Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

 
is   
DEUTscHLAND, 
0ESTERREICH 
UND 
UNGARN. 
Ostertage. seine ganz befondere Stellung nimmt A. von Ramberg in dieser 
Schule ein. sinnig und fein empHndend, bildet er ein Gegengewicht gegen jene 
einfeitig auf frappante c:0l0rifl:ifche Effecte ausgehenden jüngeren Maler, er weifs 
dem einfachPcen Vorwurf ein poetisches Gepräge auszudrücken und fetzt der allein 
mit der Mache prunlcenden Virtuof1tät feinen mE1fsv0llen Adel entgegen. Ohne 
eigentlich C01oriil zu fein, entfaltet er in jenem Interieur, das ein Liebespaar im 
C0fiLjm des vorigen Jahrhunderts  etwa Werther und L0tteP  in traulichem 
Zufammenfein darstellt, ein zartes Stimmungslebe11, weifs er in einem Genrebild 
aus der VVe1t des I7. Jahrhunderts, ,,Nach TifcheU nicht nur die geifiige VVirkung 
Beltflel1e. 
des Gefanges, welchen die fchöne junge Dame anPcimmt, nicht nur das vornehme 
Behagen, welches die ganze gefe1lige Gruppe athn1et, fein Zu fchildern, fondern 
das At1ask1eid nach dem Vorbilde der altholländifchen Gefellfchaftsmaler wieders 
zugeben und ein vollendet durchgebildetes Helldunkel zu erreichen. Wo aber 
junge Künstler auf der Bahn Ramberg7s fortzuwandeln fuchen, da fchreiten He 
häufig trotz iiberrafchender Brav0ur und Begabung über die Grenze hinaus. Mag 
Alb ert Ke1Ier,s Gemä1de ,,ChopinU das übertrieben Moderne in der Zimmers 
einrichtung, wie in der Toilette der zwei jungen Damen, die hier clavierfpielend 
und Zuhörend der Situation ihren Inhalt geben, noch fo frappant fchildern, To 
jIreift der Ausdruck doch gar zu fehr an das Süfs1iche und Affectirte. Ein anderes 
Intcs5rieur: ,,Zur Audienz bei Ludwig XIV.,U ilI dagegen co1orifkifch ebenso hi1ls 
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