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wurde eine AnPcalt in7S Leben gerufen, welche in ihrer 0rganifati0n den gegen.
wärtigen Verhältniffen entfprechcnd, für die Hebung des genannten BildungSge.
genPcandes vom w0hlthätigen Einfluffe fein wird. Es ist dies die königl. ungarj.
fche LandessZeichenfchu1e und das damit verbundene ZeichensSeminar in Pe11
Ceröffnet am I. Nov. I8yIJ. Ihr Charakter ist der einer höheren KunPcgcwckhc.
Schule mit befonderer Riickficht auf die freien KiinPce und wurde die Leitung
derfelben in die Hände des Herrn GuPcav Keleti gelegt, welcher im Auslande
die reichPcen Studien über den KunPcunterricht gemacht hat und nach feinen
Erfahrungen auch die Schule organif1rte. Die ausgef7cellten Unterriehtsrefultate
können als fehr befriedigend bezeichnet werden; f1e zeigten durchweg eine ge.
diegene A.uffaffung und im Vortrag eine freie lcLinPclerifche Behandlung, was mit
Rijekf1cht auf die kurze Zeit des Beftehens der Anfia1t bcfonders anerlcennens.
Werth ist.
An den ungarifchen Realschulen, sowie an den Gymnaf1en, wo ebenfalls der
Zeichenunterricht obligatorisch ist, mange1t es vor Allem noch an tüchtigen I,cl1r.
kreisten; fo lange diese nicht herangezogen sind, muss es mit den Erfolgen Herz;
noch problematifch aussehen. Eine Ausnahme hievon machen jedoch schon
gegenwärtig die Realschulen von Pest und Ofen, fowie die von Prefsburg und
Kafchau. Auch in den Cnunmehr schon gesetzlich geregelten; Volksschulen is1
hauptsächlich der Mangel an gehörig geschulten Lehrkräften die Urfache, das
es mit dem Zeichenunterricht noch äufserst primitiv ausf1eht; doch wird von Seite
der Regierung nichts verfäumt, um auch in diefem Punkte die Volksbildung zu
unterstützen und durch zweckmäfsige Publicationen zu fordern.
Dass die Ausstellung des deutschen Reiches in der Industrie und Kunst
bei der Concurrenz mit den anderen Staaten einen hervorragenden Platz ein.
nahm, wird wohl jedermann Ohne Frage zugeben. Die Masse fowohl als die
Vielseitigkeit der Production zeigte, dass es der Nation nicht an Reichthum
und Talent mange1t, um die höchsten Ziele anzustreben und dass sie a11k3 Mjkke1
besitzt, um auch auf dem Wahlplatze der Arbeit die Siegespalme zu erringen. Dafs
dies aber trotz aller Anstrengungen noch nicht gefchehen ist und dass der Kampf
befonders im Gebiete der Kunsiindusirie wieder zu Ungunsten der Deutfchen aus.
fallen mufste, ist hauptsächlich den Mängeln des Kunstunterrichtes zuzuschreiben.
Die Ekfahkungen, die auf den früheren Ausstellungen gemacht wurden, haben
wohl langsam eine Wandlung des Gefchmackes veranlasst, aber eine entfchie.
dene Reform ist bisher noch nicht durchgedrungen. Freilich fehlte bis vor Kur.
Zem hiezu die nothwendige staatliche Einheit und mit ihr ein leitender und an.
regender Impuls von Oben herab; dann aber ein zweckmäfsiger allgemeiner
Volksunterricht in den Dingen des Stils und Gefchmacks. Das Zeichnen, welches
aufser den eigentlichen Kunstfchulen bisher blofs in den gewerblichen Fortbil.
clungsanstalten, den sonntags. und Abendcurfen etc. gepflegt wurde, findet neuer.
dings auch theilweise in den allgemeinen Unterrichtsanstalten Eingang, mit dek
Mission, den Sinn für das Schöne zu wecken. Vieles bleibt zwar in dieser Hin.
licht noch Zu wünschen übrig, die vollste Anerkennung aber verdient schon jetzt
das energifche Streben der deutschen Zeichenlehrer, welche sich mit dem regfkeH
Eifer ihres Gegenstandes annehmen und befonders in Bezug auf Methodik und