Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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KUNsTE. 
DIE VERVlELFÄLTlGENDEN 
0ESTERREICH ETC. 
 
Seine Grabfkiche1blätter nach Rafael, Luini und Ho1bein erfreuen lich gerechter 
Anerkennung; insbefondere das Bildnifs An1erbach7s nach LetZterem erhebt lich 
bis Zu einer des Originals würdigen, c0loriftifchen Wirkung. Die Bilclniffe des 
Kronprinzcn und der Kronprinzeflln des deutfchen Reiches find zwar leichter, 
doch nicht ol1ne Gefchmack ausgeführt. Belgien ftellte nur wenige, aber ges 
fchickte und feinfül1lige Zeichner von franzöf1fcher Schule u. A. GuPcave Biot 
und  Delboötc als Stecher, H. Danfc als Radirer und Fl. Van Loo als 
Lithographen. Holland lieferte bl0fs stahllliche von  H. Rennefeld und P. 
J. Arendfe11 in Amsterdam. 
Reichlicher hatte Italien ausgcftellt, als machte es den Vcrfuch, den alten 
Ruf feiner Grabfiicheltechnik noch zu retten. Von C. Raimondi erfchien ein 
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sehr grosses Blatt: Correggio,s Himmelfahrt Maria im Dom zu Parma, zum Theile 
noch nach der Zeichnung feines berühmten Schwiegervaters Paolo Toschi, aber 
nicht mehr mit der weichen, schimmernden Farbentiefe desselben ausgeführt. An 
ähnlichen Härten leidet der grosse Stich Luigi Sivallils nach dem sogenannten 
,,TagU von Correggio. Sorgfältige Stichelblätter brachten noch T. A. Juvara, G. 
Micale, M. A. Martini u. a. Einen eigenthümlichen Contrast dazu bilden die 
kräftigen Radirungen von Francesco di Bartolo: Thierstücke und Bildnifse, die 
wie aus dem Norden importirt erscheinen; darunter ein Graf Cavour in ganzer 
Gestalt mit einem Beleuchtungseffect a la Rembrandt. Auch ein Zeichen der 
ziellofen Strebungen in der heutigen italienischen Malerei.  
 Nur England hatte noch im grossen Mafsstabe gedruckte Kunftblätter auss 
gestellt. schöpfen wir noch einmal Athem zun1 letzten, schweren Gangel Der 
Quantität nach steht die englische Abthei1ung der französischen am nächsten, der 
Qualität nach aber  ist es eine ganz andere Welt, in die wir uns hier versetzt 
finden. Es ist, als wandelten wir durch die kunsthistorifche schreckenszeit vers 
gangeneriTage. An die Vergangenheit erinnert selbst der leider verstorbene R. 
A. E. Graves, der einzige geniale Lenker des stichels, der uns den ,,Blue BoyU 
des Gainsb0rough vervielfältigt hat. Die modernste Verbrän1ung bilden a1lers 
dingS gelungene Nachbildungen von KunstindustriesGegenständen durch die Etching 
Class des Science and Art Departement im SouthsKei1fingtonsMufeum. Effects 
volle Ausnahmen find auch die Radirungen der drei sl0con1be und von H. 
M. lxVhistler: Ansichten und Architekturen, gut gezeichnet, grel1 beleuchtet und 
mit ti.ichtigem ,,BartU gedruckt. Dazwifchen hin und wieder die Holzfchnitte des 
,,Graphic,U dessen unruhige Faustpraxis mit den aus dem Grunde herausgeriffes 
nen Lichtern der foliden, wenn auch einf6rmigeren Illustration der ,,1llustrated 
London NewsU den Rang abgelausen hat. Fast alles Andere ist gemischte, sehr 
gemischte Manier, Schabkunst, Aquatinta, Stahlstich und wie die edlen Surrogate 
des kunstgerechten Kupferstiches alle heissenl Brutale Originalität und flache Fas 
brication reichen sich hier in bewunderungswürdiger Weise die Hand. Wahrlich, 
wenn dem so ist, dass uns diese Insulaner nur ein verfl0fsenes, früher allgemeines 
Stadium der Kunstreproduction conservirt haben, dann muss man es ja fast ein 
Glück nennen, dass die Sündfluth der Photographie über sie hereingebrochen ist, 
um wenigstens den Markt des Continentes von dieser Waare zu faubernl 
  M TJzxMJZ72g. 
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