DEUTScHLAND,
0ESTERRElCH
UND
UNGARN.
Kunstwerk. Das Ganze ist zugleich ein vollendet durchgeftihrtes, stimmungsv01193
mittelalterliches Interieur, aus defsen reicher Farbenpracht der nackte Körper
herrlich herausleuchtet.
In mehreren genrehaften Gefchichtsbildern fanden wir endlich aufs Neue gute
alte Bekannte wieder: schrader7s jungen shakfpeare als Wj1dclieb, der, der
stuttgarter Galerie gehörig, in einem der letzten Säle hing, C. Beckerl.s col0.
ril7cifch vortrefflichen Carl V. bei Anton Fugger, Treidler7s Abendmahl der
Kurfi.irstin Elifabeth, das als die gediegene Arbeit eines jüngeren Künstlers aus
ider letzten Berliner Aussiellung verdiente Anerkennung fand, zwei Lutherbilder
von Gustav Spangenberg, von denen die Gruppe der bibelLiberfetzenden
Reformatoren zwar zu trocken in Charakteristik und Behandlung ift, dagegen
Luther bei der Hausmuf1k im Kreise der Seinen durch die XVahrheit in der Aufs
fassung der gefchichtlichen Charaktere in wohl gewählter, einfacher Situation
und durch die naivc Anmuth in den Kindern uns als ein Muster feiner Gattung
Werth bleibt.
Ueberblickt man die schöpfungen, von denen wir eben gesprochen, so bleibt
fchliefslich immerhin das erfreuliche Resultat, dass von den älteren und bewäihrs
ten Meistern der Diiffeldorfer und der Berliner Schule, von Bendemann und
Menzel, hervorragende Werke vorhanden find, die f1e in voller Kraft des
Schaffens zeigen, dafs aber auch eine Reihe jungerer Kräfte mit folchen Arbeis
ten auf den SchauplatZ tritt, die in Umfang und Stoff über das hinausgehen, was
die Nachfrage des gewöhnlichen Bildermarkts verlangt, und ein ernfte5 Streben
nach ho11erem Schwungc in der Auffaffung, nach immer gr6fserer Bewältigung
der lcunstlerifchen Mittel offenbaren. Bei den Munchenern aber iPc felbsI das nicht
der Fall. Keine Spur ist mehrldavon zu sehen, dafs hier der Platz war, wo
Corne1ius, schnorr,l Heinrich Hefs ihre grofsen idealen Compof1tionen ge.
fchaffen, wo Kaulbach diefer Richtung, zwar nicht zum Guten, wie wir meinen,
aber immerhin bedeutfam, eine neue Wendung gab, wo bis vor Kurzem M0riz
v. schwind gelebt und geschaffen. Das Haupt der entgegenstehenden realilIis
schen Schule, Pi10ty, feiCkk mit feinem neuen grofSen Bilde vor der Menge
einen Triumph, steht aber in YVahrheit mit demfelben am Anfang des EndeS,
und wie lebhaft er auch auf Künstler verfchiedenfter Richtung als Lehrer gewirkt,
fo hat er doch nur unter den Ungarn Nachfolger auf seiner eigentlichen Bahn
gefunden.
fLichtige und m0dek11C Pfyche zu nennen. Adam07s csSturZ RobespiekkC73,,
giebt uns eine 11öcl1fk lebendige, frappante Schilderung des l1ilt0rifchen Moments
bei kleinem MafsfIabe gut angeordnet und auch in den einzelnen Gefkalten hin:
reicl1Cnd Cl1akakt6kifHfCl1. Ein gröfseres Gefchichtsbild war dann nur noch in
XiVilhelm Lindenfcl1mit7s v Tod VVilhelm7s von Oranien:c vorhanden. Aber
das Ganze nimmt f1cl1 eigentlich aus, als fei es für eine flüchtig fksizzirte llluPcras
ti0n erfunden. Wir vermiffen alles, was einer C6mpof1tion in diefem MafsfkahC
den fefien Halt und den Mittelpunkt geben mtifste. Da ist kein tiefer erfafstHs
Charakter, kein geistig ausreicl1endes ZursAnfchauungsbringen des Mo1nenti3s. Die
Figuren fcheinen gewiffermafsen alle die Treppe hinunterzufallen, welche die