Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

DEUTsCHLAND, 
0ESTERRE1CH 
UND 
UNGARN. 
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war cbenfo taktvoll, bei der gegebenen Aufgabe, die Charakterf1gur des Helden 
in diefe genrehafte Situation zu verfetzen, wie auch den Mafsftab nicht zu gr0f3 
zu wählen. Der Feldherr felbst, wie er zu Roffe hält und den Trupp Infa11tekie 
und Arti1lerie im Hohlwege zu feinen Füfsen vorbeiZiehen läfst, dominirt; aber 
er ist in gluck1ichftem WVurf der Erfindung in die Mitte eines frifch bewegten 
Krieg8lebens, das sich ungefucht und lebendig entfaltet, gestellt. Jede Gruppe 
hat il1r fpontanes Leben, der gefunde Humor fordert lich herzhaft feinen Platz. 
Alles ist echt, aus der Sache heraus, gegeben, die Schilderung der herbstlichen 
Scenerie, der Blick auf das ferne Paris sind höchst wirkungsv01l, die Haltung 
ist klar, bestimmt, gut abgewogen, aber vor Allem, wie es dem deutschen 
Rea1ismus entfpricht, kommt die Charakteristik des Einzelnen zu ihrem vollen 
Recht. 
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Während Berlin das v0rziiglichfte Architekturftuck der Ausftellung geliefert 
hatte, in Carl Graeb7s berühmter lnnenanf1cht des Halberftädter Doms aus der 
Nationalgalcrie, fpielte es in der Landfchaftsmalerei keine fonderliche Rolle. Um 
fo beffer war die ältere Richtung der Diiffeldorfer Landfchaftsmalerei mit ihrer 
discreten Technik, aber liebevollen Empfindung für die Heimath, ihrem gemutl1s 
vollen SichsEinleben in die Natur durch die Bilder von Carl Friedrich Le Hing 
in Carlsruhe und von dem feither geltorbenen August Webe r vertreten. Ihnen 
gegenüber trat auch die realistifche Diiffeldorfer Richtung in voller Kraft auf, 
zunächst getragen durch die beiden Brüder Achenbach, Andreas, der im 
Norden, am Mühlbach, wie am Seegeftade und in den Canälen 0ftende,s heimifch 
iit, 0Swald, der Italien fan1mt dem Geschlecht, das heut auf diefem Boden 
wandelt, mit ebenfo frappanter Kühnheit festhält. Beide iiberftrahlte aber diesmal 
noch Hans Gu de in Carlsruhe, der mit ebenbürtiger Mei1terfchaft ein Gefühl 
fur Schönheit der Linien, für vollendete Ahwägung der Massen verbindet und 
neben der Keckheit der beiden Achenbach, die oft darauf ausgeht, gerade im 
Festhalten. des fcheinbar Zufäl1igen ihre volle Macht Zu zeigen, die beruhigte 
Kraft, die zur Anmuth zurückgekehrt ist, offenbart. WVaffer und Luft malt er 
mit gleicher stofflicher Wahrheit wie vollendeter Wirkung.deS Tons. Das Bild 
auf der deutfchen Seite, der Hafen von Chriitiania mit glitzerndem Sonnenlicht 
auf der fpiegelklaren Fluth, ist ebenfo vollendet wie das gröfsereiGemalde im 
Saal der Norweger, das hier gleich mit erwähnt fes, der Nothhafen an der nors 
wegifchen Küste bei Sturm, Regen und wild bewegten XVellen, mit den duftern 
Felfen, die lich vom lichteren Himmel abheben. 
Von Duffeldorfcr l,andfchaftern feien noch 0eder, Fri fche f0wie, in Bildern 
aus Italien, namentlich Hertel erwähnt. BurnitZ in Frankfurt a. M. geht bei 
fchlichten Ansichten aus. der nächsten heimathlichen Umgebung mit Glück auf 
die feinen Tonwirkungen nach Art der franzosifchen Landfchaftsmaler aus. Eine 
Verwandte Richtung bildet sich unter einer jüngeren Kunstlergruppe in Weimar, 
Fedderfen, Flickel, von GleichensRufswurm heran, während zugleich 
Graf Kalkreuth von neuem durch mehrere stimmungsv0lle Alpenlandfchaften 
vertreten war, und Meister Friedrich Preller eine jener grofsartigen ftilvollen 
Compof1tionen gebracht hatte, die nur in der 0e1malerei bei weitem nicht f0 wie 
in der monumentalen Technik zur Geltung kommen. 
	        
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