PLAsTIK
UND
MALEREI.
Geschick, das er sich in der Schule von Piloty erworben, zugleich aber eine Eins
sachheit, die nie mit den Mitteln prunkt und immer nur das giebt, was die Sache
selbst verlangt.
Diese Gesundheit, diese echt deutsche Richtung berührt uns um so ersreus
licher neben manchen Versuchen jtingerer Münchener Genremaler, die, statt
schlicht zu geben, was sie sehen und empfinden, sich in seltsamen malerischen
Experimenten ergehen. Der hochbegabte Munkacsy wurde für Manche, wie
Gustav Meier, wie Rudolph Hirth, in feiner Hopfen1ese, wie Spring, ein
gefährliches Vorbild, mag auch das Talent namentlich der beiden letzteren uns
verkennbar sein. Nennenswerthe Leistungen aus dem Gebiete der Volksmalerei
waren dann besonders noch von Gabl, Eberle, Epp, H. Kauffmann, Kurzs
bauer, den wir in den österreichischen Sälen wiederfinden, vorhanden. Von
Anton se1tz sahen wir wieder ein paar jener höchst sauber und fein durchs
gefiihrten, im Ausdruck anziehenden und lebendigen Bildcl1en, die seine Specialis
tät sind. Der geistreichste unter den Mtinche11er Genremalern ist Eduard
Grützner, zu dessen bekannten Kartenspielern ein allerdings sehr derb ges
rathener Falstaff mit D0rtchen Lakenreisser auf den Knieen und eine prächtige
Scene im Klosterkeller kamen. Der selig über dem Glase eingenickte Kellers
meister, der wohlbeleibte, behäbige Prior, der alle Würde, deren er habhaft weiss
den kann, ausbiefet, und der hagere Fanatilcer, der ihm den Uebelthäter zeigt,
sind mit dem gliicklichsten Humor erfundene Charaktere. Griitzner,8 Einfluss
sehen wir bei 0rtlieb, der uns Mönche in der Klosterkuche, der reichlichen
Liebesgaben sich freuend, v0rfijhrt. Ueberhaupt haben viele Münchener Genres
maler eine ausgesprochene Vorliebe dafür, Pfaffen und ihre Gesellen mit stark
satirischem Zug zu den Hauptpersonen ihrer launigen Bilder zu machen, so
R. S. Zimm e rmann, der uns eine hochkirchliche Deputatio11 in dem fiirsts
lichem Vorzimmer ausmarschirt zeigt, und namentlich Matthias Schmidt, der
die geistlichen Herren in Situationen, wie sie sur ihre Beziehungen zum Volke
bezeichnend sind, schildert: beide so stark tendenzios, dass die ruhige künstlerische
XxVirkung keine ungestörte ist, aber der letztere mit entschicdenem Geist u11d mit
s1cherem malerischem Geschick.
Der Piloty7fchen Schule, der direct oder indirect auch die meisten Ge11res
n1a1er ihre Ausbildung verdanken, gehört auch Hermann Kaulbach an, der
alf0 Wege geht, die von denen feines berühmten Vaters Wilhelm von Kauls
bach fehr verfchieden find. Und doch trifft er manchmal wieder mit diefem
zufammen; fein gr6fseres Bild, Mozart, der todtkrank der Probe feines Requiem
beiw0hnt, erinnert durch die fehr fcharfe, auf die Spitze getriebene Charakteristik
gerade an Wilhelm von Kaulbach7s frühere Zeit. Das Gefchick in der An0rds
nung wie in der malerifchen Behandlung ist unverkennbar; schade nur, dafs ein
giftigsunangenehmer Ton, motivirt durch den grünen Vorhang, durch welchen
links das Licht fällt, über das Ganze ausgegoffen iPc. 1n dem zweiten Bilde
,,Hanfel und Gretel bei der HexeU, ist der Ton des Märchens verfehlt, die Neis
gung zur Karikatur fchlägt in das Fratzenhafte um.
Der.jiingere Claudius Schraudolph erfreute uns durch eine c0loriflifch
glückliche, anziehend aufgefafste scene aus dem ,,FauPcH, den Spaziergang am