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BELG1EN,
SCHWE1Z,
HOLLAND,
sKANDINAVIEN
ETC.
dieAugen. Die besseren Genrestücke, von Fagerlin, Jernberg, Nordenberg,
sind sammtlich aus Düsseldorf eingesendet. 1n einem Gemälde von Helander ist
der directe Einfluss von Carl Hoff, in einer Arbeit von Agnes Börjessen der
vonWi1helm Sohn zu erkennen. Die dänische Malerei nimmt sich nicht sons
derlich aus; höchstens ein paar Marinen von Johann Carl Neumann und von
Sörensen und einigen behagliche Genrebildchen von Carl Bloch, meistens
Mönche in verschiedenen launigen Situationen, verdienen Beachtung.
Unter den zahlreichen Arbeiten des dänischen Bildliauers Jerichau sind
die beiden hervorragendsten längst bekannt: zwei badende Mädchen, mässig in
der Erfindung, aber gefällig durch das weiche SichsAneinandersc1iniiegen der
Körper, wenngleich ziemlich flau in der Behandlung; sodann die weit überlegene,
lebendige und herrliche Gruppe des Pantherjägers.
Die Zahl der russischen Künstler war nicht bedeutend und der Saal, der
ihre Arbeiten enthielt, sah fast ebenso unruhig und verworren aus, wie der uns
garische, da Zeichnungen und architektonische Ausnahmen unmittelbar neben
den Gemälden Platz gefunden hatten. Die Rassen wissen im Allgemeinen, woher
sie ihre künstlerische Bildung zu holen haben, ihren Arbeiten sieht man wenig
nationale Ursprünglichkeit, dagegen eine deutsche oder französischen Kunsters
ziehung an. Letztere lässt ein grösseres Bild von Heinrich Semiradski
vermuthen, welches in dem internationalen Mittelsaal hängt: vdie Sünderincc, nach
dem gleichnamigen Gedicht von Tolstoi. Diese Dichtung kenne ich nicht, sie
behandelt aber offenbar die Geschichte der Magda1ena, welche durch Christi lLrs
scheinung aus ihrem üppigen Leben aufgerufen wird. Der russische Maler hat
eine grosse Genrescene bei effectvo11em, südlichem Sonnenlichte daraus gemacht,
mit zahlreichen, geschickt in Scene gesetzten Figuren, aber mit einem salonfahigen,
ausdruckslosen blonden Christus und auch sonst ohne wahre geistige Besee1ung des
Vorgangs. Eine verwandte Richtung tritt uns in einem gut angeordneten und ges
schmackvoll durchgeführten Gemälde von Wassi liWerefcht schagin entgegen:
Gregor der Grosse straft die Geldgier, indem er einem Todten seine Schätze mits
in das Grab giebt. Alexander Kotzebue, der in München lebt, ist ein bei
deutender Sch1achtennialer, aber sein ausgestel1tes Bild, Avantgardengefecht
bei Karstula im Jahre I809, hing so hoch, dass ich höchstens seine übersic1itliche
Anordnung erkennen konnte, ohne sonst eines Urtheils fähig zu sein. Ein paar
kleine Schlachtenbilder von Willewalde sind 11altungsv0ll und lebendig. Die
Schilderung des heirnathlichen Lebens bei starkem Realismus tritt uns in Ries
pin7s Barkenziehern an der Wolga entgegen: echt russische Typen, sehr derb,
fast bruta1 in der Auffassung, aber mit dem Stempel des Wahren, bei glühendem
Abendlicht. Minder glücklich ist Wassili Perofs, dessen rastende Jäger ebenfalls
natura1istische Kraft, doch mit starker Uebertreibung des Ausdrucks, verrathen,
Constantin Makovski schildert ein winterliches Volksfest in St. Petersburg,
die Butterw0che, mit vielen lebendig be0bachteten Einzelheiten, ohne rechte
Haltung. Anziehender sind die kleinen Genrebilder von Wladimir Makowski,
knöche1spielende Kinder, glücklich im Charakter beobachtet, etwas spitz im Vors
trage; sodann die DNachtiga1lensLiebhabercc, ein sehr hübsches rnssisches Interieur,
endlich das V0rzimmer eines Arztes. Karl Huhn ist in seinen Kinclerbildern
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