch sortleben müssen, selbst wenn anderwärts die Zeit längst der Kunst ein neues
Gewand geschasfen hat. Die Nürnberger Kunstschule, die denn ehedem vorwies
gend die Gothik pflegte, hat nun wohl, von der Zeit gedrängt, nach und nach
die deutsche und auch die italienische Renaissance aufgenommen, aber die vers
schiedenen Elemente vereinigen sich in ihrem Berühren nicht zu neuer Fruchtbars
keit. So achtenswerth die Leistungen der Schule nach verschiedenen Richs
tungen hin genannt werden müssen, so war daraus doch nur zu erkennen, dass
in dem Nachahmen des Hergebrachten auch ihre höchste Leistung liegt. Es
fehlen die puls1renden Elemente, die zu neuen, 1ebensvollen Formen anregen.
Die Stilrichtung, welche in der königlichen KunstgewerbesSchule in München
gepsiegt wird, schliesst sich, wie die Ausstellung zeigte, vorwiegend an die
Renaissance an; jedoch wird auch aus ältere class1sehe Motive zurückgegrifsen.
Die Zeichnungen bestanden meistens in Decorationsmotiven. Hier belebt ein
eisriges Studium der Pflanze die Motive und dessen wohlthätiger Einfluss zeigte
sich insbesondere bei den farbigen Studien. Die Gypsornamente, von den schüs
lern meist nach kleinen Skizzen von dem verstorbenen Director H. Dyk ges
fertigt, waren mit vollem Verständnisse der Formen und mit viel Delicatesse
ausgeführt; dasselbe gilt von den Holzarbeiten und Broncen; schwächer war
das F igurenzeichnen repräsentirt; auch hierin war jedoch der Lehrgang systematisch
dargestellt, und konnten die Leistungen von Stufe zu Stufe verfolgt werden. Im
Architecturzeichnen fanden sich gut gezeichnete Studien von griechischen und
römischen Denkmälern und Decoratives aus der Renaissance vor.
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