Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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DEUTSCHLAND, 
0ESTERRElCH 
UND 
UNGARN. 
vor uns. Das ist ein  im bedenklichen Sinne 
des Wortes  moderner Zug, der Makart7s Werk 
nicht zu jener gefunden Freudigkeit und Sichers 
heit des Dafeins kommen läfst, wie f1e die Werke 
der grofSen Venetianer athmen. Er ist aus dies 
fern Grunde kein grofser Künstler, fondern ein 
Virtuofe ersten Ranges; als fo1cher aber ist er 
diesmal für uns in höherem Grade und reiner 
als fonft geniefsbar, weil er feine Bravour mehr 
in der Gewalt hat. 
Die Schlaehtenmalerei war in den 6l1erreichii 
fchen Sälen fast reicher vertreten , als in denen 
des deutfcl1en Reiches. Alte Siege 0csterreichs 
find für den Kaifer, den Erzherzog Albrecht oder 
für Perf6nlichkeiten der hohen Ariftokratie von 
Sigmund llAllemand und von VVi1heln1 
Emcle Cjet7,t in KarlsruheJ gemalt worden. 
Erfterer ist überlegen in dem malerifchen Erfaffen 
der Situation, verbunden mit feiner und beltimms 
ter Durchbildung, während Letzterer in1 Eins 
zelnen von gediegenen Studien Zeugnifs ablegt. 
Unter den hist0rifchen Genrebi1dern, das 
heifst folchen, in denen Costüm und Scenerie 
einer früheren Epoche das malerifch beftimmende 
Element bilden, war keines vorhanden, das an 
Ange1i,s Rächer feiner Ehre auch nur eHkfCmk 
heranreichte. Sehr hübfch trifft Franz Ruhm; 
in feinem Turnier aus der Zeit Kaifer lYIaximilian7s 
den rechten Ton; die Liebe und zug1k3iC11 die 
Lebendigkeit, mit welcher er sich in die Vorzeit 
verfetzte, fprechen aus jedem Zuge. ILugen 
Blaas bewies im Jahre I867 durch ein k1eik1C3 
Bild ,,Decamer0ne,U Jünglinge und Damen im 
altAorentiner C0ftüm, die sich in der Kirche 
finden, coloriftifche Begabung, Sinn für die hist0s 
rifchen Erfcheinungsf0rmen und liebenswürdige 
Anmuth. Jetzt besitzt man neben diefem Ges 
mälde mehrere fpätere und mufs leider constatis 
ren, dafs jedes folgende fchwächer wird. Wils 
helm K0ller, jetzt in Brüffel, ift ganz der ges 
fuchten Alterthümelei anheimgefallen, welche 
dort, unter EinHufs von Leys, fich wie eine 
Krankheit eingeniftet hat. 
 Nur da giebt es Gefundheit in der Kunft, 
 wo der Künstler mit eigenen Augen ficht, wo 

	        
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