Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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FARBF.NDRUCK. 
leben sahen und bewunderten, fanden wir in der englifcheii Abtlieilung nichts, 
so dass man mit Recht annehmen kann, England habe es verschmäht, diesen 
Zweig seiner glänzenden Pr0duction zur Anschauung zu bringen. 
Höc11st Anerkennenswerthes brachte dagegen die betreffende Abtheilung der 
Niederlande. Die Firmen W. Bos Sohn in Utrecht, T re sling E Co. in Amsters 
dam, wie die königl. Niederländische Steindruckerei im Haag leisten Vorzijgliches 
in Sättigung des Tons, tiichtiger Modellirung und characteristischer Zeichnung, 
insbesondere aber in den hübschen Imitationen nach Gemäilden voii Potter, 
Fr. Hals, Rembrai1dt, Jan Steen u. A. Einige recht gute moderne Landschaftss 
gemälde, darunter sehr l0beiiswertlie Aquarellsln1itationen liefern eine anständige 
Marlctwaare. 
Italie11s ausgestellte 0leographien nehmen, obgleich daselbst der l7arbens 
dr11ck erst später in Uebung kam, bereits eine recht ehrenvolle Stellung ein. Das 
Atelier B0r7.in0 in Mailand liefert vollk0ininen gelungene Iniitationeii sowohl 
nach modernen als nach ältern Geniisilden. Das Geiirebild nach Crem0na kaiin 
als eine vorzügliche Leistung hingestellt werden. Von höchstem Interesse jedoch 
find die Nachahmungen byzantinisclier Mosaiken, ausgestellt von Spitli6ver. 
Ueberhaiipt nimmt Italien eine höchst respectable Stellung ein in verschiedenen 
Publicationen, welche das gesamnite Gebiet der Kiiiislwissei1scl1aft umfassen. 
Noch eriibrigt uns, der Tliätigkeit auf dem Gebiete der Chroinolithographie 
in den Vereinigten Staaten zu gedenken, die selbstverstäiiidlicl1 durch die 
bedeutsame Nachfrage, welche diese Art von Reprocluction seit allem Anfange 
fand, gar bald zu eigenen Resultaten führen inusste, wovon wir auch die 
sprechenden Zeugnisse auf der VVe1tausstellung sahen. Eine der bedeutendsten 
Firmen, die von L. Pra11g IT Co. in Boston, fiel uns zuerst in7S Auge. Sie 
brachte eine zieinlicli umfasseiide CollectivsAusstellung ihrer bisherigen Leistungen 
und legte, was namentlich interessant sur den Fachmann sein niiisste, die pros 
gressiven Scalen zweier reproducirter, p0nipejanisclie Familiei1scenen beliaiidelnder 
Genrebilder, etwa im Sti1e Islamon7s gemalt, zur Anschauung auf. XVir fanden 
hiebei die namliaste Zahl. Von 33 Steinen verwendet, was allerdings in grossem 
VViderspriiche zu jener Knappheit steht, mit welcher man beispielsweise in den 
lxVieiier1Luiistanstalten behufs Vermeidung der zu grossen Druckkosteii in der 
.Anzahl der Steine vorgeht. lsVas nun die Art der Behandlung dieser beiden bei 
Zeichneten Blätter betrifft, so sahen wir, dass der betreffende Ki.instler vorwiegend 
mit der Tufche iind dem Scl1aber manipulirte, während die Kreide erst etwa beim 
24. Stein zur Anwendung gelangte. Die Arbeit ist eine äusserst saubere, ja subs 
tile zu nennen uiid reibt sich den hervorragendsteii Leistungen an. Neben 
diesem cheval de bataille führte uns die genannte Firma noch eine ausgewäililte 
Anzahl von Genrebildern, ThierstLicken und Landschaften vor, unter welclil 
letzteren wir namentlich gute, effectvolle Marinebi1der fanden. Auch über die 
Ausstellung Duval7s und Hunterls in NewsY0rk lässt, sich Gutes berichten, 
obschon sie mit ihren Erzeugnissen nicht ganz an die erftgenannte hinanreicht, 
sondern mehr das gewöhnliche Effectbild cultivirt, welches von der Menge gerne 
gekauft wird. T, R. 
L 
Tj.;jj
	        
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