Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

 
s:ss;s       Hi 
.ARCHITEKTONISCHE 
ZEICHNUNGEN 
UND 
MODELLE. 
der Facade zur Peterskirche nach den Skizzen Bram;mte7s, Peruzzi7s und san 
Gallo7s von Geymüller. Waren diefe intereffanten Blätter ausnahmsweife 
im Licht, fo waren f1e doch viel zu hoch aufgehängt, fo dafs nicht einmal das 
0pernglas f1e erreichte. 
Die 1taliener hatten viele Nummern im Katatoge, die aber nirgends zu finden 
waren, und das Vorhandene fuchte man dort vergeblich. Es war fehr viel 
Dilettantenhaftes darunter. Vor Allem ein abfcheulichcr Entwurf für ein Theas 
ter, der nur darum auffiel, weil er unter allen Architekturzeichnungen weitaus 
den fchonsten Platz erhielt. Die Italiener von heute zeigen in der Architektur, 
wie in deren schwesterkünsten, kaum einen blaffen Schatten ihrer bedeutenden 
Vergangenheit; es fcheint ihnen aller Sinn für das Grofse und Monumentale abs 
handen gekommen zu fein. Wenn irgendwo, fo tritt der Mangel einer guten, 
mit Ern1t auf die Antike gegründeten Schule befonders auffallend dort hervor, 
weil man ihn dort am wenigsten erwarten würde. ln den beiden fchönen Mos 
dellen, der Gallerie Vittore Emmanuele in Mailand, mehr noch in der Sparbank 
von Bologna von Mengoni zeigt f1ch das recht auffallend. Einfacher, aber edler 
ist Cipolla7s Nationalbank dafelbit, ausnahmsweise grofsartig der Entwurf für 
einen Nationalplatz vor S. M. degli Ange1i in Rom, von Montiroli, und der 
Campofanto von Genua von Refasco, mit ernst gehaltener Architektur in den 
teraffenförmig ansteigenden Hallen, die in dem Kuppelbau über hohen Treppens 
anlagen ihren Abfchlufs finden. Die Verwendung von Sgraftito an den Fac;aden 
florentinifcher Paläste, wie He ein Carton von Frl. A. Fries, einer für diefes 
Genre dort stark in Anspruch genommenen Künftlerin zeigt, dürfte auch in uns 
fern nordifchen Städten sich mehr einbürgern; allerdings müfsten dabei etwas 
strengere Compof1tionen zu Grunde gelegt werden. 
Nicht blos quantitativ C285 BlätterJ, fondern auch qualitativ vorzüglich repräs 
präfentirt war Russland. Sein eigenthümlicher Stil fpracl1 f1ch zunächst in 
mehreren vielkuppeligen Kirchenprojecten aus, unter denen ein Entwurf für 
Tiflis von Schroter und Huhn durch Compof1tion und Darstellung hervorras 
gend ist; nicht minder in der Erlöferkirche von Thon. Unter den Profanbauten 
war die fchönste Renaiffance durch Alex. Krakau in Petersburg vertreten, von 
dem ein Bahnhof und ein Palais vorlagen; auch Stakenfchneider scheint in 
der Behandlung claff1fcher Renaiffanceformen sehr bewandert; dagegen lehnt Hch 
Refanoff in feinem Palais des Grofsfürften Wladimir an den franzöf1fchen Ros 
cocostil an. Von Bohnstedt7s Entwürfen End diejenigen für die Villen weitaus 
die besten, besonders Villa Trostenetz, während das Stadttheater und die Kirche, 
mehr aber all feine Interieurs ganz den unentfchiedenen, weichlichen Charakter 
feines neuen grofsen Werkes zeigen. Das Sehenswürdigste hier waren aber die 
farbigen Reifeflcizzen Ko sfow7s und Mesmacher7s, die in ihrer Technik uns 
erreicht fein dürften. Beide Architekten vereint lieferten eine pomp6fe Restauras 
tion des ant:iken Theaters zu Ta0rmina in strengsrömifchem Stil. 
Relativ numerifch am fchwächsten vertreten war wohl das deutfche Reich. 
C34 Blätter von I8 AusstellernJ. ln feinem Saale waren nebst einigen kleinern 
drei grofse Modelle leider fo aufgestellt, dafs sie die Rückfeite dem Lichte zu. 
wendeten. Das erste ist Stüler7s Nationalgalerie, ausgeführt von stk3Ck 
 I Hss1;jsk 
T 
ll  il
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.