Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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H ARCHITEKTONIsCHE ZEICHNsUNGEN UND MODELLE. 477  
 
ganzen Anlage, der Museen mit der projectirten Erweiterung der Burg lässt die 
Schönheiten derselben nicht zur rechten Geltung kommen. 
Von den Monumentalbauten, welche Hansen eben jetzt zur Ausführung 
übertragen sind, war leider kein Modell vorhanden. Von der classischen Schönheit 
des künftigen Wiener Parlamentsgebäudes, dessen Bau nun eingeleitet ist, und von 
dessen vorziiglicher Lage gab uns eine PerspectiVe einen Begriff, der um so richs 
tiger ist, als jener wirklich ein möglicher Augenpunkt in der Mitte der Rings 
skrasse zu Grunde liegt.  Die beiden Sitzungssäle sind durch einen in ihrer 
Mitte liegenden giebelbekrönten Mittelbau, der die gemeinsamen Räume enthält, 
zu einem einseitlichen Ganzen verbunden.  Die Börse zeigt im Aeussern einen 
zweigeschoss1gen Saulenporticus am Mittelrisa1it; an den seiten dagegen, wo die 
Bureaux liegen, eine kleiner gehaltene, anls Venetianische sich an1ehnende Fen1iers 
architektur. Der wichtigste und zugleich grossartigste Theil ist aber der grosse 
Börsensaa1, der kaum seinesgleichen in der Profanarchitektur findet; in zwei 0rd. 
nungen mit Dreiviertelsäulen zwischen Bogensiellungen übereinandergebaut, mit 
den Axenweiten des Palazzo Farnese, erreicht er eine Länge von 185V und eine 
lichte Weite von 867 bei 72, Höhe.  Der dritte in der Ausführung begrissene 
Bau Hansen7s, von dem die Entwürfe vorlagen, ist die Akademie der bildenden 
Künste; im Aeussern von schöner Einfachheit, in zwei Geschossen mit PilalIer. 
architektur, zwischen denen abwechselnd Bogenfenster und Nischen mit Statuen 
sich befinden. Auch hier sollen Terracotten für die Details und die Verkleis 
dung verwendet werden. 
Von den im Laufe des letzten Jahres vollendeten grossen Hotels waren die 
äussern Ansichten der drei bedeutendsten, H. Metropole von Tischler, H. 
Britannia und H. Donau von Claus und Gross ausgestellt. Durch pomp6fe 
Säulenaufbauten vor den Fac;aden ist ihnen der sonst nicht zu vermeidende Zins. 
hauscharakter genommen. Die letztgenannten Architelcten führten auch Schnitte 
und Ansichten ihrer römischen Bäder vor, deren vorzügliche Einrichtung und 
überaus reiche Ausstattung durch die schwere Architektur leider etwas beeins 
trächtigt wird. 
Unter den neuen Bahnhofbauten ragt besonders derjenige der Südbahn 
von Flattich und Wilhelm hervor, mit seinern schönen Vestibu1c und stiegen. 
aufgang, und auch das Aeussere macht, trotz seiner etwas wuchtigen Details, 
wegen der einheitlichen und klaren Gesammtdurchbildung eine gute Wirkung; 
wogegen beim Nordwestbahnhof von Bäumer die Uebcrseinerung der Arehiteks 
tursormen den Mangel an Einheit und bedeutenden1 Ausbau nur noch mehr her. 
vortreten lässt. 
Unter den Projecten für öffentliche Bauten sind noch die in vorzüglicher 
technischer Vollkommenheit ausgeführten Farbenskizzen Hlawk als für dasIk1Heke 
des bischöflichen ResidenZgebäudes in Czernowitz zu nennen,,sowie das preisge. 
krönte Project für den VViener Centralsriedhos und ein Entwurf von class1scher 
Grundrissanlage für den Curfalon in Ischl von Wielemans. 
1n weit geringerem Maasse waren die Darstellungen für Privatgebände ver. 
treten. Unter den Palastbauten heben wir ein schönes Project mit dem Cinques 
cento entnommenen Motiven von König und das bereits vollendete Palais Si. 

	        
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