DIE
VERV1ELFÄLTIGENDEN
KUNsTE.
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originalen Ausnalimen des Meisters selbst hervorgegangen sind. Das kleine Bildniss
Grillparzer7s, welches die Gesammtausgabe von dessen WVerken ziert, ist die zarte,
masshaltende Wiedergabe einer frühen Dafsinger7scl1en Miiiiature. Einen gliDklichen,
sehr lobenswerthen Schritt nach rückwärts machte aber Jacoby mit dem Brustbilde
Rokitansky7s. Er geht darin von der des Kupferstiches unwürdigen GepHogenlieit
ab, den Kopf des Portraites haltlos in der Luft oder vielmehr auf der weissen Papiers
fläche hängen zu lassen. Mit Verleugi1ung seiner Reichthümer hatte der moderne
Kupferstich diese bequeme AusHucht von der Armuth der Lithograpliie entlehnt.
Jacoby giebt nun dem gestochenen Bildnisse wieder feinen farbigen 1sIiiitergrund
zurück, dessen es bedarf, wenn es als fertiges modernes Kunstwerk und nicht als
skizze und Bruchstück wirken soll. Eine solche skizzenhaste Darstellungsweise
sei der Radirung, dem Holzscl1nitt und andern leichteri1 Arten der Technik uns
verwehrt, dem schweren Kaliber des Grabstichels aber ziemen derartige Abs
kürzungen nicht. Vielmehr erweist es sich dem Kupfersticlie vortlieilhaft, wenn
auch der Grund noch durch irgend eine architektonische Umrahniung einges
schlossen und zufammengehalten wird, wie dies Jacoby hier nach dem Beispiele
der älteren classischen Meister wieder versucht hat. Eine andere, noch ungleich ers
freulichere Neuerung wenn wir die Rückkehr zu einer älteren, besseren
Uebung so nennen dürfen c0nstatiren Jacoby7s Bildnifse von Kaiser und
Kaiserin, in ganzer Figur gestochen nach Winterlialter. Das Verdienst des
Stechers steht hier um so höher, je weniger ihm der Maler vorgearbeitet hat.
Immer wieder muss aber hervorgehoben werden, wie hoch die Gunst der Vers
hältnisse anzuschlagen ist, welche dem Künstler einen so weitgehenden Austrag
zu Theil werden liess. Vielleicht dass das seltene Beispiel doch Nachsolge findet
und den Mächtigen dieser Erde die Wahrheit zu Gemütlie führt: dass sich Stands
bildet oder Denkmäler aere perennius am besten mittelst der Kupferp1atte hers
stellen lassenl .
Einen sehr begabten Schüler Jacoby7s lernen wir in JohanniKlaus aus Wien
kennen. Der noch unv0llendete Abdruck eines grossen stiches nach der aSchlacht
von Kolinv von Sigmund L7Allemand, welclien der junge Künstler mit kaiserlicher
Unterstützung ausführt, verspricht durch seine correcte Zeichnung und feinfühlige
Abtonung einen schönen Erfolg. Die gleichen Vorzüge vermögen wir leider an
den Radirungen desselben Künstlers, insbesondere an denen nach Canoii, Schmits
son und Adolf Menzel nicht wahrzunehmen. Zum Gefolge Jacoby7s gehört auch
der gewissenhafte, liebenswürdige Nürnberger Johannes Sonnenleiter, dessen
uJunge Kätzchenis nach Knaus, uSpeckbacher und sein Sohns: nach Defregger
und ciDie ereilten Flüchtlingev nach Kurzbauer überall gerne gesehene Gäste sein
werden. In C. Es Forberg aus Düsseldors ist der WViener Stecherscolonie ein
weiteres Talent zugewachsen. Dies verbürgt der gelungene Stich nach Vautier,
mit dem er aus der Ausstellung debutirte.
Eine seltene Begabung für die stilgerechte und doch zugleich auch maleriscl1e
Wiedergabe von Architekturwerlcen besitzt Heinrich Bültemeyer aus Hameln
bei Hannover. Die grosse, prächtige Ansicht des St. StephanssDoines, die er im
lkaiserlichen Auftrage vollendet hat, ist, wie keine andere, des Wiener Riesenwahrs
Zeichens würdig. Und damit auch die Landschast und das Thierstück feine Vers
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