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H 3e;4 PLAsTIK UND 1vIALEREI. II
Terraffe und Ba1uftrade, die Architektur
des Hintergrundes klingt harmonifch, ges
fattigt, glühend, beraufchend in farbiger1i
Wohlklang zufan1n1en, fo daf5 kein anderer
inoderner Künstler hierin Makart erreicht.
Wunderv0ll flehen die Figuren im Raume,
fie find dabei zu einer wirklichen C0mpofis
ti0n verbunden, die grof5en Maffen fii1d mit
Gefchick und Sicherheit bewältigt. Die
XxVirkung der Farbe ist bei ihm keine rein
äufserliche, dem Effect allein dienende und
materielle; fie wird freilich auch nicht, wie
bei Eugei1e Delacr0ix, zur Offenbarung des
tiefften inneren EmpHndungslebens, aber
einen poetifchen Zauber übt fie dennoch
aus. XsVider1iche Züge, wie sie f0nlt bei
Makart störten, lind kaum vorhanden;
höchltens fehlt es dem kleinen Mädchen
in der Nähe der HauptHgur an Natiirlichs
keit und Gefundheit des Ausdrucks. Dann
kann inai1 vielleicht fagen, dafs die Gefialt
des rothen G0ndoliers, der fich feitwärts
im Vordergrunde von dem blauen Gondels
Zelt abhebt, Zu schreiend und zu abfichts
licl1 auf den Farbencffect fpeculirt.
Mifst man freilich Makart an feinem
grofSen Vorbilde, fo mufs man zugeben:
jene Feinheit der Uebergänge, jene Mäfsis
gung und Zartheit mitten im Reichthuin,
wie Pa0l0 Veronefe, erreiclite er nicht;
beifpielsweife behandelt er die Luft, die
Architektur des Hintergrundes viel zu wuchs
tig und materiell. Vor Allem aber fehlt
Makart eins: die eigentliche Individualifirung.
Seine Gestalten find nur da, um diefe Stoffe
Zu tragen und um ficl1 in diefe Gruppen ,zus
f;im1nenziifchliefsen. Nirgend finden wir
eine Perfönlichkeit, die zum wirklichen Chas
rakter herausgebildet ift, nirgend ein Auge,
aus dem wahres geiPciges Leben fpricht.
Eine gewiffe Lähmung fcheint die Figuren
zu bannen, ein Schleier, durch welchen
Bewufstfein und WVille nicht hindurcl1blicken
können, liegt über den Gefichtern; halb
traumwandelnd erfcheinen diefe Menfchen