U 1lI. 0ESTERREICH UND DIE UBRIGEN sTAATEN. 435
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tretung finden, dess waltet der emsige Grabstichel von Karl B. Post in seinen
grossen Blättern nach Friedrich Voltz, Pausinger und Andreas Achenbach.
Die Radirung wird nur durch Einen namhaften Meister vertreten; diefek
Eine aber wiegt für Viele, sowohl durch die Qualität feiner Leistungen, wie durch
die Productivität, deren er fähig ist. William Unger aus Göttingen bildet eine
ganze Schule für sich. Er hat bei Niemandem gelernt, als etwa bei den alten
Meiltern, die er nachbildete, und fcliwerlich wird auch Jemand bei ihm lernen,
wenigstens nicht Dasjenige, was ihn vor Allen auszeichnet; denn das ist einer
Uebertragung nicht fähig, es ist der AusHuss einer ganz fpeciellen persönlichen
Begabung. VVie kein Anderer, versteht es Unger, jenes unsagbare Etwas, wel.
ches wir Farbe nennen, aus dem Fasse: Gemälde, in die Bouteille: Radirung, ab.
zuzapfen, ol1ne dass der Geist, die Blume des edlen Inhaltes verloren geht. Das
schwankende Spiel der Lichter, er weiss es mit der Spitze feiner Nadel festzus
halten; in dem Streite von Hell und Dunkel zieht er mit Sicherheit die Diagonale
ihrer beiderseitigen VVirkung; nie ist er verlegen um die Stelle, welche mit Nachs
druck dem Aetzwasscr auSzuliefern ist. Bedenkt man, dass Unger unmittelbar
vor den Gernälden zu arbeiten pflegt und das Original gleich im Gegensinne auf
die Platte reducirt, so kann dies unsere Bewunderung für die TreffHcherheit des
Meisters nur steigern. Es gehört ein ganz ungewöhnliches Geschick dazu, eine
Reihe sarbiger Effecte in so compendiöser Kürze wiederzugeben, ohne dabei sei.
nem Vorbilde untreu zu werden. Doch liegt es in der Natur dieser genia1en
Begabung, dass sie mit ganzem Erfolge nur auf jene Werke anwendbar ist, die
überhaupt einen solchen Auszug unbeschadet ihrer Wirkung vertragen, ja theils
weise durch diese Vereinfachung dem weniger geübten Auge sogar verständlicher
und somit wohlgefälliger werden. Das kunstgefchichtliche Gebiet, in welchem
das Scepter soll heissen die Radirnadel Williaii1 Ungerls unumschränkt waltet,
ergibt sich daraus von selbst. Vom Clair0bscur correggio7s zieht es sich fort zu
den Schlagschatten der ,,tencbrosenU Italiener, von diesen erstreckt es sich hin.
über zu den Spaniern, um sich dann unter den sarbengewaltigen H0lländern des
siebzehnten Jahrhunderts in7s Endlose auszubreiten. VVas Unger auf diesem ihm
unterworfenen Gebiete der Coloristen zu leisten .vermag, hat er uns durch Zahl.
reiche Proben bewiesen. Gerade für die Spitzen der malerischen Entwicklung,
die zuweilen eine ziemlich schwer verständliche Sprache sprechen, gerade An,
Frans Hals, für Rembrandt und die Seinen ist Unger der beste Doln1etsch. We.
niger schon eignen sich die Gemälde eines Rubens die gleichen Reproductions.
mittel. Bei aller Farbenpracht und üppigen Lebendigkeit seiner Darstellung hält
Rubens überall an einer bestimmten zeichnenden Umschreibung der Einzelheiten
fefk, Mzjehtig dehnen uncl blähen sich seine Formen, aber bei aller Spannung
und Fülle durchbrechen sie ihre Umrisse nicht zu Gunsten einer allgemeinen Lichts
Vertheilung und Farbenftimmung. Eine Reproduction erfordert daher bei grossen;
Dimensionen jene klare, consequente Linienführung, wie sie Rubens selbst in der
von ihm geleiteten Stecherschule eingeführt hat. Die schlichte und doch so
glanzvolle Stichweise der Bolswert, V orstermann, Pontius, de Jode wird für Rn.
bens immer classisch bleiben. Am ehesten hat noch der Altar des heiligen I1de.
fons im, Belvedere etwas von jener allgemeinen, in Dust zerHiessenden Farben.
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