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H 354 PLAsTIK UND 1vIALERE1.
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Mühle im Sturm von Augu st H olmberg, einer Landschaft, die von den meisten
Producti0nen der Münchener Landschaftsmalerei sehr verschieden ist. Dass eine
Kraft, wie Dietz, den strebenden Talenten eine überraschende Anregung giebt
und ihnen ganz neue Seiten der Anschauung erschliesst, ist sichtlich. Nur bleibt
abzuwarten, ob auf diesem Wege auch eine vielseitigere Ausbildung, ein grosses
rer geistiger Aufschwung zu erreichen find. ,1
Nahe verwandt ist die Richtung einiger polnischer Maler, die sich den Müns
chenern angeschlossen und unter denen Max Gierymski in erster Reihe steht.
seine Heimath gewährt ihm die Stoffe, ihr Leben in Krieg und Frieden.ist ihm
vertraut. Ohne je an schärfere Durchbildung der einzelnen Individuen zu denken,
behandelt er sie in Gruppen und Massen, die sich der landschaftlichen Gesammts
wirkung unter0rdnen, mit sicherer Meisterschast. Das Treiben der Dorfbev4olkes
rung in friedlicher Dämmerungstunde, der Zug derKosacken aus der Lsandstrasse,
die Rast der 1nsurgenten am Waldessaum unter trubem Winterhimmel gewinnen
überzeugende Existenz. Je schlichter Alles gegeben ist, meist in gedä1npstem,
grauem Ton, um so wirkungsvo1ler tritt der echt coloristische Sinn des Malers
hervor, der dabei jede Art von Stimmung und Beleuchtung in ungesuchter
XsVahrheit festhält, die Abenddämmerung am VVasser mit dem feuchten Dunst,
der jede Bestimmtheit der Umrisse verschwinden lässt, wie die sternhelle Nacht mit
dem erleuchteten Dachfenster am Bauernhause.
Den Genrebildern müssen wir die Kriegsbilder anreihen, deren Behandlung
in der neuesten Kunst, nicht zum Nachtheil der Sache und vollständig stilgemäfS,
wenigstens soweit die Stoffe aus der Gegenwart geschöpft werden, eine übers
wiegend sittenbildliche ist. Joseph Brandt in München erscheint in seinem
Ziemlich grossen Gemälde: ,,Die Niederlage der Türken vor VVien Cl683,W wahrs
haft überwältigend durch die Art, wie er die Massen auf einanderplatzen lässt,
das wildeste Gewühl schildert, bei aller Unerschopflichkeit des Einzelnen doch
die grösste malerische Einheit und ein prangendes glühendes Colorit erreicht.
Zu solchen Farben und Efsecten giebt das moderne Kriegsbild von vornherein
keine Gelegenheit. Immerhin verdienen ein paar kleine Bilder dieser Gattung
von Lang und Braun in München Beachtung. Unter den norddeutschen
Schlachtenmalern erschien zunächst Hünten mit seiner bereits bekannten hess1s
schen Division bei SaintsPrivat, Bleibtreu mit seinem nicht eben glücklichen
Uebergang nach Alsen, dann aber auch mit dem eben so frischen wie haltungsk
vollen kleineren Bilde, das wir vorletzten Herbst in Berlin begrüssten: den Bayern
vor Paris. Seine neueste Leistung: der Kronprinz nach der Schlacht von XVt5rth,
zeigt viele gute, lebendige Motive, lässt aber die volle Ruhe und Einheit der
Haltung vermissen. Graf Harrach hat mit feinem vorgefchobenen Posten im
Morgennebel vor dem Mont Valerien wie mit den Verwundeten in den VVeins
bergen von Worth einzelne, in Ach abgeschlossene Motive aus dem KriegstreibeI1
herausgegriffen, nicht zur Darstellung eines bestimmten Ereignjsses, sondern um
ihres malerischen Werthes oder ihrer tieferen Empfindung willen und hat bei
ausserordentlicher Meisterschaft in der Beleuchtung, bei mächtigen1 Eindringen
iUfCFl7H1S,Empf1ndungsleben, Schopfungen hervorgebracht, die nicht ihres Gleichen
Enden. Eine neue Leistung ist Anton von Werner7s MoltkeIvor Paris. Es
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