Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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FRANKRElcH. 
Aber mehr als das: viele von ihnen lind auch Maler in der ganzen Bedeutung 
des Wortes  Maler, die es nicht verfchtnähen, zur Radirnadel Zu greifen, um 
entweder die eigenen Gedanken oder die Gr0fsthaten früherer MeiPcer öffentlich 
und vor allem Volke zu erzählen. 
WVer die in den Ge111äldefälen zerstreuten Bildniffe Gai1lard7s aufmerkfam 
betrachtet hat, jene liebevoll durchgefiihrten Charakterlcöpfe, welche mit dem 
Leben der Gegenwart zugleich eine Jahrhunderte alte künlIlerifche Wahrheit zu 
athmen fcheinen, der wird es begreiflich finden, dafs ihr Meifi:er den yMann mit 
der Nelkeu von Van Eyclc aus der Galeric Suermondt, den vC0nd0ttierecx des 
Ant0nello da Meff1na im Louvre f0 zu Frechen verlIand, dafs feine Platte nicht 
fowohl eine Abbildung als vielmehr eine Wiedergeburt des alten KunPcwerkes 
genannt zu werden verdient. Doch iindet Gai1lard7s Genie in der Vertiefung in 
minutiofe Feinm21lerei keineswegs feine Grenze, er weifs auch ganz andern An. 
f0rderungen gerecht zu werden. Beweis davon ist das grofse Portrait des Grafen 
von Chambord, das nicht bl0fs in feiner architektonischen Einfaffung, fondern 
auch in der Stiche1fuhrung an den Gefc11mack des vorigen Jahrhunderts erinnert. 
Yekg1ejeht man damit das lebensgrofs gemalte Bildnifs feines M0bi1gardesCapi. 
täns, fo mufs man gestehen, dafs Gai11.ard doch leichter mit dem Stiche1 
als mit dem Pinfe1 eine breitere Behandlung der Formen zu bewältigen weiss. 
Es geht ein antiquarifcher Zug durch diefe neuePce franzof1fche Stecherfchule, 
die wir eigentlich Radirerfchule nennen müffen; denn ob auch Stichel und kalte 
Nadel und alle möglichen Mittel der Abtonung bei ihr Anwendung finden, so führt 
doch die geätzte Linie das erste Wort und das Princip der ma1erifchen Freiheit waltet 
überall vor. Zu dem Genius, zu dem technifchen Gefchick ihrer ersten Vertreter ge. 
fellt froh ein tiefes VerPcändnifs hiPc0rifcher Kunstformen, kunPcgefchichtliches Wissen 
und jene klare Anfchauung von der Eigenberechtigung der Vergangenheit, welche 
der befie Schutz gegen kalten Ek1ekticismus ist. Mit Vorliebe laffen f1e alte KuniI. 
Werke für fich felber fprechen, indem f1e ihnen von den Ausdrucksmitteln ihrer eige. 
nen Kunst nur f0vicl und nicht mehr leihen, als zur Deutlichkeit nöthig ifi, Vek.
	        
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