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PLASTIK
UND
MALEREl.
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Aber einige Ausnahmen von wirklicher Bedeutung waren in XVien vorhanden, unter
denen ein Gemälde von E. M. VV.J.rd, allerdings bereits aus dem Jahre I854,
durch Umfang wie durch Energie der Behandlung hervorragt: des Herzogs von
Argy1l letzter Schlaf. Der greife Gegner Car17s II. fcl1läft ungebr0chen und frieds
lich in feinen Feffe1n, während der Kerkermeifter und der 0ff1zier, der ihn zum
Tode führen f0ll, tief ergriffen an feinem Lager ltehen. Bei gr0fser Macht des
AusdruckeS und charalcterv0ller Zeichnung wirkt dies Gemäilde Zugleich durch
feine Tiefe des T0nes und fein gut abgew0genes lslelldunke1, das ein ernfteS
Studium der Rembrandt1fc11en Schule verräth. Von G. F. VV:1tts war eines
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SkiZze vorhanden, die in kleinem MafsfIabe eine echte GrofSe der Con1p0f1tion,
ideale Empfindung, ftilvollen Aufbau und noble coloriltifche Haltung Zeigt: der
Todesengel, der mächtig thront, während zu feinen Füfsen der greife König,
der feine Krone darbjetet, der Ritter, der fein Schwert auf den Altar legt, der
Bettler, das Kind, das lebensmüde Mädchen nahen. Froft ist in feinen Vers
fuchen, das Nackte zu idealif1ren, kalt und conventi0nell. Seine Una unter den
Waldnymphen C1846J lohnt die Ueberfchreitung des Programmes wahrlich nicht.
F. Leighton, der als Schüler von Steinle mit der firengen continentalen
Richtung im Zufammenhange steht, hatte aufser einem anmuthigen antiken Genres
bilde vKleobu1os und Kleobu1eu noch die lebensgrofse Ha1bHgur eines grün ges
kleideten jungen Mädchens, das eben vom Gebete aufsteht, ausgestellt, zart im
Ausdruck und von feinem Reiz in Farbe und Vortrag. E. Millais, einst das
Haupt der fogenannten vPreraphae1itescc erfchien diesmal, ohne alle früheren
idealen Beftrebungen, nur als Portraitmaler, in Bildniffen von Kindern, allerliebs
Ren kleinen Mädchen, von echt englifcher Schönheit, aber etwas puppenhaft,
von einer zu abf1chtlichen Virtu0f1tät des Vortrags und kreidig im Ton. Unter
den Bildnifsmalern zeichneten f1ch dann noch P. Knight und Sir Francis
Grant aus. Das Jagdrendezvous des letzteren bewältigt, trotz mange1nder Lufts
perfpective, diefen fchwierigenVorwurffehrgefchickt. Von dem berühmten, feitdem
verPcorbenen Thiermaler Sir Edwin Landfeer fahen wir fein eigenes Portrait
nebft zwei Hunden, die ihm über die Schulter gucken, recht gemüth1ich, obwohl dem
Künftler daffelbe wie manchen anderen Thiermalern, Z. B. Verlat, begegnet,
dafS er auch das menfchliche Abbild kaum über die animalifche Exiftenz hins
aushebt. Zwei. andere Bilder von ihm find bekannte frühere Arbeiten: :iDie Zus
f1uchtslkätteck ein Hirfch in der Dämmerung am einfamen Hochlandsfee, diefe
durch den Stich allgemein verbreitete, poetifche C0nception und ssDas arabis
fche Zeltu, mit der ruhenden Stute, dem Füllen, Hunden und Affen, fchli,cht und
tüchtig in der Charakterifiik des Thier1ebens, doch ohne hinreichende Kraft des
Colorits.
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MerkwLirdig fpär1icl1 trat die eigentliche V01ksma1erei auf, der doch in IsJngs
land ein VVilkie gl0rreich die Bahnen gewiefen hatte. Jene schdnthuerei in
Vorwurf und Behandlung, welche im Gen1älde zunächst nur ein behaglicheS
Möbel des W0hnzimmers fieht,s macht ihr mehr und mehr den Platz fireitig.
IsIarvey,s Aufbruch der Schulkinder, voll Frifche der Auffaffung und von glijclis
licher InterieursWirkung im Charakter der alten H0lläc1der, rührt fchon von I846
her. Nic0l7s Gefchirrhändler Hi eine jovia1e, köstliche Charakterf1gur, kräftig
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