PLAsTIK
UND
MALEREI.
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sauber und allerliebst, wiihrend eii1. historisches Genrebild: Vorabend der Barthos
lomäuSnacht, in der HallunkensPhyHognomie des Franzosen, der sich das weisse
Kreuz an den Hut befestigt, ganz witzig und dabei gut gemalt ist. Zwei kleine
Genrebilder des Finnläinders Carl Jan son, Seeleute beim Kartenspiel und Brauts
werbung, scheinen die Düsselclorser Schule zu verrathen. Dasselbe ist wohl auch
bei der Landschaft eines Finnländers, Berndt Lindholm, der besten in diesem
Saale, voll feinen Stimmungslebens, der Fall, während ausserdem eine flache
Gegend mit sumpsigem Boden von Szuchodolsky, ein kühl sgestimmtes nordis
sches Strandbild von Eugen Dücker, und der Eisgang auf der Newa von
Alexius Bogolj ubofs, klar, charakteristisch und fein in der Perspective, Bei
achtung verdienen.
Ueber die spanische Malerei im Zusammenhange zu sprechen, fühle ich
mich nicht im Stande. Der Raum, welcher dieser Schule angewiesen war, einer
der Eckpavillons mit Kuppellicht, war von schornsteinartigem Format und so
dunkel, dass man höchstens bei geöffneten Thüren durch das von unten eins
fallende Licht etwas erkennen konnte. Unter den Malern dieser Nation scheuen
mehrere den grössten Mas8stiib nicht; so Mercada, welcher den Tod des heiligen
Franz von Assisi dargestellt und dazu Ghirlandajo7s berühmtes Frescobild benutzt
hat, und Dominguez, dessen Tod des Seneca ein ernstes Studium, gute frans
zösische Schule, etwas von David7s akademischem Stil, aber kräftige Farbe und
realistische Energie zeigt. Ein Genrebild von Pellice r, welches das abends
liche Strassenleben in Madrid charakteristisch schildert, ein stattliches, in der
Farbe prunkvolles 1Jamenportrait von Navarrete, ein Mädchen in Volkstracht
von Rodriguez fielen mir noch am meistei1 in die Augen.
Zu den Nationen, welche in der Malerei bereits an der Grenze der europäis
schen Cultur stehen, gehören merkwürdiger Weise auch die Italiener, das grösste
Kunstvolk der modernen VVelt, dem Europa im 15. und I6. Jahrhundert die
VViedergeburt des Geschmacks verdankt. Noch immer ifI auf andem Gebieten
etwas von der alten Begabung zu spüren, doch in der Malerei sind die ltaliener
halbe Barbaren; sie treten anspruchsvoll auf, oft im grössten Massstabe, sie pruns
ken mit ihrer Virtuosität der Technik, dabei haben sie aber fast niemals ein echtes
Gefühl sur die Farbe, nie ein feines durchgebildetes Verständniss der Form.
Ihre grosse künstlerische Vergangenheit, noch heut das Ideal der modernen XsVelt,.
ist für die Italiener nicht vorhanden; sie sind in der Auffassung und Mache völlig
modern, ebensowenig kennen sie aber auch ihre Natur, ihr Land und Volk, ihre
Gegenwart; das, was um seiner Schönheit willen Menschen aus allen Nationen,
und besonders die Künstler, über die Alpen lockt, wird von ihnen nicht verstans
den, theilnahmlos gehen sie an Alledem vorbei. Motive aus dem V01ks1ehen
Italiens, wie von dem Wiener.Passini, lebensVolle Gestalten aus dieser Welt,
wie von dem Franzosen Bonii at, Blicke in die landschaftliche Schönheit dieser
Gegenden, wie von 0swald Achenbach, finden wir hier nicht. Wie wenig
können sich neben solcher Naturauffasfung um zunächst bei der Lanclschaft
zu bleiben Arbeiten wie die von Vertunni sehen lassen. Künstler, die mehr
Eigenthümlichkeit besitzen, glauben in der Landschaft nur dann etwas leisten zu
können, wenn sie die Schönheit der heimischen Natur, der sie sich .nicht gewachsen
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